Jian Gui
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Kritik
Nach der japanischen Ring-Trilogie und dem sehr missratenen amerikanischen Remake, wird seit neuestem die asiatische Horrorkunst von Filmfetischisten immer mehr geschätzt. Das verwöhnte, europäische Publikum tut sich zwar noch heute schwer damit, überhaupt asiatische Eigenarten in Schnitt-, Blend- und allgemeiner Filmtechnik als solche zu akzeptieren und wird nicht selten bereits aufgrund der vergleichsweise mangelhaften Leistungen der meist jugendlichen Akteure abgeschreckt. Prädestiniert dazu, gute Filme zu machen, etablieren sich dafür vor allem die Thailänder immer mehr in ein hollywood’sches Asien, welches – hinsichtlich differenzierter Geschmäcker natürlich – auch ganz gute Filme produzieren kann. Hierzu gehören seit geraumer Zeit auch die Gebrüder Danny und Oxide Pang. Wo Regisseur Oxide hierzulande schon als Quentin Tarantino angepriesen wird, gelten beide schon in Thailand als die asiatischen Coen-Brüder. Diese Vergleiche sind aber recht wage und oft auch absolut fehlerhaft. Die Pangs haben weder stilistisch noch handwerklich etwas mit den beiden genannten Grössen gemein, beweisen sich allerdings als äusserst ortsorientiert und in ihrem Masse grösser als die amerikanische Referenz.
Als Europäer fällt es einem tatsächlich schwer, gezeigte Charakteristiken als solche zu anerkennen. 08/15 Kinogänger werden schon bald frustriert den DVD-Player abstellen, da die Bereitschaft einfach zu gering ist, sich solchen kulturell distanzierten Werken zu stellen.
Andererseits hebt sich die Geschichte der ehemals blinden Wong Kar Mun die nun tote Menschen sieht nicht allzu sehr von der westlichen Filmdogma ab. Ob nun eine 20ig-jährige Frau oder ein kleiner Junge tote Menschen sieht, im Grunde ist das Climax-Moment das gleiche. Trotzdem wird eine völlig andere Geschichte erzählt und dass wir nun nicht unnötig Vergleiche mit Shyamalan und seinem durchbrechenden Blockbuster machen müssen: 'The Eye' bietet einen eigenständig, absolut intensivierenden Plot. Wie schon 'Dark Water' oder 'The Ring' erhält man sogar ordentlich viel stilistische und hintergründige Innovation. Zwar versuchen auch die Pang Brüder den ganzen Plot unachtsam simpel zu erklären und relativieren die Hintergründe letztlich wie gewohnt auf eine vergangene Tatsache zurück, deren dunkles Geheimnis während den ca. 109 Minuten immer weiter aufgedeckt wird.
Der gesamte Film wirkt ausserordentlich ruhig. Die ganze Entwicklung von der Blindheit zu der immer besser währenden Sehkraft der jungen Frau wird kaum mit durchsichtigen oder sinnlos überspitzten Szenen beschrieben. Immer mehr, merkt Wong, dass etwas an dem Gesehenen nicht stimmen kann und als sie dann noch beginnt ganz deutlich tote Menschen auf den Strassen und in Fahrstühlen zu begegnen, nimmt die Geschichte auch ihren typisch-detektivischen Lauf.
Vor allem technisch darf sich das ansonsten so bescheidene Filmchen nicht hinter einem Vorhang verstecken: Die seltenen Schockeffekte wurde mit gelungenen Bildkompositionen und angemessenen Schnittfolgen inszeniert, so das quasi in einer abnormen, filmtechnischen Symbiose die Szene wie aufeinander eingestimmt wirken mögen. Soundtrack und Stimmung sind auch dementsprechend atmosphärisch. Da viele Leute heutzutage aber unter Spannungsbögen auch beschleunigte visuelle Effekte verstehen, mag der Film wie erwähnt für den ein oder anderen verwöhnten Zuschauer zu langweilig wirken. Diesbezüglich besonders gelungen wirkt das Ende des Films. Zwar ist es bei einer längeren Nachschlusssequenz immer verständlich, dass noch eine entscheidende Wendung im Filmkonzept kommen „muss“. Dass das letztlich dargestellte Szenario aber sehr eindrücklich und unglaublich wagemutig inszeniert wurde, zeugt aber von einem verdaulichen Dead-End. Hier darf man jedenfalls ein Auge zudrücken und noch mal den Mund aufmachen und hat nicht ein "Das-hätt-jetzt-wirklich-nicht-sein-müssen-Moment" zu erwarten.
Bild Asiatische Produktionen hinken bildtechnisch im Vergleich zu den westlichen ein bisschen hinten nach. Vor allem bemerkbar wird dies im Bereich der Unschärfen und dem allgemeinem Schärfeniveau. Die Bilder wirken meist viel zu weich, dazu kommen Probleme mit zu sterilen Kontrast Justierungen und etwas zu blassen Farben. Auch Bildrauschen trifft bei dieser Highlight DVD viel häufiger als üblich auf. Dafür besticht die DVD qualitativ mit kräftigen Farben und der mageren Anzahl an Artefakten. |
Sound Wo das Bild noch wegen seinem asiatischen Ursprung schwächelt, erzielt das Sound-Mastering neue Höhenflüge. Der Subwoofer wird hervorragend eingesetzt und zusätzliche Splitsurroundeffekte, sowie eine angemessene Justierung im Center für Dialoge und nahe Geräusche zeugen von einem nahezu perfekten Rundum-Erlebnis. Schon alleine die Tatsache, dass der Film mit der kantonesischen Originalspur in Dolby Digital 5.1 und zuschaltbaren deutschen Untertitel einher kommt, spricht für eine geschickte europäische Vermarktung von 'The Eye'. |
Extras
- Making-of (dt. Untertitel)
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Jian Gui |
Genre | Horror |
Studio | Applaus Pictures |
Verleih | Highlight Video |
Laufzeit | ca. 109 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren |
Regie | Oxide Pang Chun, Danny Pang |
Darsteller | Lee Sin-Je, Lawrence Chou, Chutcha Rujinanon, Candy Lo, Pierre Png, Edmund Chen |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (1.85:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Chinesisch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch für Hörgeschädigte |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Philipp Thalmann am 14.08.04