Requiem for a Dream
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Kritik
Drogenfilme gab es in den letzten Jahre nicht besonders viele: 'Traffic' und '21 Gramm' gehören zu den modernen Ausnahmen, 'Trainspotting' ist der Klassiker im Genre. Aber ein anderes Werk übertrifft all diese Filme mit etwas, das man kaum beschreiben kann. Ist es Faszination? Mitleid? Oder einfach die Fesslung an den Bildschirm, wenn man dieses Werk betrachtet? Wie gesagt, es lässt sich nicht beschreiben. Und vergleichen? Das schon gar nicht, da man ein solches Gefühl nur bei ganz wenigen Filmen hat. Man möchte wegschauen, gleichzeitig aber die Augen noch mehr öffnen, um jedes kleine Detail mitzubekommen. 'Requiem for a Dream' ist einzigartig. Was aber macht diesen im Grunde genommen so einfachen Film zu einem solch aussergewöhnlichen Werk?
Einer der Gründe ist sicherlich, dass sich der Film nicht Hollywood anpassen will und sein eigenes Ding durchzieht. Es gibt kein Happy End und dennoch gibt es eines. Auch gibt es beinahe keine Szenen, die einem ein Lächeln aufs Gesicht zaubern würden. Vielmehr bilden sich während der Laufzeit immer mehr Sorgenfalten, die sich um die Figuren und deren Schicksal kümmern möchten. Und der Stil des Films ist ebenfalls anders: Die schnellen Schnitte wechseln sich mit langen Einstellungen ab, Drogeneinnahmen werden immer auf dieselbe Art bebildert, Kamerafahrten gibt es nur sehr selten. Regisseur Darren Aronofsky spielt vielmehr mit geschickten Einstellungen und Schnitten.
Hauptaugenmerk für die Genialität dieses Films sind aber die vier Schicksale, die einen kaum loslassen. Jared Leto verkörpert die Leadfigur Harry, der mit den anderen drei Charakteren eng verbunden ist. Sein Spiel ist so gut, dass man ihm den drogensüchtigen ohne weiteres abnimmt. Auch sein Kollege Marlon Wayans ist aussergewöhnlich gut in seiner Rolle. Ansonsten kennt man ihn fast ausschliesslich aus Blödelkomödien. Doch hier zeigt er, was er wirklich kann: Schauspielern! Ebenfalls mit an Bord ist Oscarpreisträgerin Jennifer Connelly, deren Leistung mit jener in 'A Beautiful Mind’ 'locker mithalten kann. Zu guter Letzt ist da noch Ellen Burstyn, die Harrys tablettensüchtige Mutter Sara spielt. Sie ist mit Abstand die Beste im Cast und überzeugt restlos. Ihre vielen Gesichter, die sie im Verlauf ihrer Sucht zu durchleben hat, werden allesamt perfekt rübergebracht und erzeugen Gänsehaut, insbesondere ihre Abschlussszene.
Neben den Darstellern beziehungsweise. Figuren und der Machart des Films gibt es noch einen weiteren Punkt, der für die bedrückende Atmosphäre in 'Requiem for a Dream' zuständig ist: Die Musik. 'Herr der Ringe'-Fans wird das Theme sofort bekannt vorkommen, da es im Trailer zu 'Die zwei Türme' verwendet wurde. Hat man sich da noch gefragt, was diese unpassende Musik soll, ist sie hier ein Stilmittel der besonderen Art. Immer wieder wird diese Musik gespielt und jedes Mal verändert sich dadurch augenblicklich die Stimmung ins Düstere und Finstere. Und was auch ein gutes Zeichen für dieses Theme ist: Selbst Tage nach Betrachten des Films geht es immer noch den Gehörgang auf und ab.
Bevor man sich auf 'Requiem for a Dream' einlassen will, sollte man jedoch gewarnt sein: Dieses Werk ist kein Film für zwischendurch, den man "einfach mal so" sehen kann. Wer es wagt, diesen Film zu betrachten, wird von ihm nicht mehr losgelassen. Er verfolgt den Zuschauer regelrecht, man kann ihm nicht mehr entfliehen. Kurzum: Er brennt sich im Gedächtnis ein. Diese Welt ist garantiert nicht etwas für jedermann. Doch wer sich auf diesen Trip einlässt, wird mit einem der eindringlichsten, bedrückendsten und gleichzeitig bewegendsten Filme der letzten Jahre belohnt. 'Requiem for a Dream’ ist 'schlichtweg ein Meisterwerk!
Bild Das Bild kann weder mit einer akzeptablen Schärfe, noch mit Rauschfreiheit überzeugen. Immer wieder fällt sowohl im Hintergrund, als auch auf den Darstellern Rauschen auf. Teils wird das Bild gar grobkörnig. Die düstere, in Blau- und Grüntönen gehaltene Stimmung kommt aber dennoch perfekt rüber. |
Sound Obwohl es zwei deutsche Tonspuren gibt, eine davon in dts 5.1, kann der Surround nicht wirklich überzeugen. Nur in ganz wenigen Szenen wird er effektiv eingesetzt und überrascht mit gekonnten Effekten. Doch im Grunde genommen ist für jeden Fan des Films etwas anders das Highlight: Die englische Tonspur! Die gab es nämlich bei der Erstauflage der DVD noch nicht. Da die deutsche Synchronisation alles andere als gelungen ist, sollte man das Original bevorzugen. |
Extras
- Interview mit Hubert Selby Jr. (Drehbuch/Buchvorlage)
- Interview mit Darren Aronofsky (Regie)
- Anatomie einer Szene
- Making of mit Regiekommentar
- Die Entstehung der Filmmusik in der Skywalker Ranch
- Gelöschte und erweiterte Szenen
- Darsteller Informationen
- TV Spot
Wozu man hier zwei DVDs gebraucht hat, ist leicht unschlüssig. Die Extras haben insgesamt nur eine Laufzeit von etwa 87 Minuten, wobei das meiste davon für die Interviews gebraucht wird. Das Making of, das halbwegs interessant, teils aber zu langatmig wirkt, beansprucht lediglich 20 Minuten. Interessant ist dafür das Special über die Filmmusik und wie sie entstanden ist. Die neuen Szenen sind ebenfalls nicht wirklich gut Der Rest auf der DVD ist unnötig oder Werbung für andere Filme.
Immerhin hat man dem Film ein schönes Digipack mitsamt Booklet spendiert. Das Cover der Verpackung wurde zudem mit einer Art Lack überzogen, so dass es sich um ein richtiges Schmuckstück handelt.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Requiem for a Dream |
Genre | Drama |
Studio | Artisan Entertainment |
Verleih | Constantin Film |
Laufzeit | ca. 97 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren |
Regie | Darren Aronofsky |
Darsteller | Ellen Burstyn, Jared Leto, Jennifer Connelly, Marlon Wayans, Christopher McDonald |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (1.85:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 & dts 5.1 Englisch Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch für Hörgeschädigte |
Anzahl Discs | 2 |
Verpackung | Digipack |
© rezensiert von Adrian Spring am 29.04.05