Wenn sich ein Film mit 'Die neue Weltordnung' untertitelt, wird vom Publikum automatisch etwas ganz Grosses und Aufwändiges erwartet - und eher weniger ein nicht einmal neunzig-minütiger Independent-Film aus Mexiko. Doch 'New Order', oder 'Nuevo orden' - wie er im Original heisst - konzentriert sich auf die kleinen Perspektiven, wenn sich, wie hier, eine neue Weltordnung ausbreitet. Dass dieser Film auch gelungen ist, beweisen die zahlreichen Preise weltweit, welche Regisseur und Autor Michel Franco mit seinem Team gewinnen konnte: So beispielsweise den Silbernen Löwen am Filmfestival in Venedig oder den Impact Award am Filmfestival in Stockholm. Zudem war 'Nuevo orden' zehn Mal (!) nominiert an den mexikanischen Ariel Awards. Doch wird der dystopische Thriller seinem Ruf gerecht? Die Antwort ist: Grösstenteils schon. Was Michel Franco sehr gut gelingt, ist diese "Teil-Perspektive" aus Sicht der Familie von Protagonistin Marianne. Szenen wie die Infiltrierung des Anwesens und das gnadenlose, erbarmungslose und wahllose Exekutieren einiger Personen hievt nicht nur den Gewaltlevel des Filmes auf ein sehr hohes Niveau, sondern macht ihn zugleich auch unberechenbar. Wo in anderen Filmen erstmal geredet wird, wird in 'New Order' schon oft vorher bereits mit der Pistole abgedrückt - und es fliegen Schüsse, bevor man realisiert wer da eigentlich gerade auf den Boden fliegt. Auch vor Vergewaltigungs-Szenen scheut der Film nicht zurück (und das bei FSK16!) und lässt so die Rebellen emotionskalt, abgestumpft und barbarisch auftreten, wie selten zuvor. Aber hinsichtlich der Realitätsnähe schadet dies nicht - ganz im Gegenteil. Denn um eine neue Weltordnung zu etablieren, braucht es schliesslich genau diesen ungebrochenen Willen, mit der unverrückbaren Meinung, dass sich hinter jedem reichen Bürger ein absoluter Bösewicht verbirgt. Was Michel Franco aber nicht gelingt, ist die Perspektive auf das Ganze. In den eigenen vier Wänden von Marianne, spielt sich der Film wie ein herrlich-chaotisches Kammerspiel ab. Aber kaum auf den Strassen und in den Internierungslagern der Rebellen angekommen, verliert der Film seinen Fokus und es ist selten abzuschätzen, welchen konkreten Standpunkt die beiden Seiten (Staatsmilitär und Rebellen) vertreten und wie gross ihr jeweiliger Fortschritt ist. Hier wäre tatsächlich ein 'New Order 2' angebracht, welcher die gleiche Handlung aus der Perspektive des Staatsapparats erzählen würde. Brutaler Dystopie-Thriller welcher zwar teilweise etwas zu schnell ist, aber trotz allem gut fesselt! |