James Bond 007 - Casino Royale
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Kritik
Um dem allerletzten Zweifler gleich zuvorzukommen: Daniel Craig ist der beste Bond-Darsteller seit Sean Connery und verleiht ihm eine ganz eigene Note. Ja, er ist brutal, aber genauso charmant, witzig und gefühlvoll. Noch dazu ist Craig ein erstklassiger Schauspieler und verleiht dem Charakter endlich Tiefgang. Somit kann den Produzenten der Serie nur gratuliert werden. Die Geschichte von 'Casino Royale' ist bestens geeignet für den Einstand des "blonden Bonds": Der Film erzählt davon, wie 007 zu eben dieser Lizenz gekommen ist (dieser Teil wird stilecht in schwarzweiss präsentiert). Bei seinem ersten Auftrag als frischgebackener 007 läuft einiges schief: Bond rückt den MI6 - wenn auch versehentlich - in schlechtes Licht, zieht den Zorn von seiner Auftraggeberin M auf sich und verliebt sich in eine Frau vom Schatzamt. Doch damit nicht genug: Der Agent verliert bei einer Runde in einem Pokerspiel Millionen. Gerade hier wird der Film sehr untypisches für das Bond-Genre: Das Pokerspiel nimmt gut einen Viertel des Filmes ein. Und dann läuft Craig die meiste Zeit des Films auch noch im Freizeitlook herum, was die Sympathie für ihn umso mehr steigen lässt. Dass dies alles sehr 'James Bond' untypisch klingt, ist umso erfrischender. Ohne die alten Qualitäten zu missachten, bringt Craig der Filmserie nämlich Menschlichkeit zurück. Insbesondere in seinen Szenen mit Eva Green nimmt er einen geradezu spitzbübischen Charakter an.
Zu den besagten Qualitäten gehört natürlich in erster Linie die Action, in diesem Film wohl besser "knallharte Action" bezeichnet. Denn Mr Bond scheut sich noch weniger vor Kinnhaken oder Folterungen. Mehr als einmal ist seine weisse Weste in Blut getränkt. Dass dabei für den Agentenneuling nicht alles auf Anhieb klappt, macht die Sache nur noch realistischer: Bei einer wilden Verfolgungsjagd über zwei Kräne hinweg springt Bond weit nicht so galant von Stange zu Stange wie der Gejagte. Doch jedes Mal rappelt er sich wieder auf und setzt den Kampf fort. Seine Verbissenheit wird dann auch im Film selbst angesprochen: Kollegin Vesper fragt ihn, ob er nichts empfinde, wenn er all diese Leute töte. Natürlich antwortet Bond, er wäre nicht besonders gut in seinem Job, wenn es ihn kümmern würde. Doch unter der harten Schale steckt ein weicher Kern - und das erkennt sogar Vesper, wenn Bond sie nach einem rauen Kampf mit ein paar bösen Buben beruhigt.
Wer aber ist diese Vesper? Zu ihrer Filmfigur sei nicht zu viel verraten, zumal sie auch eines der bissigsten Wortgefechte der gesamten Serie mit Bond bestreiten darf. Nur so viel: Selten war ein Bondgirl (hier eher Bondwoman) so glaubhaft, so sympathisch und zugleich so sexy. Hinzu kommt, dass ihr Charakter Bonds weiteren Frauenweg massgebend beeinflusst. Zu verdanken ist dies klar Eva Green, ihrer Darstellerin. Sie ist Craigs Talent ebenbürtig und die Szenen mit ihm zusammen sind das klare Highlight des Films. So übertrifft Green locker viele ihrer Vorfahrinnen, da sie nicht nur als optische Zierde fungiert. Dazu entzückt eine gestandene Frau einmal mehr: Obwohl der Film Bonds erstes Abenteuer (wenn auch in der Neuzeit) erzählt, mimt Dame Judi Dench erneut M und haucht ihr einiges mehr Leben ein als in 'Die Another Day'. Hartgesottene Fans müssen aber damit klarkommen, dass weder Q, noch Miss Moneypenny einen Auftritt verzeichnen dürfen. Schliesslich kennt Bond die beiden am Anfang seiner Karriere noch nicht - auch wenn dieser von den 60er Jahren ins aktuelle Jahr versetzt wurde.
Also zusammengefasst: Daniel Craig ist eine Wucht, Eva Green ebenso, die Action ist krachend, aber realistisch, und die Story überrascht immer wieder mit unvorhergesehenen Wendungen. Gibt es denn auch Kritikpunkte zu verlauten? Ja, aber nicht viele: Die Liebesszenen in Venedig sind vielleicht etwas zu langfädig geraten, auch wenn sie für den Storyfortgang von grosser Bedeutung sind. Und Bösewicht Mads Mikkelsen bleibt genauso blass wie sein kaputtes Auge, das ab und zu wieder blutet. Zudem herrscht gegen Ende in Sachen Bad Guy ein kleines Durcheinander. Last but not least erweist sich der Titelsong 'You Know My Name' von Chris Cornell als amerikanischer Eintagspop. Doch damit hat es sich: 'Casino Royale' fesselt mit viel Spannung, Gefühl, Action und nicht zuletzt Humor. Egal ob beim Bestellen eines Wodka-Martinis oder der Hinnahme eines Kompliment für seinem wohlgeformten Hintern: Craig bringt seine tollen Sprüche immer mit einem hämischen Lächeln über die Lippen. Und spätestens wenn am Ende des Films das bekannte Bond-Theme spielt, ist sich jeder Kritiker im Klaren, dass er im Unrecht war.
Die DVD
Bild Der optische Teil der DVD gefällt durch ein vielfältiges Farbspektrum und einen ausgezeichneten Kontrast. Ebenfalls sehr gut ist die Bildschärfe, die nur selten weniger Details preisgibt. Meistens lässt sie jede Pore in Bonds Gesicht erkennen. Rauschen taucht nur in sehr seltenen Fällen auf, hauptsächlich ist das Bild ruhig und störungsfrei. |
Sound Ein Bond-Film bietet Action. Viel Action. Somit verwundert es nicht, dass die Surroundkanäle allerhand zu tun haben: David Arnolds Musik verleiht dem Geschehen Dynamik, krachende Effekte lassen Raumklang entstehen. Aber auch kleine Details wie vorbeifahrende Autos oder Züge verstärken die Räumlichkeit. Nur sehr selten bleiben die hinteren Lautsprecher ruhig. |
Extras
- Daniel Craig wird Bond
- James Bond: For Real
- Bond Girls Are Forever: 3 Teile
- Musikvideo 'You Know My Name'
- Trailershow
Screenshot des DVD-Hauptmenüs |
Eine Doppel-DVD im glänzenden Digipack (inklusive Booklet und fünf Postkarten), das muss ja ein Hit sein. Nicht ganz, denn die Extras bieten nicht ganz so viel Gehalt wie man es sich wünschen würde. Die Findung von Craig als Bond und den Bond-Girls sowie Hintergründe zur Buchvorlage beleuchtet 'Daniel Craig wird Bond'. Dabei wird auch auf die Craig-Kritiker eingegangen. Ein ausführliches Making of ersetzt das Special aber nicht. Wissenswertes zu den Stunts bietet die ausführliche Dokumentation 'James Bond: For Real'. Dabei kommen die Kran-, Flughafen-, Venedig- und Autoszenen zur Sprache. Die meiste Zeit bei den Extras nimmt die dreiteilige Dokumentation 'Bond Girls Are Forever' ein. Von den Anfängen mit Honey Rider und Pussy Galore bis hin zu Jinx und Vesper Lynd kommen viele ehemalige Bond-Aktricen zur Sprache. Viel zu tun mit 'Casino Royale' hat das aber nicht. Den Abschluss beim Bonusmaterial macht das Musikvideo vom Titelsong 'You Know My Name', gesungen von Chris Cornell.
Die Collector’s Edition gibt es limitiert auch mit dem Bildband 'Bond On Set - Filming Casino Royale' von Greg Williams. Das Buch bietet viele tolle Fotos, die während des Drehs geschossen wurden. Somit ist es auch nicht störend, dass die kleinen Textteile nur Englisch sind. Dafür aber rund 30 Franken bzw. 16 Euro mehr zu zahlen, lohnt sich aber nur für Fans.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | James Bond 007 - Casino Royale |
Genre | Action |
Studio | EON Productions |
Verleih | Sony Pictures Home Entertainment |
Laufzeit | ca. 139 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren |
Regie | |
Darsteller | Daniel Craig, Eva Green, Mads Mikkelsen, Jeffrey Wright, Judi Dench, Giancarlo Giannini |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (2.40:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Englisch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch, Englisch, Türkisch |
Anzahl Discs | 2 |
Verpackung | Digipack |
© rezensiert von Adrian Spring am 18.03.07
© Bilder, DVD-Screenshots, Sony Pictures Home Entertainment