Cidade de deus
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Kritik
Ganze fünf Jahre hat es gedauert, bis das (nicht unbedingt kleine) Land Brasilien filmisch wieder auf sich aufmerksam gemacht hat. Nach „Central do Brasil“ von Walter Salles darf man Meirelles’ neustes Werk nämlich als weiteres filmisches Meisterprodukt begrüssen.
Anarchie ist das Zauberwort, nicht nur was den Inhalt des Films betrifft sondern bezogen auf die gesamte Machart des Films. Jedem, wenn er auch nur ansatzweise etwas vom Filmemachen versteht, klappt bei einigen Szenen der Unterkiefer runter: Mit einem virtuosen, aber unglaublich präzisen Schnitt werden die gesetzlosen Stadtviertel der „City of God“ porträtiert. Dabei ist die Technik nur ein Stilmittel um die direkte Brutalität der Personen und ihren Handlungen zu charakterisieren. Meirelles hat sich die Produktion auf keinem Falle leicht gemacht, letztendlich ist ihm aber auch mit einfachen Laiendarstellern eine äusserst intensive Präsentation gelungen. Man bedenke, dass teilweise auch Kinder für den Film „rekrutiert“ wurden, die tatsächlich in den Slums leben.
Verwahrlosung, Brutalität, Hoffnungslosigkeit und eben: Anarchie. Dass solche Elemente für die Adaption einer wahren Begebenheit Vorraussetzung sind, ist mehr als tragisch. Dennoch funktionalisierten Meirelles und Crew die Darstellung nicht in eine pseudo-pathetische Trauerorgie um. Der Film ist und bleibt von Anfang bis Ende konkret. Man mag diese sogenannte naturgemässe, emotionale Unterkühlung als eine Schwäche des Films betrachten, doch hätte man für eine ansatzweise gerechte Wiedergabe dieser düsteren Tatsachen des menschlichen Gemeinschaftsgefühls keine andere Form denken können. Der Film macht klar, dass diese Welt tatsächlich so existiert: Eine Welt in der Töten und Drogen nehmen so selbstverständlich ist, wie in ins Kino zu gehen oder zu heiraten in einer andere.
„City of God“ ist ein Gangsterfilm, der kaum mit anderen zu vergleichen ist. Was z.B. führungstechnisch für Guy Ritchie oder Scorsese zur Akzentuierung ihrer Filme beiträgt, wirkt in „City of God“ eher als eine Art Symbiose mit Filmkunst und Wirklichkeit. Dreck, Schmutz, Hässlichkeit und Alter wirken zusammen mit verwackelten Kamerafahrten zu einer ästhetischen Zusammenarbeit mit den dargestellten Charakteren. Eine Intensität, die andere Kinoproduktionen klar in den Schatten stellt.
Bild Die Absicht des Regisseurs einen „dreckigen“ Eindruck zu schaffen, kann glücklicherweise nicht auf das DVD Bild übertragen werden. Kontrast und Farbe sind angepasst und die Bildschärfe könnte man als etwas höheren DVD-Standard bezeichnen. |
Sound Der Hauptfilm enthält zwei Tonspuren: die original portugiesische und eine deutsche. Erstaunlicherweise kann man der Synchronisation nur wenig Makel anhängen, verglichen mit dem Film „Kids“ aus den 90er beispielsweise, der einen ebenso kaschierten Slang der Kinder aufweist und völlig „zur Nichte“ synchronisiert wurde. „City of God“ ist diesbezüglich allemal annehmbar. Desweiteren wurde ein ziemlich bunter Score aus 60 Hits und Funk und Party-Songs zusammengestellt. Technisch betrachtet bietet die DVD ein solides Tonmuster, dass auf den meisten Soundsystem für ordentlich Authentizität sorgen sollte. |
Extras
- Making-of “Oficina dos Atores”
- Brasilianischer Trailer
- Musikclip “Batucada Remix”
- Darsteller- und Crewinfos
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Cidade de deus |
Genre | Drama |
Studio | 02 Filmes |
Verleih | Constantin Film |
Laufzeit | ca. 128 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren |
Regie | Fernando Meirelles |
Darsteller | Leandro Firmino da Hora, Luis Otàvio, Douglas Silva, Alexandre Rodrigues |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (1.85:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Portugiesisch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch für Hörgeschädigte |
Anzahl Discs | 2 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Philipp Thalmann am 05.07.04