Thirteen
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Kritik
"Teenie"-Filme gibt es heutzutage wie Sand am Meer. Die meisten davon nehmen sich selber auf die Schippe, sind entweder gründlich niveaulos oder übertrieben pervers. Um das Prinzip des amerikanischen Apfekuchens umgehen zu können, oder auch die "tatsächliche Realität" darzustellen, bedient man sich nun auch immer mehr an verschiedenen Mittel zur Intensivierung und "Privatisierung" eines Eindrucks: eine übertriebene Körnigkeit, wie man sie sich nur bei (modernen) Kriegsfilmen gewohnt ist und dazu eine wacklige Kamera, werden genutzt, um eine alltägliche Szene als solche auch zu konservieren. Diese "Natürlichkeit" erfordert ein gewisses Know-How und nur wenigen gelang dies bisher effizient und durchwährend (vgl. Lukas Moodysson - 'Fucking Amal' und 'Lilja 4-ever').
Regisseurin Catherine Hardwicke wählte für ihr neustes Filmchen eine relativ durchgekaute Thematik, die bereits schon in Filmen wie Kids von Larry Clark nicht zu kurz aufgegriffen wurde: Drogen, Sex, Rebellion und Aggression während der pubertären Phase. In 'Dreizehn' allerdings besonders explizit bezogen auf Teenie-Mädchen. Mehr noch als die Pubertät, lebt die junge Tracy nun die Adoleszenz durch: Die selbstverständliche Welthinnahme des Kindesalters wird mit ihrem 13ten Geburtstag beendet und sie hat alle mühe eine eigene, unverwechselbare Persönlichkeit zu entwickeln. Als kleines Mädchen, dass farbige Socken und selbstgestrickte Pullover trägt, versucht sie sich immer mehr ihrem gleichaltrigen Vorbild Evie anzupassen, um genau so cool und sexy zu werden, wie Evie es ist. 'Dreizehn' greift diese Schritte der Entwicklung mit Bravour auf. Hardwicke zeigt die Mutation von Tracy, klar ersichtlich für den Zuschauer und dennoch völlig unverständlich für solche, die dieses Milieu (oder gar das andere Geschlecht) nicht verstehen können.
'Dreizehn' ist tragisch und mitreissend. Viele Szenen bewegen und nur selten gönnt Catherine Hardwicke uns eine Atempause. Wenn Tracy ihr erstes Zungenpiercing gesteckt bekommt oder ihr Bruder sie total schlampig angezogen und bekifft in der Stadt herumirren sieht; als externer Betrachter fühlt man dennoch mit Tracy irgendwie mit, zwar kann man ihr Verhalten kaum überall nachvollziehen und viele Handlungen erscheinen unüberlegt, ja gar blöde für ein dreizehnjähriges Mädchen das einmal "brav" gewesen ist. Man kann nur schwerstlich die vielen Elemente verdauen, die in Tracy's Entwicklung mitspielen - Freundschaft, Eiversucht, Gier, Neid, Stolz, Scheidungen und Betrug um nur einige zu nennen. Dieses "Mitfühlen" und diese authentische Wirkung ist nicht nur auf die relativ gekonnte Machart, sondern vielfach auch auf die Leistungen der Schauspieler zurückzuführen. Evie Darstellerin Nikki Reed war zum Übrigen am Grundkonzept beteiligt: Zusammen mit Hardwicke schrieb sie (auf eigene Erfahrungen basierend) das Drehbuch zu 'Dreizehn'. Evan (Tracy) und Nikki geben sich typisch ihren Alters euphorisch, teilweise unter Druck gesetzt und familiär entfremdet. Jegliche Aktion der Schauspielerinnen wirkt und nur selten, setzt eine filmtypische Abstraktion ein (bsp.: Brady Corbert schmuggelt sich oft viel zu verstört ins Bild hinein). Dass Hardwicke und Crew knappe 4 Wochen für die Dreharbeiten hatten und viele Shots schnellsmöglich im Kasten sein mussten, merkt man dem Film kaum an. Viel Hingabe, eine absolut passende Besetzung und ein Flair für wirkungsvolle Aufnahmen von Seiten des (Hand-)Kameramannes Elliot Davis machen 'Dreizehn' zu einem abhebenden Filmereigniss, welches nicht zur Teenager ans Herz zu legen ist.
Bild Die 'Dreizehn'-DVD kam nicht in den Genuss einer gewöhnlichen Schleifung wie es bei grösseren Kommerzfilmen üblich ist. Das Bild weisst an vielen Orten markante Blau und Grün Töne auf - oft wirkt somit die Farbpalette als eher kühl und weniger natürlich. Die Schärfe ist Durchschnitt und tendierend eher weich. Ausserdem ist stetiges Rauschen bemerkbar und inklusive dem eher düsteren Kontrast, ist die visuelle Wirkung der DVD eher "dreckig". Dafür gibt es keine Kratzer oder sonsitge Störungen und auch keine Drop Outs. |
Sound Die Akkustik ist eher Durchschnitt. Der für Teeniefilme Rock und Techno-typische Score-Mix klingt vor allem leise aus dem Hintergrund und die Klanggeräusche vor allem aus den Front-Kanälen, was im Grunde die Wirkung vom Dolby 5.1 zu dämmen vermag. Beide Tonspuren (Deutsch und Englisch-Original) wurden allerdings angemessen abgemischt und sind gut verständlich. |
Extras
- Audiokommentar von Regisseurin und Darsteller/innen
- „Dreizehn“ – Making of
- Nicht verwendete Szenen
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Thirteen |
Genre | Drama |
Studio | 20th Century Fox |
Verleih | 20th Century Fox Home Entertainment |
Laufzeit | ca. 100 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren |
Regie | Catherine Hardwicke |
Darsteller | Evan Rachel Wood, Holly Hunter, Brady Corbert, Nikki Reed |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (1.85:1) |
Ton | Englisch: Dolby Digital 5.1 Deutsch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch, Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Philipp Thalmann am 05.07.04