Io non ho paura
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Kritik
Nach dem Roman 'Die Herren des Hügels' von Niccolò Ammaniti erzählt Regisseur Gabriele Salvatores vom zehnjährigen Michele (Giuseppe Cristiano). Im flirrenden Hochsommer 1978 erobern Michele und seine fünf Freunde in einem kleinen Dorf in Apulien, das nur aus vier Häusern besteht, mit Fahrrädern die Hecken und Weizenfelder der Umgebung. Auf einem verlassenen Bauernhof findet Michele in einem Erdloch einen verdreckten, verschorften, blinden und ausgehungerten Knaben seines Alters. Michele freundet sich mit dem angeketteten "Wolfsjungen" an, bringt ihm heimlich Essen und Wasser. Als er erkennt, dass die Eltern mit dem unheimlichen Gast Sergio (Diego Abantuono) zu den Entführern dieses Filippo gehören, ist seine Kindheit verloren. Michele trifft eine Entscheidung: Er schützt die hilflose Kreatur, trägt Filippo ins Freie.
Wenn man davon spricht, dass dieser Film aus der Sicht des Protagonisten erzählt wird, so ist das in diesem Fall durchaus wörtlich zu nehmen. Sämtliche Szenen, in denen Michele vorkommt scheinen wie aus einer alten Kindheitserinnerung entsprungen zu sein. So wurde beispielsweise in manchen Szenen die Kamera auf einen Höhe von 1,30m gesetzt, oder die Farbgebung wurde bewusst kontrastreicher und wärmer abgestimmt. Es sind aber die Details, die diese Kinderwelt so authentisch machen. Weizenfelder wirken ungleich grösser, dunkle Höhlen um einiges dunkler und selbst Spinnen erreichen in Kindesaugen die Grösse einer Vogelspinne zu haben. Die absolute Authentizität dieser Darstellungsweise wird aber erst durch die beeindruckende schauspielerische Leistung des Hauptdarstellers möglich gemacht. Regisseur Salvatores ist in seiner Erzählweise dermassen konsequent, dass er den ersten Teil des Filmes, also bevor der Junge im Erdloch entdeckt wird, beinahe schon horrorfilmähnlich darstellt, inklusive des Schockeffekts beim Entdecken des "Wolfsjungen". Solche eine Auslegung mag vielleicht auf den ersten Blick unangebracht erscheinen, doch ist sie bei der gesamten Konzeption des Filmes absolut nachvollziehbar, schliesslich muss die Entdeckung und Erforschung einer solchen unheimlichen Höhle, ein reiner Horrortrip für ein Kind sein.
Als Krimifilm über eine Entführungsgeschichte, bietet 'Ich habe keine Angst' zu wenig Substanz und kaum spannende Wendepunkte. Die aufkommende Spannung ist nur temporärer Natur und die Handlung ist insgesamt zu vorhersehbar. Es geht aber bei Salvatores Film weniger darum was erzählt wird, sondern wie es erzählt wird und darin liegt die wahre Stärke des Films.
Bild Arthaus ist eine vorbildliche Bildqualität der DVD gelungen. Die satten, kontrastreichen Farben dieses bildgewaltigen Filmes kommen perfekt rüber. Die Schärfe ist ebenfalls sehr gut abgestimmt worden, so dass man sich beinahe einen HD-Fernseher nur für diesen Film zulegen möchte. |
Sound Auch klanglich hat Arthaus hier nicht geschlampt. Der Raumklang ist meistens mehr als Überzeugend und gibt die tolle Klangkulisse, sowie den wunderschönen Score perfekt wieder. Neben der originalen Tonspur findet man auch eine gute deutsche Synchronisation auf der DVD (bei italienischen Filmen ist dies nicht selbstverständlich). Freunde von Authentizität greifen trotzdem zum O-Ton. |
Extras
- Dokumentation "Der Film - Die Geschichte - Die Musik"
- Hinter den Kulissen
- Interview mit dem Regisseur
- Fotogalerie
- Trailer
Positives gibt es auch von den Extras zu berichten. Die halbstündige Dokumentation unterscheidet sich stark von üblichen Making-Ofs. Sie beschäftigt sich nicht nur mit dem Film an sich, sondern auch mit der Buchvorlage, sowie der ganzen Idee hinter 'Ich habe keine Angst. Das "Hinter den Kulissen" Feature und das Interview bieten noch mal jeweils eine halbe Stunde interessante Einblicke in die Machart und das Wesen dieses Filmes. Die Fotogalerie und die Trailer runden diese gelungene Sammlung an Extras ab.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Io non ho paura |
Genre | Drama |
Studio | Arthaus |
Verleih | Kinowelt |
Laufzeit | ca. 105 Minuten |
FSK | unbeschränkt |
Regie | Gabriele Salvatores |
Darsteller | Giuseppe Cristiano, Mattia Di Pierro, Adriana Conserva, Fabio Tetta, Giulia Matturo |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (2,35:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Italienisch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Gavrilo Tanasic am 15.10.05