Er war einer der berüchtigtsten Verbrecher Amerikas und gilt selbst heute noch, fast 75 Jahre nach seinem Tod, als die Verkörperung des organisierten Verbrechens sowie der Mafia. Sein Mythos ist ungebrochen: Vom Aufstieg als Boss der Unterwelt in Chicago, über seinen weltweit verfolgten Steuerprozess sowie auch die Zeit hinter Gittern auf Alcatraz in der Bucht von San Francisco - welches bist heute noch hauptsächlich wegen Al Capone ein Touristen-Magnet ist. Natürlich wurde auch das Kino sehr schnell auf das Potential seines Lebens aufmerksam und so wurde bereits 1959 Capones Lebensgeschichte in Richard Wilsons Biopic 'Al Capone' verfilmt. Weiter ging es 1975 mit 'Capone' und in Brian De Palmas 'Die Unbestechlichen' von 1987 wurde Al Capone sogar von keinem geringeren als Robert De Niro gespielt. Seither wurde es jedoch ruhig mit Verfilmungen über Capones Leben - bis jetzt. Der britische Oscar-Preisträger Tom Hardy erhielt die Ehre, den Gangsterboss zu spielen. Allerdings handelt es sich in Josh Tranks 'Capone' nicht um ein klassisches "Rise and Fall"-Biopic, sondern um das letzte Lebensjahr von Al Capone auf Palm Island in Südflorida - und es ist ein tragisches Jahr für Capone: Seine Syphilis-Erkrankung heilt nicht aus und hat sich zu einer Neurolues entwickelt. Zudem leidet er an starker Demenz, Inkontinenz und nach einem Schlaganfall beginnt er auch zu halluzinieren und wird zunehmend paranoid. Man sieht: Hinter 'Capone' verbirgt sich kein klassisches Gangster-Epos, sondern die Leidensgeschichte eines alten, wenn auch legendären Mannes, kurz vor seinem Tod. Klar, die Idee dahinter - und das Ziel, das Regisseur und Autor Josh Trank offenbar verfolgte - ist einen Al Capone zu zeigen, von dem nur noch sein Name übrig blieb. Alt, dement, dauerschwitzend, inkontinent und sich kaum fähig zu bewegen. Mitunter wird zwar eine Geschichte mit dem FBI eingefädelt, doch diese bleibt bis auf ein Interview mit Capone uninteressant und eigentlich irrelevant. In 'Capone' geht es leider um nichts weiter als um den körperlichen und geistigen Zerfall einer Ikone. Doch Tom Hardy wird dadurch ein Spielfeld geboten, in dem er sich und seine schauspielerischen Fähigkeiten vollends ausleben und entfalten kann. Hardy ist dann letztendlich auch der einzige Grund, sich Josh Tranks 'Capone' anzuschauen. Kein Gangster-Epos, sondern ein Trauerspiel über einen alten, verwirrten, dementen Mann! |