Videospiel-Entwickler Toby Gard suchte 1994 einen Charakter für sein neues Spiel 'Tomb Raider'. Aufgrund den akrobatischen Fähigkeiten die er für seinen Protagonisten vorsah, war ein Mann unpassend - so nahm er eine Frau dafür, es entstand Lara Croft. Eine knallharte Sex-Bombe erster Güte, welche durch einen Rechenfehler mit einer überdimensionierten Oberweite ausgestattet wurde. Mit der Zeit wurden die Spiele jedoch seriöser, ihre Oberweite schrumpfte, aber ihr Sex-Appeal blieb. Nach fünf Jahren ohne neuen Ableger der Spieleserie folgte dann 2013 der Paukenschlag: Der Reboot der Spieleserie mit 'Tomb Raider', welcher die Anfänge von Lara Croft beleuchtet - mit einer deutlich ent-sexualisierten und stärkeren Lara. Ein hoher Realismus- und Brutalitätsgrad wurde angestrebt und so erhielt das Spiel auch erstmals in der 'Tomb Raider'-Geschichte eine FSK18-Freigabe. Genau dieser Spieletitel wurde nun verfilm. Lara Croft wird verkörpert von Oscar-Preisträgerin Alicia Vikander ('The Danish Girl'), was für viel Wirbel in der Videospielszene sorgte. Vikander sei zu ernst, zu wenig sexy für Lara Croft und habe eine zu kleine Oberweite... Fakt ist aber: Vikander macht in 'Tomb Raider' ihre Sache sehr gut und verkörpert eine fitte, starke und selbstbewusste junge Frau - wenn auch nicht ganz eine typische Lara Croft. Klar, der Film zeigt die Anfänge von Lara Croft. Doch trotz viel Hintergrundgeschichte, dem wunderschön gestalteten Croft Manor und dem ständigen Bezug zu Vater Richard Croft, wird die Heldin nicht wie im Spiel als Lara Croft erkannt, sondern als eine eine sportlich fitte Frau, die vom Fahrradkurier zur Abenteuerheldin wird. Dazu trägt wohl auch die Tatsache bei, dass Lara nach Stürzen und Verletzungen immer sehr wehleidig agiert - ganz untypisch wie sie im Videospiel verkörpert wird. Ihre Schmerzensschreie gehen zuweilen fast in ein Winseln über und wiederholen sich im Film sehr oft. Die Story des Filmes wird jedoch dem Spiel sehr gerecht. Sie ist zwar simpel gestrickt und ziemlich Point-to-Point-lastig, weist aber ab und zu auch einige Rätsel auf - wie im Spiel. Für ein Videospiel sind diese Umstände sehr spannend, doch für einen Kinofilm zwischenzeitlich leider etwas ermüdend und oftmals etwas logikfremd. Die Solo-Sequenzen mit Lara, wie die Wasserfall-/Flugzeug-Szene, sind spannend inszeniert und fesseln, doch sobald sich mehr als zwei Personen in einer Sequenz befinden, büsst der Film leider an Intensität ein. Kurzum: 'Tomb Raider' ist sicherlich besser, ernstgemeinter und brutaler als die Angelina Jolie-Filme von 2001 und 2003, aber ohne den Lara Croft-Bezug wäre es "nur" ein durchschnittlicher Actionfilm, welcher hie und da mitzureissen vermag. Solide Machart und tolle Atmosphäre, aber eine
etwas zu wehleidige Lara und viele Logikfehler! |