Die iranische Cutterin Sou Abadi präsentiert mit 'Voll verschleiert' ihren ersten Spielfilm für die grosse Leinwand. Das Drehbuch dazu schrieb sie gleich selbst, was ebenfalls eine Premiere für sie ist. Auffallend ist aber vor allem das Thema, um welches es in dieser romantischen Komödie geht, das zugleich interessant wie auch brisant ist: Ein französischer Student verkleidet sich als Muslima, um seine Freundin zu sehen, welche von ihrem strenggläubigen Bruder in den eigenen vier Wänden gefangen gehalten wird. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Realismus und Absurdität und als Zuschauer fragt man sich hie und da: Darf man hier wirklich ungezwungen lachen? Doch etwas Mut braucht es heutzutage, dass man unter den unzähligen romantischen Komödien (welche übrigens seit einigen Jahren auch den Markt in Frankreich überfluten) herausstechen kann. Das Verhalten von Leilas Bruder Mahmoud, welcher vollends radikalisiert aus dem Jemen zurückkehrt, seine Schwester einsperrt, dem kleinen Bruder mit Islamunterricht in Jemen droht und gegen Armand schon sehr bald gewalttätig wird, bildet aber ein sehr krasser Auftakt. 'Voll verschleiert' nimmt zu diesem Zeitpunkt fast schon Drama-Züge an, doch kaum ist Armand unter der Burka verschwunden (und das ist bereits sehr am Anfang des Filmes), beginnt sogleich die komödiantische Ader des Streifens aufzublühen. Es folgt ein Mix von pointierten Islam-Anspielungen, witzigen Verwechslungen und kurzweiliger Unterhaltung. Je länger sich dieser Zustand allerdings hinzieht, je mehr fällt 'Voll verschleiert' in den Trott von gängigen romantischen Komödien. Der Islam-Bezug wird zur Nebensache und die Findung des Paares sowie die Aufgabe dem Bruder das Handwerk zu legen, rückt in den Mittelpunkt - also genau jene Story-Stränge, welche jede romantische Komödie in der zweiten Filmhälfte verfolgt. Die Darsteller leisten aber durchwegs solide Arbeit. Félix Moati (zweimal für einen César als Bester Nachwuchsdarsteller nominiert) sowie Camélia Jordana, welche in diesem Jahr sogar den César als Beste Nachwuchsdarstellerin gewinnen konnte, sind mit viel Spiellust mit dabei und wissen ihre Charaktere im richtigen Mass zu überzeichnen. Letztendlich handelt es sich bei 'Voll verschleiert' um eine unterhaltsame Komödie, auch wenn die Hälfte davon bereits sehr durchgekaut wirkt. Leider etwas zu harmlos hinsichtlich dem Plot, doch Humor und Unterhaltungswert stimmen! |