Armut, unmittelbar vor den Toren von Disneys Freizeitpärken in Florida, in denen die Realität weit in den Hintergrund gerückt und allen Kindern ein Lächeln ins Gesicht gezaubert wird. Der New Yorker Regisseur und Drehbuchautor Sean Baker widmet dieser sozialen Randgruppe, welcher kaum Beachtung geschenkt wird, mit 'The Florida Project' einen Film. Baker dreht bereits seit achtzehn Jahren Filme, doch spätestens mit 'Tangerine L.A.', welcher 2015 komplett auf einem Handy gefilmt wurde, machte er auf mehreren Filmfestivals auf sich aufmerksam. Gedreht wurde bei 'The Florida Project' ausschliesslich mit Amateurschauspielern. Die aus Litauen stammende Hauptdarstellerin Bria Vinaite fand Baker beispielsweise über Instagram. Einzig Willem Dafoe ist als "erfahrener" Schauspieler mit von der Partie - und hat dabei auch gleich die Rolle des erfahrensten aller Mitwirkenden inne: Die des Motelmanagers. Dafoe meistert seine Rolle souverän und tritt als ruhiger und sachlicher Pol in seinem Motel auf. Verdient erhielt er für seine Leistung eine Oscar- sowie eine Golden Globe-Nomination, was wohl insbesondere auf seine überraschende Wandelbarkeit zurückzuführen ist. Die wahren Stars des Films sind aber ganz klar die Kinder von 'The Florida Project'. Auch bei ihnen handelt es sich um Amateurschauspieler. Baker teilt mit, dass die Kinder häufig nur beim ganz normalen Spielen gefilmt wurden. Gepaart mit elementaren Story-Wendungen und den vielen Fluchwörtern die sie den Kindern in den Mund legten, wirkt so das Geschehen erschreckend natürlich und realitätsnah. Die wahre Kunst des Filmes ist jedoch, dass man als Zuschauer stets hin- und hergerissen ist zwischen "Nehmt dieses Kind doch dieser verrückten Mutter weg" und "Aber dem Kind geht es doch gut, es liebt seine Mutter und fühlt sich wohl bei ihr". Trotz einer Rahmenhandlung, welche nur einige Tage in den Sommerferien auffasst und keinen roten Faden besitzt, vermag die Story trotzdem über die fast zweistündige Laufzeit zu fesseln. Die Schauspieler sind top, die Atmosphäre ist gekonnt inszeniert, der Erzählfluss stimmt, die Kamerawinkel sind passend gewählt und nicht selten wird dem Zuschauer während des Films unweigerlich aufgezeigt, dass es sich beim Gezeigten zwar um eine fiktive Geschichte handelt - jedoch um eine existierende Realität, welche exakt dort in Florida stattfindet, wo jährlich Millionen US-Amerikaner ihren Urlaub verbringen. In Disneyworlds Schatten: Die harte Realität sozialer Aussenseiter! Starkes Sozialdrama! |