Lord of War
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Kritik
Seien wir doch mal ehrlich: Amerika-kritische Filme aus Hollywood sind eine Rarität. Und wenn es dann auch noch im entferntesten Sinn um Onkel Sams Kriegstreiberei geht, hört für die Studios der Spass sowieso auf. Zum Glück gibt es Mutige wie Regisseur Andrew Niccol, der es wagt, einen Streifen über das Phänomen der Waffenschieberei auf die Leinwand zu bringen - ganz ohne Gelder aus der amerikanischen Traumfabrik. Der Mut sei auch den ausgezeichneten Darstellern angerechnet, allen voran Nicolas Cage als Händler des Todes. Selten war er besser als in diesem Film! Doch die Besetzung wird genauso namhaft fortgesetzt: Ethan Hawke, Jared Leto, Bridget Moynahan und gar Sir Ian Holm nahmen für 'Lord of War' Rollen an. Alle genannten Akteure hauchen ihren Figuren vielschichtiges Leben ein. Als Beispiel Yuris Frau Ava, die einst zur Miss Amerika gewählt wurde. Schon an ihrem Hochzeitstag macht sie ihrem Mann klar, dass sie nie alles über ihn wissen werde, was ihr auch egal sei. Solange er versuche ihre Beziehung zu würdigen. Wenn Ava dann später im Film in Yuris geheimem Lager ein Bild findet, das er anonym von ihr gekauft hat, spürt man den Stich in ihr vertrauensgebrochenes Herz.
Hinter dem Charakter von Yuri stecken zirka fünf Schicksale von echten Waffenhändlern, über die die Filmmacher genügend Informationen einholten, um einen äusserst interessanten Mann zu kreieren. Aber nicht nur die Figur selbst, sondern auch viele Situationen des Films stammen aus dem wahren Leben: Militärhelikoptern werden die Bomben abgeschraubt, damit sie als Rettungshubschrauber durchgehen, Schiffsnamen werden kurzerhand umbenannt oder mit Hilfe der US-Regierung kommt man selbst aus amerikanischer Haft wieder raus. Und wenn wir schon bei echt sind: Die 3000 im Film verwendeten Kalaschnikows sind allesamt echte Waffen – diese als Dummies herzustellen hätte mehr als die realen Versionen gekostet. Sowieso machen die Wummen mächtig Eindruck, ganz speziell in einem der genialsten Titelvorspänne der modernen Kinogeschichte. Darin erlebt der Zuschauer den Werdegang einer Gewehrpatrone von ihrer Entstehung bis zur Tötung eines Menschen – alles aus der Egoperspektive. Diese Minuten sind intensiv, mitreissend und verstörend. - genau wie der restliche Film.
In ‚Lord of War’ wiederholt Yuri zu seinem Bruder einen Satz immer wieder: "Dies ist nicht unser Kampf." Dabei nimmt er Bezug auf seine Rolle als unparteiischer Dritter am Rand des Schlachtfelds. Und genau diese Worte treffen den Nerv des Films: Ist es für einen Waffenhändler ethisch verantwortbar Tötungsmaschinen an Leute zu verkaufen, wo er doch genau weiss, dass die spielenden Kinder neben ihm gleich nach dem Handel damit umgebracht werden? Yuri kann es im Film. Und lässt gleichzeitig (oft aus dem Off) einen sarkastischen Spruch über die Lippen gehen, egal ob zu Osama Bin Laden oder George W. Bush. Aber auch wenn es der nicht einmal unsympathische Titelheld scheinbar schafft, mit der Bürde, indirekt für den Tod anderer verantwortlich zu sein, zu leben, wird es den Zuschauer aufrütteln. Dieser wird nach Ende des Films, wo es noch ein paar brisante Fakten zur Waffenschieberei zu lesen gibt, sitzen bleiben. Er wird verstört, ja aufgerüttelt die Credits über sich ergehen lassen. Und gleichzeitig denken, dass er selten einen besseren provokativen Streifen gesehen hat als 'Lord of War'.
Die DVD
Bild Sofort springen die kräftigen, kontrastreichen Farben ins Auge, die sich in den fremden Ländern durch den gesamten Film durchziehen. Was die Schärfe betrifft, gibt es einige Kritikpunkte zu melden: Nicht immer ist die Bildqualität optimal, Details kommen vor allem in Close Ups zum Tragen. Erfreulicherweise weist das Bild kaum Rauschen auf. |
Sound Schon in den ersten Minuten leben die Rears und der Bass mit Kugelhagel auf und im Titelvorspann geht es genauso actionreich weiter. Da 'Lord of War' aber später vor allem von seinen vielen Dialogen lebt, konzentriert sich die Akustik später mehr auf die vorderen Lautsprecher. Die Gespräche sind meistens gut verständlich, seltener gehen sie bei Basseinsätzen unter. |
Extras
- Audiokommentar vom Regisseur
- Entfallene Szenen
- Making of
- Internationaler Waffenhandel
- Amnesty International Spot
- Verschiedene Trailer
Screenshot des DVD-Hauptmenüs |
Zwar hätte man durchaus gerne mehr über diesen Film erfahren, aber das 20minütige Making of bringt das meiste auf den Punkt: Niccol erzählt, wie sie für den Film mit echten Waffenhändlern zusammengearbeitet haben, was die Botschaft ist und auf welche Aspekte alles geschaut wurden. Hinzu kommen sieben gelöschte Szenen (die meisten davon sind nett anzuschauen). Auch toll ist eine interessante Dokumentation zum echten Waffenhandel in der heutigen Welt. Der Amnesty Spot mit Nicolas Cage ist da akzeptables Beigemüse. Informativ und unterhaltsam: Der Audiokommentar von Niccol.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Lord of War |
Genre | Satire |
Studio | Entertainment Manufacturing Company |
Verleih | MGM Home Entertainment |
Laufzeit | ca. 117 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren |
Regie | Andrew Niccol |
Darsteller | Nicolas Cage, Jared Leto, Bridget Moynahan, Ethan Hawke, Ian Holm |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (2.40:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Englisch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch, Englisch, Türkisch |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Adrian Spring am 12.08.06
© Bilder, DVD-Screenshots, MGM Home Entertainment