Ratatouille
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Kritik
Wer 'Ratatouille' zu Ende gesehen hat, wird fast umkommen vor Hunger. Denn was hier an digitalen Speisen herbeigezaubert wird, lässt einem das Wasser im Mund verlaufen. In jedes einzelne Gericht möchte man seine Beisserchen stecken, an jedem Suppentopf die Nase verwöhnen. Dabei kommt doch alles aus dem Computer und ist gar nicht echt. Mag sein. Doch als einzige moderne Trickfilmschmiede - und das darf man sagen, ohne zu heucheln - erschafft Pixar echte Gefühle in digitalen Welten. Wie sehr man sich sofort mit dem verträumten Remy verbunden fühlt, doch auch den tollpatschigen Linguini ins Herz schliesst. Und insbesondere ihre Freundschaft wirkt echt, die langsam aufgebaut wird. Das liegt nicht nur an der einmal mehr teuflisch guten Animation, die ein weiterer Quantensprung der Technik bedeutet. Bei Pixar waren es schon immer die mitreissenden, aber genauso gefühlvollen Geschichten, die im Vordergrund stehen. So eine bietet auch 'Ratatouille'.
Schon nur die Idee, dass eine Ratte (der Stereotyp des Müll fressenden Tiers) Koch werden möchte, ist Originalität pur. Der Weg, der zum Ziel führen soll, bleibt diesem Pfad treu. 'Ratatouille' spielt in seiner eigenen kleinen, aber absolut glaubwürdigen Welt. Witzige Nebenfiguren wie der kleine, böse Chefkoch Skinner oder der immer wieder als Remy’s Einbildung auftauchende Gusteau sind prächtige Zeitgenossen. Ein Highlight auch Anton Ego, ein verbissener Restaurantkritiker (und in einem seiner Monologe ein gelungener Seitenhieb auf Filmkritiker). Remy trifft natürlich auf seinem Weg noch auf weitere Gesellen, darunter auch seine Rattenfamilie. Aber in erster Linie ist es Remy selbst, der fasziniert. Einen niedlicheren Nager hat die Filmwelt noch nicht gesehen! Seine Herkunft vergisst die Ratte aber nie, denn sie muss lernen, dass man Essen nicht einfach stiehlt. Eine der wenigen Lektionen, die ein bisschen aufgesetzt wirkt. Weiterer und letzter Kritikpunkt sind die mangelnden Überraschungen in der Geschichte: Zwar bietet 'Ratatouille' immer wieder Wendungen, doch selten überraschen sie so wie etwa in 'Incredibles', der in dieser Hinsicht noch einen Tick besser ist.
Den Kochlöffel beziehungsweise das Regiezepter hat bei 'Ratatouille’ kein geringerer als Brad Bird geschwungen, der schon 'The Incredibles' zu einem Meisterwerk machte. Zwar ist Bird erst relativ spät ins Projekt eingestiegen, als Ersatz für Jan Pinkava ('Geri’s Game'), doch seine Handschrift ist unverkennbar. So holte er etwa wieder Michael Giacchino als Komponisten ins Boot, der Paris schon nur durch die Akustik zum Leben erweckt. Aber auch in Bildern ist die Stadt der Liebe ein Traum: Viele französische Nuancen wurden eingebaut, um den Ort unverkennbar zu machen. In einer Szene schleicht sich Remy etwa durch ein französisches Wohnhaus und beobachtet Bewohner, die vor herrlichen französischen Klischees nur so strotzen. Dazu kommt eine Beleuchtungsart, wie man sie in noch keinem Trickfilm gesehen hat: fein und leicht, als ob man mitten in einem Traum stecken würde - einfach wunderschön anzusehen! Der Titel 'Ratatouille' ist übrigens kein marketingtechnischer Selbstzweck, sondern ein entscheidender Teil des letzten Filmdrittels.
Über 'Ratatouille' könnte man noch viel mehr Worte verlieren. Wie gelungen sein Ende ist, wie komisch seine Witze sind. Er bietet ein rasendes Tempo, mit Verfolgungsjagden durch Küchen und halb Paris, und dann ist er wieder entspannend, beispielsweise wenn Remy zum ersten Mal richtig kocht. Doch vor allem bleibt der Buchtitel von Koch Auguste Gusteau hängen: Jeder kann Kochen. Im übertragenen Sinn: Jeder kann alles erreichen, wenn er nur an sich glaubt. Eine so simple, wie einfache Botschaft. Aber 'Ratatouille' bringt sie so gut rüber wie kaum ein anderer Film. Wenn eine Ratte Koch werden kann, ist alles möglich. Ausser, dass irgendein anderes Animationsstudio Pixar je das Wasser reichen kann.
Die DVD
Bild Die DVD hat ihr Potenzial scheinbar ausgeschöpft. Besser als hier kann ein Bild auf diesem Medium nicht mehr werden. Es ist schlichtweg fehlerlos, mit perfekten Farben und einer wunderbaren Schärfe. Wer mehr will, braucht Blu-ray! |
Sound 'Ratatouille' bietet viel Action, was sich auch positiv auf den Surroundsound auswirkt. Zum Beispiel wenn Chef Skinner durch halb Paris dem kleinen Remy hinterherjagt. Direktionale Effekte, viele Umgebungsgeräusche und voluminöse Musik sorgen für prächtige Unterhaltung. |
Extras
- 2 Kurzfilme
- Gespräch mit Brad Bird und Thomas Keller
- Paris entsteht
- Charaktere
- Arbeitsband: Stromschnellen
- Zusätzliche Szenen
- Hinter den Kulissen
- Remys 'Unglaublich, aber essbar'
- 'Ratatouille' in aller Welt
- Trailershow
Screenshot des DVD-Hauptmenüs |
Auf den ersten Blick präsentiert sich die Special Edition von 'Ratatouille' glanzvoll: Als erste DVD aus dem Hause Disney erscheint sie in einem Steelbook. Doch das Bonusmaterial wird den Erwartungen nicht gerecht. Es fehlt eine umfangreiche Dokumentation, die sich um den ganzen Entstehungsprozess des Films kümmert. Und dieser wäre bei 'Ratatouille' schon nur deshalb interessant, weil Brad Bird als Regisseur kurzfristig einsprang – davon ist aber auf der DVD kein Wort zu hören. Stattdessen erhält man in einer kurzen Dokumentation vorgelegt, wie das digitale Paris entstanden ist. Auch der Beitrag zu den Figuren fällt minimal aus, ohne auch nur an der Oberfläche der Charaktere zu kratzen. Wer denkt, unter 'Hinter den Kulissen' verbirgt sich vielleicht ein solches Making of, täuscht sich ebenso. Hier sind fünf (wieder kurze) Internet-Dokumentationen platziert, die flüchtig von der Animation, dem Design, dem französischen Flair, Brad Birds Regiestil und der Kochkunst im Film erzählen. Dafür gefallen das ausführliche Interview mit Brad Bird und Koch Thomas Keller, und der Kurzfilm 'Lifted', der schon im Kino für Gelächter sorgte. Wer mehr über Ratten wissen will, kriegt dazu einen gezeichneten Kurzfilm serviert. Ebenfalls sehenswert sind die zusätzlichen Szenen, bei denen ein nachfolgender Kommentar jeweils verrät, weshalb sie der Schere zum Opfer gefallen sind. Anhand der Szene, wo Remy durch die Abwasserkanäle rast, wird ein wenig über Kameraperspektiven und Schnitt erzählt. 'Ratatouille in aller Welt' ist lediglich eine Rubrik mit TV-Spots aus verschiedenen Ländern.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Ratatouille |
Produktionsjahr | 2007 |
Genre | Animationskomödie |
Studio | Pixar Animation Studios |
Verleih | Walt Disney Studios Home Entertainment |
Laufzeit | ca. 108 Minuten |
FSK | ohne Altersbeschränkung |
Regie | Brad Bird |
Stimmen (eng.) | Patton Oswalt, Ian Holm, Lou Romano, Peter Sohn, Peter O'Toole, Brad Garrett, Janeane Garofalo |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (2.39:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Deutsch: Dolby Digital 2.0 Englisch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch, Englisch, Türkisch |
Anzahl Discs | 2 |
Verpackung | Steelbook |
© rezensiert von Adrian Spring am 03.02.08
© Bilder, DVD-Screenshots, Walt Disney Studios Home Entertainment