Dear Wendy
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Kritik
Man glaubt auf den ersten Blick kaum dass 'Dear Wendy' in Dänemark und nicht in Amerika gedreht wurde. In vielen Hinsichten erinnert dieses geschickte Psychodrama an eine amerikanische Produktion: Das klassische, im Westernstil gebaute Dörfchen, die jungen Waffenfreaks usw. Dänemark haben wir eigentlich anders in Erinnerung. Doch schlussendlich spielt der Drehort dieses Films sowieso keine allzu grosse Rolle. Im Mittelpunkt stehen ganz klar die jungen Schauspieler, die ihre zu verkörpernden Charaktere mehr als überzeugend darstellen. Allen voran Jamie Bell, der seine Wandlung vom Pazifisten zum Waffenliebhaber äusserst glaubwürdig und spannend auf den Zuschauer übertragen kann. Seine Worte wirken gewählt und doch spontan, seine Emotionen geplant und dennoch selbstverständlich. Auch Bill Pullman und Marc Webber wissen zu überzeugen und tragen einiges zum dramatischen Teil von 'Dear Wendy' bei. Alison Pill, die das einzige Mädchen in der Clique Susan spielt, wirkt anfangs ein wenig unentschlossen in ihrem Charakter, blüht dann aber gegen den Schluss auf. An dieser Stelle merkt man dem Film auch deutlich an, dass er keine Hollywood-Produktion ist. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
Ebenfalls ein wichtiger Aspekt des Filmes ist die ländliche, teilweise geheimnisvoll mystische Stimmung, die dank tollen Bildfiltern und Lichteffekten hervorragend zur Geltung kommt. Besonders die Einrichtung der Dandies in der alten Miene weiss zu gefallen und trägt viel zur Vielfalt der Geschichte bei. 'Dear Wendy' besitzt aber leider auch einige Längen die einzugestehen sind. So ist kurz nach Filmmitte kaum etwas los, was den Zuschauer vor den Bildschirm fesseln könnte. Ein dauerndes Hin- und Her von emotionalen Beziehungen und Entscheidungen. Der Zuschauer weiss in diesen Sequenzen nie so recht, wie es mit dem Film weitergehen soll. Doch das Grande Finale entschädigt vieles und beeindruckt durch tollen Sound und Tiefgang. Nicht umsonst wurde 'Dear Wendy' mit einigen Preisen und Nominationen geehrt. Da wäre zum einen der zweite Preis am Moscow International Film Festival und eine Nomination an den World Soundtrack Awards. Zu letzterem sei gesagt dass der Score auf den ersten Blick gar nicht auffällt, dann jedoch bei genauerem Hinhören dieses geschickte Geflecht aus atmosphärischer Kämpfernatur und zurückhaltender Mystik hervorruft. Hier hat Benjamin Wallfisch eine gute Arbeit geleistet. Zusammenfassend ist 'Dear Wendy' allen zu empfehlen, die auf tiefgründige Dramen und sozialkritische Filme im Allgemeinen stehen.
Die DVD
Bild Die Farbwiedergabe weiss durch und durch zu überzeugen und auch mit den vielen diversen Filtern wurde gekonnt gespielt. Estherslope kriegt dadurch die bilderbuchmässige Atmosphäre eines Bergarbeiterstädtchens und wirkt nun umso authentischer. Die Schwarzwerte sind zudem optimal und auch der Kontrast weiss zu gefallen. Nur in der Schärfe kann noch einiges verbessert werden. Besonders im Detail. |
Sound Der Ton ist im ganzen Film eigentlich recht zurückhaltend. Viele Szenen wirken sehr melancholisch und nur bei genauem Hinhören bemerkt man, dass die Musik auch auf den hinteren Speakern wiedergeben wird. Die Dolby Surround-Funktion macht jedoch in der Schlusssequenz, im grossen Finale auf sich aufmerksam und weiss durchaus zu überzeugen. Die Dialoge versteht man ebenfalls ohne Probleme bzw. Störeffekte. |
Extras
- Interview mit Thomas Vinterberg und Lars von Trier
- Making Of
- Original Trailer
Screenshot des DVD-Hauptmenüs |
Das Interview mit Thomas Vinterberg und Lars von Trier ist sehr interessant für die, denen der Film und dessen besonderer Hintergrund durch und durch gefallen hat. Es gibt diverse Infos und Hintergründe zu besagtem Thema, Anspielungen auf das US-amerikanische Waffengesetz und natürlich wie die Moral von 'Dear Wendy' verstanden werden soll. Das knapp zwanzig Minuten dauernde Feature ist jedoch nicht das einzige Highlight des Bonusmaterials. Auch das fünfundzwanzig Minuten dauernde Making Of weiss zu gefallen und lässt tief hinter die Kulissen blicken. Der Original Trailer wirkt aber dann eher wie ein draufgeknalltes Must-Have der Produzenten.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Dear Wendy |
Genre | Drama |
Studio | Trust Film |
Verleih | Warner Home Video |
Laufzeit | ca. 101 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren |
Regie | Thomas Vinterberg |
Darsteller | Jamie Bell, Bill Pullman, Marc Webber, Allison Pill, Chris Owen, Michael Angarano |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (1.85:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 2.0 & 5.1 Englisch: Dolby Digital 2.0 & 5.1 |
Untertitel | Deutsch, Französisch |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Philipp Fankhauser am 26.10.06
© Bilder, DVD-Screenshots, Warner Home Video