Der Schweizer Theologe Huldrych Zwingli hat im sechzehnten Jahrhundert die Stadt Zürich ganz schön aufgewühlt - was letztendlich zur Folge hatte, dass durch seine Arbeit und die von Johannes Calvin die evangelisch-reformierte Kirche der Schweiz hervorging, welche heute noch in vielen Regionen allgegenwärtig ist. Der gebürtige St. Galler wuchs im Toggenburg auf, wechselte schon bald an die Lateinschule in Basel, zog später nach Bern, wurde Pfarrer in Glarus und Leutpriester in Einsiedeln, bevor er dann mit erst fünfunddreissig Jahren nach Zürich kam und dort Leutpriester am Grossmünster wurde. Der Zürcher Regisseur Stefan Haupt ('Der Kreis') verfilmte nun diese entscheidenden Jahre im Leben von Zwingli - von seinem ersten Tag in Zürich 1519 bis zu seinem Tod zwölf Jahre danach. In diesen zwölf Jahren passierte aber so einiges. Zwinglis erste reformatorische Schrift gegen das Fasten der römischen Kirche, das anschliessende, geschichtsträchtige "Wurstessen", die Bemühungen um die Aufhebung des Zölibats, drei Zürcher Disputationen innerhalb eines Jahres sowie letztendlich die legendäre Zürcher Bibel, welche nach der Lutherbibel die erste deutsche Bibelübersetzung war. So ahnt man auch bereits, welches Publikum 'Zwingli' am meisten anspricht: Jene Zuschauer, welche die reformierte Kirche kennen und einigermassen wissen, wer Zwingli eigentlich war und was er bewirkt hat. Für alle anderen Zuschauer ist der Film vermutlich lediglich eine Aneinanderreihung von "scheinbar bedeutenden" Ereignissen, welche aber weitestgehend ohne Schlachten, Mord und Totschlag auskommen. Kurzum: Für jene Zuschauer könnte 'Zwingli' durchaus langatmig erscheinen. Denn Regisseur Stefan Haupt und Drehbuchautorin Simone Schmid packen so dermassen viel in den Film hinein, dass sich nicht einmal die Person um Zwingli richtig entfalten kann. Was aber in jedem Fall gelungen ist, ist die inszenatorische Umsetzung sowie deren Detailverliebtheit. Das, für Schweizer Verhältnisse, grosse Budget von sechs Millionen Franken ist durchwegs sichtbar und zeigt sich insbesondere bei den Kostümen und den Innenausstattungen. Hier sieht man, dass diese Sparte Film hinsichtlich der Machart überzeugt - und so wächst natürlich die Hoffnung auf weitere Schweizer Historienfilme aus dem Mittelalter. Für geschichtlich interessierte Zuschauer ein sehenswerter & ansprechend verpackter Film! |