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Inhalt |
Stockholm, 1973: Mit Perücke, Sonnenbrille und Lederjacke überfällt Lars (Ethan Hawke) eine Bank in der schwedischen Hauptstadt und nimmt alle darin als Geiseln. Schnell wird klar, dass er es weniger auf Geld als auf die Freilassung seines inhaftierten Kumpels Gunnar (Mark Strong) abgesehen hat. Doch nachdem die Polizei diesen wie vereinbart zur Bank bringt, beginnt erst die eigentliche Geschichte: Zwischen Lars und seinen Geiseln hat sich eine persönliche Beziehung entwickelt, die nicht nur Schweden, sondern die ganze Welt in Atem hält. |
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Originaltitel |
Stockholm |
Produktionsjahr |
2018 |
Genre |
Thriller |
Laufzeit |
ca. 93 Minuten |
Altersfreigabe |
ab 12 Jahren |
Regie |
Robert Budreau |
Darsteller |
Ethan Hawke, Noomi Rapace, Mark Strong, Christopher Heyerdahl, Bea Santos |
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Kritik |
Das Stockholm-Syndrom - fast jeder kennt den Begriff, doch vermutlich haben sich die wenigsten jemals gefragt, weshalb darin die schwedische Hauptstadt namentlich erwähnt ist. Der Grund ist nicht weit hergeholt: Das Ganze läuft auf einen Vorfall in Stockholm zurück - genauer gesagt der Überfall auf die schwedische Kreditbanken-Filiale auf dem Platz Norrmalmstorg in Stockholm im August 1973. Wobei nicht der Überfall an sich, sondern die über fünftägige (!) Geiselnahme in die Geschichte einging. Denn anschliessend zeigte sich, dass die Geiseln während der Gefangenschaft eine grössere Angst vor der Polizei entwickelten als vor ihren Geiselnehmern - und noch mehr: Nach Beendigung der Geiselnahme zeigten sich die Geiseln dankbar gegenüber den Geiselnehmern für die Freilassung und besuchten sie sogar im Gefängnis. Ein psychologisches Phänomen war geboren - und wird nun, fünfundvierzig Jahre später, von Filmemacher Robert Budreau ('Born to be Blue') in 'The Captor' verfilmt. Die Verfilmung basiert zwar nur lose auf den tatsächlichen Ereignissen, doch der Hauptplot bleibt grösstenteils unverändert - und dieser Plot stellt filmisch eine wahre Herausforderung dar: Wie kann man in lediglich neunzig Minuten dem Publikum glaubhaft machen, dass sich ein Entführungsopfer in seinen Entführer verliebt? Eines vornweg: Robert Budreau gelingt dieses Kunststück - und mitverantwortlich dafür ist auf jeden Fall auch der vierfach Oscar-Nominierte Ethan Hawke. Seine Interpretation des extrovertierten, überdrehten Nervenbündels ist schlichtweg einwandfrei und die Bankangestellte Bianca (ebenfalls top gespielt von der gebürtigen Schwedin Noomi Rapace) sieht schon ziemlich bald tief in sein Inneres, dass er lange nicht so ein gewissensloser Brutalo ist wie er sich ausgibt. All diese Umstände führen zu einem spannenden Kammerspiel, bei dem auch der Zuschauer ziemlich überraschend eine Art Einsicht mit dem Verbrecher entwickelt und die Polizei bald als grössere Gefahr für die Geiseln betrachtet. Kurzum: Auch wenn 'The Captor' offensichtlich mit kleinem Budget umgesetzt wurde und sich aufgrund der eher knappen Laufzeit nur auf das Wesentliche beschränkt, weiss er über die gesamte Laufzeit zu gefallen. Die Geburt des Stockholm-Syndroms: Mit gut aufgelegten Darstellern spannend inszeniert! |
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© rezensiert von Philipp Fankhauser am 09.12.19
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