Labyrinth
|
|
Kritik
Jim Henson hat sich in den 80er Jahren als europäischen Puppet-Master den absoluten Namen gemacht: Kinder 'zwangen' die Eltern nicht selten um Erlaubnis die "Muppet Show" sehen zu dürfen, die damals schon gleichauf einer Late-Night Show Jay Lenos für die Kleinen gewertet wurde. Henson's Figuren gewannen den kinderfreundlichen, märchenhaften Charakter, den sie bis heute im eigentlichen Sinne auch behalten konnten. Seine bewährte "Many-Man"-Technik, mit welcher er die Puppen zum Leben erweckte ohne irgendwelche Drähte, Fäden oder Hände sichtbar zu machen, hatte sich - zuvor etabliert in Serien wie der "Sesame Street" - dann und wann auch im Bereich des Kinderfilmes aus Hollywood als vorteilhaft erwiesen. Produzent George Lucas hatte nach den ersten Star Wars Teilen und Willow die Idee, eine düster angelegte Erzählung in die Kinos zu bringen, die in gewohnter Henson Manier amüsant und charmant den mühsamen Weg eines Mädchens zeigen sollte, welches in einem riesigen Labyrinth, auf der Suche nach ihrem entführten Brüderchen, unglaubliche Abenteuer erlebt.
Die junge Sarah steckt selber noch in ihren Kinderschuhen. In eine pre-pubertären Phase studiert sie Dialogtexte von Märchenköniginnen und hängt so sehr an ihren Stofftierchen, dass sie in ihrem Zimmer eine penetrante Sammelordnung zu haben pflegt. Als dann der kleine Baby-Bruder irgendwie ihr Lieblingsstoff-Schnuckelchen in die Hände bekam, erfüllte sich ihr Kindesmut mit Zorn und sie verdammte den Kleinen auf pseudo-märchenhafte Art und Weise. Nur konnte sie leider nicht ahnen, wie nahe sie sich ihrer Fantasie im Grunde befand und nach ihrem herzlichen Hilferuf, kamen auch schon die Kobolde und entführten den kleinen Nervling aus den heimischen vier Wänden. Sarah wird schnell klar was sie angerichtet hat und noch bevor die Eltern von dem Ausgang zurückkommen, liegt es an ihr, ihren Bruder aus dem düsteren Labyrinth ihrer Fantasie und aus den Fängen des Koboldkönigs wieder zurückzuholen. Wie schon in Star Wars und Willow, bemerkt man auch bei "Die Reise ins Labyrinth" den Georg Lucas-typischen charakter-philosophischen Hintergrund des "Erwachsenwerdens": Sarah, die nebenbei erwähnt von einem (damals) jungen Talentsternchen Jennifer Connelly gespielt wurde, entdeckt schon bald, dass sie irgendwas an ihrer kindlichen "Stand-on-the-line"-Phase ändern musste. Zwar hat sie sich körperlich entwickelt, doch steckt sie noch in tiefster, fantastischer Kindheit fest, die geprägt ist von Kobolden, sprechenden Hunden, riesigen bärenähnlichen Monster und bösen Trollen.
Immer mehr entwickelt sich Sarah's Odysee durch das Labyrinth also als therapeutische Entgegenstellung ihrer Kindheit durch direkte Konfrontation. Wer hätte gedacht, dass ein einfacher Henson-Puppen-Kinderfilm einen solch tieferwirkenden Plot enthalten kann? Bald schon 20 Jahre hat der Film auf dem Buckel und dennoch mag man ihn deutlich als einer seiner Genre-Grössen definieren. Zu "Willow", der modernen "LOTR"-Reihe und "Legende" gehört ganz klar auch Hensons "Labyrinth". Technisch kann der Film noch immer begeistern, zumal (wie bereits erwähnt) der typische Muppet-Charme unsterblich ist. Die Ideen erscheinen selbst heute noch innovativ und Jennifer Conelly als junges Teenie-Mädchen ist heute nicht umsonst eine der umworbensten Geheimtipps für hochkarätig besetzte Filmproduktionen (vgl. "Requiem for a Dream", "A Beatiful Mind").
Als Opposition zu der verlorenen, rechtschaffenen Seele, braucht es auch einen angemessenen Bösewichten. Dieser wird von dem Rocksänger David Bowie gespielt (welcher auch gleich die Musikuntermahlung zu dem Fantasy-Streifen gestaltete). Der Glam-Rock und die weiss-gefärbten Haare passen unerwartet gut in das fantastische Konzept und als einer der wenigen menschlichen (bzw. real-lebenden) Figuren des Films, überzeugt Bowie auch als "freizeitlicher" Schauspieler. Die innovativen Ideen des Plots, entstammen im übrigen aus den kreativen Händchen des Kinderbuchautors und Illustrators Maurice Sendak, dessen Stil wohl einige Fans in Labyrinth klar wiedererkennen werden.
Bild Dass der Film erstmals 1986 auf der Leinwand erschien, merkt man der DVD kaum an. Das Bild wurder hervorragend gemastered und dabei kaum durch etwaige Reparaturmassnahmen verfälscht. Die Special Edition bietet durchwegs rauschfreies Bild, einzig die Farbpalette erscheint etwas gering ausgenutzt. Trotz aller Überarbeitung bleibt der 80er Charme erhalten und die erdigen Töne der Farbgebung des Labyrinth-Szenarios bieten sogar einen gewissen Kontrast zur Verstärkung der Grenzen zwischen Realität und Fantasie. Ebenso wirken Kontraste und die Schärfeeinstellung dem Betrachter äusserst angenehm entgegen. |
Sound David Bowies Aufnahme der Musikstücke aus den 80er, klingen auch im Film unverwechselbar. Synthesizer und Rausch-Mikros wirken aber der überarbeiteten Tonspuren der DVD ein bisschen entgegen. Das Dolby ist im Sorround (in jeder Spur) und ist deshalb auch nicht weiter speziell. |
Extras
- Filmografien: Besetzung, Regisseur
- Trailer
- Dokumentation „Im Labyrinth“ und Interviews mit Regie & Crew
- Fotogalerie: Hinter den Kulissen, Besetzung etc.
- Storyboards
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Labyrinth |
Genre | Fantasy |
Studio | Lucasfilm Ltd., Jim Henson Home Entertainment |
Verleih | Columbia Tristar Home Entertainment |
Laufzeit | ca. 97 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren |
Regie | Jim Henson |
Darsteller | Jennifer Connelly, David Bowie, Toby Froud, Shelley Thompson |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (2.35:1) |
Ton | Englisch: Dolby Surround Deutsch: Dolby Surround Französisch: Dolby Surround Spanisch: Dolby Surround |
Untertitel | Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Philipp Thalmann am 05.07.04