The Golden Compas
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Kritik
Es hätte nach 'Herr der Ringe' die nächste grosse Fantasy-Trilogie werden sollen. Doch daraus ist nichts geworden. 'Golden Compass' reicht zu keiner Zeit an Peter Jacksons Meisterwerke heran. Nicht etwa wegen miesen Effekten (die sind toll und mit einem Oscar gewürdigt), lächerlichen Kulissen (allesamt sehr imposant und mit einem eigenen Stil versehen) oder mangelndem Schauspieltalent (Daniel Craig, Nicole Kidman - braucht man noch mehr zu sagen?). Es ist dem Drehbuch zu "danken". Und das, wo doch die Buchvorlage hervorragend ist. Spannend, witzig und bewegend. Der Film bietet von all dem nur sehr wenig. Zwar freundet man sich mit der kleinen Lyra, die von Dakota Blue Richards sehr gut getroffen wird, rasch an, eine emotionale Bindung fehlt allerdings. Vielleicht liegts am forschen Auftreten des Charakters, das im Buch durch ihre niedergeschriebenen Gedanken netter wirkt.
Ein weiterer Negativpunkt an Lyra, wodurch das Publikum manchmal für dumm verkauft wird: Oft spricht sie mit Pan (ihrem Dæmonen) über Dinge, die dem Zuschauer (noch) nicht klar sein könnten. Das nimmt die Möglichkeit, selbst gewisse Schlüsse zu ziehen. Dadurch werden diese Szenen weitaus weniger dramatisch, als sie es sein könnten. Ein Beispiel: Lyra findet im hohen Norden in einer scheinbar verlassen Hütte jemanden vor. Die Entdeckung, die sie dabei macht, gehört zu den Schlüsselmomenten des Films. Bevor man es aber selbst realisiert (was zwei Sekunden später der Fall wäre), quasselt Lyra den Clou des herunter. Und das lässt den Wow-Effekt ausfallen.
Schlecht ist 'Golden Compass' deshalb keinesfalls, nur eben nicht das Meisterwerk, das es hätte werden können. Ein Director’s Cut würde vielleicht sogar einiges wieder gut machen. Die Kämpfe sind toll (allen voran das Eisbärenduell), die Figuren (die man im Film kaum kennenlernt) bieten schöne Abwechslung zum üblichen Fantasy-Repertoire. Und die Vorlage mit vielen tollen Ideen wie den Dæmonen reisst vieles heraus. Aber das Tempo des Films stimmt einfach nicht. Man wird richtig durch die Story durchgeschoben, kriegt oberflächliche Informationen serviert und ehe man sich versieht, ist man schon am nächsten Schauplatz. 20 Minuten mehr Film würden vermutlich schon reichen, um einen besseren Einblick in Lyras Welt zu geben. Filmmaterial ist sowieso noch genug vorhanden: Die letzten drei (verfilmten!) Kapitel des Buches wurden gestrichen, um dem Film einen runderen Schluss zu bieten. Diese Sequenz, die in den Trailern der absolute Höhepunkt ist, solle die Eröffnung des zweiten Films 'Das Magische Messer' werden. Ob dieser je gedreht wird, ist eine andere Frage. 'Golden Compass' enttäuschte an den Kinokassen. Auch dort hat 'Herr der Ringe' also bei Weitem die Nase vorn.
Die DVD
Bild An der Bildqualität gibt es nichts zu beanstanden: Wunderbar vielfältige Farben, ein ausgereifter Kontrast und eine Schärfe, die durchgehend überzeugt, hinterlassen einen durchwegs positiven Eindruck. Auch Rauschen ist nicht zu erkennen. |
Sound Die Surround-Kanäle lassen Lyras Welt zum Leben erwecken: Umgebungsgeräusche, bassreiche Musik, Dialoge - die Mischung stimmt. In den grossen Actionmomenten fühlt man sich mitten ins Geschehen versetzt. Dennoch: Die Fantasy-Konkurrenz packt noch mehr in den Sound. |
Extras
- Audiokommentar
- Der Roman
- Die Adaption
- Oxford
- Das Casting von Lyra Belacqua
- Die Kostüme
- Die Musik
- Das Produktionsdesign
- Die gepanzerten Bären
- Das Alethiometer
- Die Dæmonen
- Die Veröffentlichung
Screenshot des DVD-Hauptmenüs |
Die Special Edition enthält zwei DVDs. Während auf der ersten lediglich ein spannender Audiokommentar von Chris Weitz zu finden ist, ist die Bonus-Disc vollgepackt mit Dokumentationen. In den ersten Beiträgen ist die Buchvorlage das grosse Thema. Wie Autor Philipp Pullman auf all die Ideen kam und wie daraus schliesslich drei Bücher entstanden sind, ist der Inhalt von 'Der Roman'. Danach erzählt insbesondere Autor und Regisseur Chris Weitz, wie aus dem Buch ein Drehbuch und schliesslich ein Film wurde. Sehr schön dabei: Man fühlt sich nicht mit Werbebotschaften überschüttet. Im Gegenteil: Weitz erzählt, dass er einmal aus dem Projekt ausgestiegen ist, da es ihm eine Nummer zu gross war. Die weiteren Specials konzentrieren sich jeweils auf verschiedene Aspekte der Produktion: Man erfährt, wie das Casting für die Hauptrolle verlaufen ist, und wie Dakota Blue Richards schliesslich zu Lyra wurde. Auch die Kostüme der wichtigsten Figuren, das wunderschöne Produktionsdesign vieler Schauplätze und die Musik werden im Detail beleuchtet. Weitere separate Dokumentationen gibt es zur aufwändigen Entstehung des Alethiometers, der digitalen Dæmonen und des grossen Bärenkampfes gegen Ende des Films. Unter dem Punkt 'Die Veröffentlichung' befinden sich drei Trailer und verschiedene Poster. Ausserdem gibt es diverse Galerien zu den verschiedenen Produktionsaspekten.
Auch die Verpackung kann sich sehen lassen: Das Digipack (bei Warner Home Video inzwischen eine Seltenheit) ist mit einer Goldfolie und einem eleganten Prägedruck versehen.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | The Golden Compas |
Produktionsjahr | 2007 |
Genre | Fantasy |
Studio | New Line Cinema |
Verleih | Warner Home Video |
Laufzeit | ca. 109 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren |
Regie | Chris Weitz |
Darsteller | Dakota Blue Richards, Nicole Kidman, Sam Elliott, Eva Green, Daniel Craig |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (2.40:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Englisch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch, Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte |
Anzahl Discs | 2 |
Verpackung | Digipack |
© rezensiert von Adrian Spring am 26.04.08
© Bilder, DVD-Screenshots, Warner Home Video