Alles beginnt wie eine wundervoll rührende Mutter-Tochter-Geschichte, bei welcher die Mutter die körperlich stark eingeschränkte, bald volljährig werdende Tochter auf das Leben "da draussen" vorbereitet und sie bald ziehen lassen muss. So zumindest ist es die Vorstellung nach den ersten Szenen von 'Run', dem zweiten Langspielfilm des Filmemachers Aneesh Chaganty. Golden Globe-Gewinnerin Sarah Paulson ('American Horror Story') spielt dabei Mutter Diane und Newcomerin Kiera Allen, welche auch im echten Leben im Rollstuhl sitzt, spielt Tochter Chloe. Sonst kommen fast keine anderen Schauspieler in diesem Film vor - und das passt auch. Denn dieser Konflikt zwischen Mutter und Tochter, der zu Beginn noch keiner ist, prägt den gesamten Film. Dass "irgendetwas nicht stimmt" wird dem Zuschauer aber leider schon sehr bald klar. Das ist etwas schade, denn hier hätte Chaganty den Zuschauer gerne noch etwas länger an der Nase herumführen können. Für jene Zuschauer, die sich bereits den Trailer angeschaut haben, für die ist aber sowieso schon lange klar, dass Mutter Diane das über Leichen gehende, pure Böse verkörpert. Daher ist die Handlung des Films mit den viel zu vorhersehbaren Wendungen ganz klar nicht die Stärke des Filmes. Doch hier rettet die Inszenierung, die hervorragende Ausstattung und natürlich die beiden äusserst talentierten und top motivierten Schauspielerinnen den Film vor dem Kollaps. Chaganty beherrscht es wahrhaftig, die Aspekte Tempo, Spannung, Dramatik optimal aufeinander abzustimmen. Zwei besonders herausragende Szenen im Film sind daher zum einen das "geheime" Telefonat von Chloe, während ihre Mutter im Garten die Pflanzen wässert - oder natürlich der Kinoausflug, bei dem Chloe bei einer "Toiletten-Pause" die naheliegende Apotheke aufsucht. Solche Szenen sind schlichtweg brillant inszeniert und sorgen für regelrechte Adrenalinschübe beim Zuschauer. Diese inszenatorisch herausragende Arbeit prallt dann aber sehr oft mit der Vorhersehbarkeit der Story aufeinander, was insbesondere beim Finale als etwas zu überspitzt wahrgenommen werden kann. Doch trotz allem, ist 'Run' auf jeden Fall sehr sehenswert. Zwar leicht vorhersehbar, aber dennoch sehr kurzweilig und spannend - mit top Darstellern! |