Platoon
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Kritik
Irgendwie ist es zermürbend daran zu denken, wie unglaublich blöd die Amis doch sind. Im Grunde waren sie das schon immer. Besonders angenehm patriotisch war beispielsweise diese Sache mit Pearl Harbor, wo die lieben Cowboys einige Tote Seeleute gleich mit einigen millionen armseeligen Bauern in Hiroshima und Nagasaki vergelten mussten. Dies wird zu aller Ironie hin auch noch mit unzähligen Memorial Days und Hollywood-Filmchen zelebriert.
Nun kommt ein Oliver Stone und denkt sich: Genug jetzt, die Amis sind keine Kriegshelden. Sie sind arrogante, menschenfeindliche Arschlöcher. Nicht alle, aber sicher auch nicht wenige. Als Fundament nahm sich Stone dem Vietnamkrieg an. Auch wieder so ein düsteres Stück amerikanische Geschichte, welches nur mit unzähligen, vietnamesischen Zivilmorden und sinnlosen Territorialkriegen beleuchtet werden kann.
Oliver Stone war zu den Dreharbeiten schon für seine Drehbücher zu 'Conan der Barbar' und den Pacino-Reisser 'Scarface' als effizienter Filmartist bekannt. Mit 'Platoon' bekam er dann diese Art von Kritik, die seiner direkten Zunge auch zugehörig war. Wer könnte besser einen grundlegend tiefgängigen, klischeelosen Kriegsfilm produzieren, der sich auf Realismus und eine kräftige Darstellung ebenso stützt, wie auf Charaktertiefe und Objektivität als ein Kriegsveteran selbst, der sich nicht von seinen Taten zu verstecken braucht?
'Platoon' bot aufgrund standfester Regiearbeit und einem hervorragenden Screenplay auch die besten Möglichkeiten für die Schauspieler sich im gröbsten Masse zu entfalten. Noch bevor Charlie Sheen nämlich in die Riege der Comedy-Darsteller hineingerutscht ist, gelang es ihm, der Kinogemeinde einen ausserordentlichen vielschichten Studenten zu demonstrieren, der in Vietnam Begriffe wie Krieg und Wahrheit besser kennenlernen sollte. Zu seinem Unwollen besitzt er zwei total konträre übergerodnete Sergeants, die jeweils von Willem Dafoe und Tom Berenger in einer kontrastierenden Paraderolle gemimt werden.
Bald schon entsteht ein Konflikt in der eigenen Gruppe und Heldentum und Brüderlichkeit gehören ebenso zusammen, wie Hass und Verrat. Inszeniert durch dynamische Bilder und einem derb-einfahrenden visuellen Stil wirkt 'Platoon' selten wie einer dieser typischen, dokumentarischen Klassiker. Von dem üblichen Filmsegment der Kriegsfilme wollte sich Stone nämlich auch abkehren, um aber nicht in diesem Sinne kritisch zu funktionieren sondern moralisch zu "beleuchten".
Bild MGM hat sich dem bereits überarbeiteten Master der ersten DVD-Auflage nicht noch einmal zusätzlich angenommen. Ist im Grunde auch gar nicht mehr nötig, da die Bildqualität hinsichtlich der gut 18 Jahren die der Film mittlerweile auf dem Buckel hat, nicht unbedingt schlecht ist. Eine sehr angenehme Bildschärfe, starke Farben und ein starker Kontrast, der auch in Nachtaufnahmen noch einige Details anzeigen mag. Auch das teilweise auftretende Blockrauschen darf man verschmerzen. |
Sound Üblicherweise werden die beiden Tonspuren Englisch & Deutsch mitgeliefert, die auch in der Gold Edition noch immer im Dolby Digital 5.1. vorliegen. Leider wurde hier ein bisschen geschlampt, d.h. die 5.1. Optimierung hätten sie sich auch sparen können, da das meiste noch immer auf dem Surround festsitzt. Selbst Schusswechsel und Explosionen wirken daher nicht besonders räumlich. Die mitgelieferten Sprachen Französisch, Spanisch und Italienisch wurden dann auch direkt im Dolby Mono belassen. |
Extras
- Audiokommentar mit Oliver Stone
- Audiokommentar mit Captain Dale Dye
- Fotogalerien
- Fernsehspots
- 8-seitiges Booklet mit Hintergrundinformationen
Hinsichtlich der Tatsache, dass die Gold Edition nur eine DVD enthält, sind die Extras gerade so ausreichend. Der Audiokommentar von Oliver Stone ist sogar richtig cool, da Stone zwar spärlich aber durchaus konkret auf die Machart seiner Filme eingeht. Zwar berichtet er nicht gross von dem moralisch- und sozialkritischen Hintergrund des Filmes, merkt aber teilweise symbolische Sachen an, die der normale Zuschauer nicht erkennen könnte.
Auch die Spur von Captain Dale Dye ist interessant, obwohl der Kriegsveteran eher in einer nostalgischen Objektivität berichtet, als von einem subjektiven, erlebenden Status aus.
Die Dokumentation 'Tour durch die Hölle' soll dann wiederum belehren, ist aber eher eine stinknormale Design-Dokumentation. Kein Highlight, aber auch ganz interessant anzusehen.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Platoon |
Genre | Kriegsfilm |
Studio | MGM |
Verleih | MGM Home Entertainment |
Laufzeit | ca. 114 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren |
Regie | Oliver Stone |
Darsteller | Tom Berenger, Willem Dafoe, Charlie Sheen, Forest Whitaker, Francesco Quinn, John C. McGinley |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (1.85:1) |
Ton | Englisch: Dolby Digital 5.1. Deutsch: Dolby Digital 5.1. Französisch: Dolby Mono Spanisch: Dolby Mono Italienisch: Dobly Mono |
Untertitel | Deutsch, Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Philipp Thalmann am 23.11.04