Der Hype um das Handyspiel 'Pokémon GO' nahm im Sommer 2016 Ausmasse an, von dem andere Mobilegame-Hersteller nur träumen können. Bis Ende 2018 wurde das Spiel über eine Milliarde Mal heruntergeladen und bescherte nicht nur dem Softwareunternehmen Niantic einen riesigen Erfolg, sondern auch der gesamten 'Pokémon'-Marke. Die kleinen, niedlichen Fantasiewesen, welche seit 1996 in der Gaming-Welt umherwuseln, erleben seit drei Jahren einen enormen Aufschwung und so ist es kaum verwunderlich, dass nun mit 'Pokémon Meisterdetektiv Pikachu' der erste 'Pokémon'-Realfilm in die Kinos kam, welcher auf diesen Erfolgszug aufspringt. 'Pokémon'-Zeichentrickfilme gab es seit dem Jahr 2000 bereits über zwanzig (allesamt in Japan produziert), aber dass ein 'Pokémon'-Realfilm im Hollywood-Format verfilmt wird, ist neu. Zudem ist auch die Tatsache interessant, dass nicht ein "Wie alles begann"-Film erscheint, sondern die Verfilmung des japanischen Nintendo 3DS-Videospiels 'Meisterdetektiv Pikachu' aus dem Jahre 2016. Zudem ist es auch sehr gewöhnungsbedürftig, dass Pikachu, welcher mit seinen niedlichen "Pika-Pika"-Ausrufen für Kulleraugen bei Kindern und Erwachsenen sorgt, plötzlich sprechen kann - und das nicht etwa kindlich-süss, sondern erwachsen-frech mit Ryan Reynolds Stimme. Sprüche wie "Hast du schon mal mit 'ner Frau geredet? War das etwa im Geburtskanal?" fallen bereits von Anfang an, was natürlich bei waschechten Pokémon-Fans, welche trotz 'Pokémon GO' mehrheitlich immer noch Kinder sind, eher zu fragenden Blicken führt. Abgesehen davon, sorgt der Film aber für sehr viel Kinderstaunen. Die Zeichentrickhelden sind sehr putzig animiert und der Film ist proppenvoll davon - manchmal stehen sie im Rampenlicht, aber stellenweise auch im Hintergrund. Es gibt auf jeden Fall viel zu sehen. Die Geschichte entspricht aber den typischen knallbunten Bildern der Zeichentrickserie und Videospiele leider eher weniger, sondern präsentiert sich wie ein klassischer Krimi: Düster, dunkel, mit einer unnötig komplexen Geschichte. Kinder können dem Fall zwar gut folgen, doch für erwachsene Zuschauer hat die Geschichte schlichtweg zu wenig Pepp. Die Sprüche von Pikachu sind witzig, passen aber nicht wirklich zur Figur, so wie man sie kennt. Es ist somit sehr schwierig, 'Pokémon Meisterdetektiv Pikachu' einzustufen - sowie auch sein Zielpublikum. Mit einem "Wie alles begann"-Realfilm hätte sich wohl vieles einfacher gestaltet - doch wer weiss: Vielleicht folgt ja dieser noch. 23 Jahre warteten die Fans auf den ersten Poké-mon-Realfilm. Aber ist es das, was sie wollten? |