Crash
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Kritik
2005 war ein vergleichsweise schwaches Kinojahr: Gewisse Filme gefielen, andere enttäuschten; Innovationen gab es nur wenige. Doch ein Werk machte durch fast ausschliesslich hervorragende Kritiken auf sich aufmerksam: 'L.A. Crash'. Der Regisseur dieses aussergewöhnlichen Streifens, der hiermit sein Debüt zum Besten gibt, ist kein geringerer als ‚Million Dollar Baby’-Autor Paul Haggis. Und ganz bestimmt war dies nicht seine letzte Arbeit, denn den Film kann man nicht anders als genial bezeichnen. Dafür gibt es viele Gründe, aber der offensichtlichste ist, dass 'Crash' mehr Szenen enthält, die unvergesslich bleiben, als alle anderen Filme des vergangenen Kinojahres zusammen! So gibt es tatsächlich einige Momente im Film, die den Zuschauer von ihren Sessel heben, vorher kaum gekannte Gänsehaut erzeugen und ungewollte Aufschreie produzieren lässt. Viele werden sich jetzt fragen "Was sind denn diese Momente?". Doch die können wir unmöglich so nebenbei verraten. Es würde zu viel von der Handlung vornweg nehmen, die auf eben solchen Augenblicken aufbaut. Wer aber nicht schlafen kann, ohne diese Dinge vorher zu kennen, kann den nächsten Abschnitt lesen. Alle anderen: Unbedingt direkt zum vierten Abschnitt wechseln!
Wie bereits erwähnt enthält 'Crash' wahre Gänsehaut-Momente. Der Grösste ist in Zusammenhang mit dem Schlosser und einem ausländischen Ladenbesitzer: Nachdem ersterer dem zweiten gesagt hat, er müsse die Tür auswechseln lassen, dieser es aber nicht tut, wird in der folgenden Nacht eingebrochen. Der Ausländer gibt dem Schlosser die Schuld und stattet ihm einen Besuch zu Hause ab – mitsamt Pistole. Da der Schlosser die Nacht zuvor seiner Tochter einen imaginären Schutzumhang vor Schüssen vermacht hat, rennt die Kleine ins Schussfeld - und bekommt scheinbar eine Kugel in den Rücken ab. Es gibt nur wenige Augenblicke in der Filmgeschichte, bei denen man so sehr aufschreckt. Doch gleich darauf folgt die pure Erleichterung: Der Schuss war nur eine Platzpatrone, die die Tochter des Ladenbesitzers anfangs Film gekauft hat. Logischerweise blieb dem Zuschauer da noch verschlossen, dass es sich nicht um echte Munition handelt. Ein weiterer solcher Moment ist ein Autounfall, bei dem der rassistische Cop eben jene Dame aus einem brennenden Wagen retten muss, die er zuvor begrabscht hat. Anfänglich will sie nicht, dass er ihr hilft. Doch während der Rettungsaktion lernen sie sich zu vertrauen. Dann fängt eine Benzinspur plötzlich Feuer und der Bulle wird von seinen Kollegen ohne das Opfer herausgezogen. Ein unglaublicher Schock für den Zuschauer! Doch der Cop hechtet abermals ins brennende Wrack und zieht die Frau in letzter Sekunde heraus. Es wird nicht wenige geben, die nach solchen Szenen einen schnelleren Herzschlag verspüren. Natürlich sind das nicht die einzigen solche Situationen, aber in ‚Crash’ sind es die einprägendsten und gehören schon jetzt zu Momenten für die Ewigkeit.
Sowieso ist die Story ein einzigartiges Konstrukt, das mit seiner Episodenhaftigkeit an 'Magnolia' erinnert. Es gibt etwa acht ausgehende Geschichtszüge, die sich während des Films miteinander verknüpfen, neue Stränge bilden oder sich gar auflösen. So klauen zwei Schwarze etwa das Fahrzeug eines Ehepaars, die aus Angst vor Einbrüchen die Schlösser von einem Spezialisten auswechseln lassen, welcher wiederum eine kleine Tochter hat, die sich vor Gewalt fürchtet. Dadurch ergeben sich ständig neue Konstellationen und Paarungen, was für immer frische Spannung sorgt. Untermalt wird das Geschehen von eigenartiger, aber dennoch passender Musik, die jede Szene zu einem eigenen kleinen Kunstwerk werden lässt. Zwar sind einige Handlungsstränge schwächer als andere (etwa jener mit dem TV-Produzenten und einem der Wagendiebe), doch die Mehrheit besticht durch erstklassige Storyfäden, die am Ende nicht alle vollumfänglich abgeschlossen werden - schliesslich geht das Leben in Los Angeles auch nach den im Film abgedeckten 36 Stunden weiter.
Paul Haggis hat für 'Crash' ein unglaubliches Ensemble zusammengekriegt. In der Castliste tauchen Namen wie Brendan Fraser, Sandra Bullock, Don Cheadle, Ryan Philipp, Matt Dillon oder auch Thandie Newton auf. Hinzu kommen unbekannte Mimen, die aber nicht minder beeindruckend spielen als ihre „grossen“ Kollegen. Jeder der zahllosen Akteure kann sich in seinen Szenen behaupten und Bestleistungen abliefern. Eine weitere grosse Stärke ist aber, wie 'Crash' mit dem Thema Rassismus umgeht, das der zentrale Leitgedanke des Films ist. Man wird immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass zwischen gewissen Menschenrassen ein abgrundtiefer Hass besteht, den man nicht einfach durch Gespräche oder Taten ungeschehen machen kann. Vorurteile behaften das Leben eines jeden Menschen. Manche bestätigen sich, andere nicht. Und genau das zeigt 'Crash' in zwei Stunden ganz grossem Kino in eindrücklichster Weise auf. Chapeau!
Bild Das Bild ist frei von jeglichen Verschmutzungen und erweist sich als äusserst angenehm zu betrachten. Zwar wirken die Farben etwas matt und der Kontrast teilweise leicht überstrahlt, dafür ist kein Rauschen weit und breit zu erkennen. Der Schärfe hätte man mehr Beachtung schenken dürfen, da diese in Totalen alles andere als perfekt ist. |
Sound Der Surround von 'L.A. Crash' wird grundsätzlich durch die Filmmusik bestimmt. Diese umgibt den Zuschauer oftmals über sämtliche Lautsprecher, was einen unglaublich in den Bann zieht. Richtige Effekte im Rear-Bereich hört man aber dennoch nur selten. Der Bass bleibt eher ruhig und wird selten ausgenutzt. |
Extras
- Audiokommentar
- Hinter den Kulissen
- Musikvideo
- Trailer
Die Extras von 'Crash' enttäuschen: Lediglich eine Dokumentation sowie ein Audiokommentar, unter anderem mit Paul Haggis und Don Cheadle, geben ein wenig Aufschluss zur Entstehung des Films. Hinzu kommen ein Musikvideo sowie der Trailer.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Crash |
Genre | Episodendrama |
Studio | LGF Films u.a. |
Verleih | Universum Film |
Laufzeit | ca. 108 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren |
Regie | Paul Haggis |
Darsteller | Don Cheadle, Sandra Bullock, Matt Dillon, Ryan Philippe, Thandie Newton, Brendan Fraser |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (2.35:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Englisch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch für Hörgeschädigte, Englisch |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Adrian Spring am 13.01.06