The Wild
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Kritik
First come, first served. Oder auch shit happens. Egal für welchen Kommentar man sich entscheidet, 'Tierisch wild' kann fast nur verlieren. Denn was Disney in diesem Sommer als CGI-Streifen präsentiert, hat DreamWorks vor einem Jahr bereits veröffentlicht - unter dem Titel 'Madagascar'. Wie es der Zufall nämlich will, hat auch dieser von Tieren im New Yorker Zoo gehandelt, die ausbüchsen, um jemanden zu retten - mit dabei unter anderem ein Löwe und eine Giraffe. Die Frage ist: Wer hat wem abgeschaut? Disney habe die Idee schon vor neun Jahren dem Konzern vorgelegt. Ob Jeffrey Katzenberg das Konzept zu DreamWorks mitgenommen hat? Schlussendlich ist dies irrelevant, denn selbst wenn 'Tierisch wild' vor der Konkurrenz erschienen wäre, hätte es ihm nicht viel geholfen.
Trotz der ziemlich gelungenen Animation, die jedoch nie das Niveau eines aktuellen Pixar-Streifens erreicht, bleiben die Charaktere blass. Besonders Hauptfigur Löwe Samson reiht sich alles andere als in die Historie von Disney-Lieblingen ein. Zum einen ist er eine der wenigen Figuren des Films, die äusserlich mehr auf Realismus getrimmt ist als auf die Comichaftigkeit, was ihm sämtlichen optischen Reiz nimmt. Zum anderen steckt hinter der brüllenden Fassade des Löwen nicht mehr als ein 08/15-Lügner, der schlussendlich zu seinem eigenen Mut findet. Neu ist das nicht. Ganz anders beim britischen Koalabären Nigel, der sich zum heimlichen Star des Films mausert. Seine Sprüche sind flott, seine Imitation der Freiheitsstatue immer wieder glatt - so sieht mans gerne. Und sein Hass auf die zu ihm erstellten Plüschtiere ist ein netter Seitenhieb auf von Disney oft selbst entwickelte Merchandising-Artikel. Die übrigen Tiere sind austauschbar: Eine Schlange, die dümmer als jedes leere Glas Wasser ist, und ein Eichhörnchen, das in eine schlagkräftige Giraffe verknallt ist, gewinnen wahrlich keine Innovationspreise. In der englischen Version sind übrigens einige namhafte Schauspieler zu hören, wie Kiefer Sutherland, James Belushi und William Shatner.
Wie bereits angesprochen deckt sich ein Grossteil der Story mit jener von 'Madagascar'. Und es wurden sogar dieselben Fehler begangen. Anstatt die Tiere New York auf den Kopf stellen und mehr skurrile Gefährten wie die Krokodile treffen zu lassen, wird die Geschichte schon bald in die öde Wildnis verfrachtet. Immerhin gibt es dort neue Tiere wie die Geheimagenten-Chamäleons zu sehen. Nahe an der Genialität: Das Gnu Kazar, das erstens Prophet und zweitens Tanzchoreograph seiner Herde ist. Hier sind Lacher garantiert! Aber die Moralpredigten wie "Ehrlichkeit währt am Längsten" und "Finde deinen Mut" sind extrem zähflüssig. Disneys CGI-Erstling 'Chicken Little' hat seine Botschaft eindeutig besser rübergebracht.
Nun, schlecht ist der Film trotzdem nicht gänzlich. Gewisse Figuren, insbesondere Nigel, versprühen Charme und die stimmige Musik (unter anderem von Lifehouse und Coldplay) macht richtig Laune. Nur hat man eben das meiste schon irgendwo gesehen, etwa in 'König der Löwen'. Aus diesem werden gar einzelne Bildfolgen zitiert, ohne sie aber in ironischem Licht zu zeigen. So wirkt es nur wie eine billige Kopie anstatt wie eine gelungene Parodie. Doch auch im Direktvergleich zu 'Madagascar' zieht 'Tierisch wild' den Kürzeren, selbst wenn er zeitgleich erschienen wäre. Die Konkurrenz bietet einfach mehr Witz und Frische. First come, first served hin oder her.
Die DVD
Bild Mit einer perfekten Farbbalance, wunderschöner Schärfe und einem ausgewogenen Kontrast schafft es Disney, den Film in bildlicher Brillanz zu präsentieren. Fehler oder Verschmutzungen müssen gar nicht erst gesucht werden. |
Sound Qualitativ gibt es nichts auszusetzen an der Akustik. Nur leider machen die fünf (!) Tonspuren nur selten Gebrauch von Surroundmöglichkeiten. In New York sind zwar in den Strassen ein paar Umgebungsgeräusche auszumachen, im Allgemeinen bleibt es aber erstaunlich ruhig bei den Rears. |
Extras
- Koala Nigel – ungeschnitten
- Ein schräger Dschungel-Nager
- Musik-Video
- Unveröffentlichte Szenen
Screenshot des DVD-Hauptmenüs |
Wenn Disney schon neue Wege bei der Animation beschreitet, sollen sie doch wenigstens auch darüber sprechen: Das Nigel-Special kann man getrost ignorieren (der Sprecher ist im Studio zu bewundern), und wie einer der Disney-Mitarbeiter Spass daran hat, Benny zu spielen, ist auch nicht sonderlich toll. Wenn überhaupt, dann sind die zusätzlichen Szenen ihre Zeit wert.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | The Wild |
Genre | Animation |
Studio | Walt Disney Pictures |
Verleih | Warner Home Video |
Laufzeit | ca. 78 Minuten |
FSK | unbeschränkt |
Regie | Steve 'Spaz' Williams |
Stimmen (eng.) | Kiefer Sutherland, James Belushi, Eddie Izzard, Janeane Garofalo, William Shatner, Richard Kind |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (1.78:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Englisch: Dolby Digital 5.1 Spanisch: Dolby Digital 5.1 Portugiesisch: Dolby Digital 5.1 Türkisch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Türkisch |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Adrian Spring am 01.10.06
© Bilder, DVD-Screenshots, Warner Home Video