In ihrer im November 2013 veröffentlichten Autobiografie 'Platzspitzbaby' erzählt Michelle Halbheer, wie sie bei ihrer stark drogenabhängigen Mutter aufwuchs. Der berühmt-berüchtigte Zürcher Platzspitz war damals die grösste (!) offene Drogenszene Europas . Nach dessen Räumung im Februar 1992, wurden die Drogenkranken in die angrenzende Quartiere vertrieben, wo auch Michelle mit ihrer Mutter in einer kleinen, heruntergekommenen Wohnung lebte. Mia wurde geschlagen, angeschrien, für Drogenkäufe genötigt - blieb aber, aus Liebe, bei ihrer Mutter. Nun wurde das Buch vom Schweizer Regisseur Pierre Monnard ('Recycling Lily') verfilmt, welcher auch bei der erfolgreichen SRF-Serie 'Wilder' Regie führt. Jene Serie ist wohl auch der Grund, weshalb er 'Wilder'-Protagonistin Sarah Spale für die Hauptrolle der Mutter verpflichten konnte - was sich im Nachhinein als wahrer Glücksgriff erwies. Spale beweist ein ungemeines Talent und verkörpert die Drogensüchtige nicht nur emotional glaubhaft, sondern auch visuell überzeugend. Teilweise abgemagert bis auf die Knochen, mit leerem Gesichtsausdruck und zum anderen emotional aufbrausend und in wenigen Momentan auch sehr liebevoll zu ihrer Tochter. Aber auch die damals zwölfjährige Luna Mwezi, welche die junge Mia spielt (und damit ihr Schauspieldebüt gibt) überzeugt vollends. Ihre unerschütterliche Liebe zu ihrer Mutter und das verzweifelte Suchen nach Lebensfreude und Anerkennung werden von ihr grandios authentisch wiedergeben. Hinzu kommt ein gut strukturiertes Drehbuch von André Küttel, welches die einhundert Minuten Laufzeit gut zu füllen weiss. Einzig zu bemängeln ist, dass die Motivation des Vaters, Mia aus diesem Sumpf rauszuholen, nicht ganz greifbar ist und auch das Nichthandeln der Behörden, welches elementar für Mias Schicksal war, hätte mehr Aufmerksamkeit verdient. Aber ansonsten: Emotional umgesetzt und eine tolle Referenz für Schweizer Kinofilme. Grandiose Protagonisten und eine berührende Geschichte! Genau so geht Schweizer Kino! |