The little Mermaid
|
|
Kritik
Disney hat 'Arielle, die Meerjungfrau' viel zu verdanken. Es war die Renaissance für das Unternehmen. Ein Neuanfang, der den Weg für Klassiker wie 'Die Schöne und das Biest' oder 'König der Löwen' ebnete. Grösstenteils auf Hans Christian Andersens 'Die kleine Meerjungfrau' basierend verzaubert die liebevolle Geschichte von Beginn weg. Und durch Disneys Entscheid, die Muscial-Generation des Unternehmens einzuläuten, gewann der Streifen auch prompt zwei Oscars für die Musik. Tatsächlich bietet 'Arielle’'einige der besten Disney-Songs überhaupt: 'Unter dem Meer', 'Arielle’s Traum' oder 'Küss sie doch' sind bis heute unvergessen, genau wie die fantastischen deutschen Gesangsperformances von Ute Lemper (Arielle), Joachim Kemmer (Sebastian) und Co. Und genau darin liegt das Problem.
"Aus kreativen Gründen" hat sich Disney nämlich 1998, als der Film wieder in den Kinos aufgeführt wurde, für eine Neusynchronisierung entschieden. Und diese ist eine Beleidigung für jeden Fan des Originals. Erstens klingen die neuen Sprecher ausgesprochen gelangweilt (allen voran Jan Josef Liefers als Prinz Erik), zweitens nehmen sie viel Wortwitz und Atmosphäre. Der liebe Sebastian spricht und singt mit der Stimme von Ron Williams neu mit gebrochenem Deutsch. Toll, oder? Als ob das nicht schon Schande genug wäre, wurden die Texte "modernisiert": Aus Ursulas "Nicht irgendein Kuss" wird "Kein 08/15-Kuss", oder aus "Sie verliebt sich nicht in irgendeinen Mann" wird "…nicht in einen Otto-Normal-Fritzen". Apropos Ursula: Ihre beiden Helfer Flotsam und Jetsam nennen sie neu Abschaum und Meerschaum. Wie originell. Und Arielle bezeichnet Fabius nicht länger als kleinen Angsthasen, sondern als Kaulquappe. Der Gipfel des Desasters: Die Neuübersetzungen der Songs. Klar war 'Arielle’' Traum eine lose Interpretation des Originallieds 'Part of your World', doch es war ein genialer Song. In der Neufassung 'In ihrer Welt' singt Arielle nun von sich in der dritten Person (!) und aus liebevollen Textpassagen wie "Willst du staunen? Hier, kleine Wunder" wurde doch tatsächlich "Willst n’paar Dingsbumse?". Klar, es ist die 1:1 Übersetzung vom Englischen, klingt auf Deutsch aber nur lächerlich. Diese Beispiele hier sind noch längst nicht alles, aber die Situation sollte jetzt klar genug sein.
Unsere Filmwertung, ausschliesslich auf den Film mit der neuen deutschen Synchronisation bezogen, muss deshalb leiden (eine 9 hätte das Original verdient). 'Arielle' präsentiert uns wunderschöne Bilder mit viel Herz, tolle Instrumentalmusik. Aber durch die Stimmen wird diese Neuauflage von einem Klassiker zu einer Enttäuschung. Dabei liegt das geliebte deutsche Original noch in den Archiven von Disney. Aber anstatt dieses ebenfalls auf die DVD zu packen, hat man sich zusätzlich für eine österreichische Tonspur entschieden, in der etwa König Triton im Dialekt spricht. Wer will das? Niemand. Und deshalb gibt es nur einen richtigen Weg: Diese Version ignorieren und sich über die gute alte VHS-Kassette freuen. Selbiges empfehlen wir auch allen, die den Film bisher noch gar nicht gesehen haben. Denn den wahren Zauber der kleinen Meerjungfrau entfacht nur bei Ute Lempers Gesangsorgan.
Die DVD
Bild Überraschenderweise enttäuscht der Film auch in dieser Sparte: Das Bild ist nicht immer richtig scharf, die Farben wirken streckenweise sehr blass. Dazu kommt noch leichtes Hintergrundrauschen. Von einem Release eines Disney-Klassikers ist man sich ganz anders gewohnt! |
Sound Unabhängig von der Synchro bietet der Ton gute Unterhaltung. Viele Rears-Effekte lassen die Unterwasserwelt zum Leben erwecken, die Songs machen sowieso Gebrauch vom Surroundsound. Alles in allem gut, aber sicherlich keine Disney-Referenz. Die österreichische Tonspur darf grosszügig ignoriert werden. |
Extras
- Interaktive Unterwasserfahrt
- Die Attraktion, die es fast gegeben hätte
- Making of
- Die Geschichte des Meisterwerks
- Kurzfilm: Das Mädchen mit den Schwefelhölzern
- Bildergalerien
- Trailershow
- Disneys Fast Play
Screenshot des DVD-Hauptmenüs |
Die nächste Enttäuschung: Während alle anderen Disney-Klassiker-DVDs mit zwei Discs daherkommen (was diesmal auch in den USA der Fall ist), müssen die deutschen Fans mit einer abgespeckten Version auskommen. Das Making of zum Beispiel wurde merklich gekürzt und informiert somit nur bedingt über die Entstehung von 'Arielle'. Die Geschichte wird in einem weiteren Special analysiert, mit grossem Bezug auf das Original von Hans Christian Andersen. Belanglos: Die Unterwasserfahrt gepaart mit Informationen, dass diese fast eine Themepark-Attraktion geworden wäre, sowie die Bildergalerien. Das Highlight der DVD hat nichts mit 'Arielle' zu tun: Der Kurzfilm ‚Das Mädchen mit den Schwefelhölzern’ ist ein wunderschön animiertes, gleichzeitig aber hoch dramatisches Märchen eines Mädchens, das an Weihnachten in der Kälte übernachtet.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | The little Mermaid |
Genre | Zeichentrick |
Studio | Walt Disney Pictures |
Verleih | Walt Disney Studios Home Entertainment |
Laufzeit | ca. 79 Minuten |
FSK | unbeschränkt |
Regie | Ron Clements |
Stimmen (dt.) | Anna Carlsson, Naomi van Dooren, Jochen Striebeck, Beate Hasenau, Ron Williams, Dennis Reuße, Jan Josef Liefers |
Technische Details | |
Bild | 4:3 (?:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Österreichisch: Dolby Digital 5.1 Englisch: Dolby Digital 5.1 Türkisch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch, Englisch, Türkisch |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Adrian Spring am 07.11.06
© Bilder, DVD-Screenshots, Walt Disney Studios Home Entertainment