Die Frage, ob nun Nash Edgertons 'Gringo' ein Kartell-Thriller, ein Actionfilm oder eine schwarzhumorige Komödie ist, bleibt bis zum Schluss des Films ungeklärt. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, denn Edgertons zweiter Langspielfilm (zehn Jahre nach 'The Square') lebt von seinen Charakteren. Allen voran Charlize Theron als verachtenswerte und herablassende Chefin Elaine Markinson, welche ihre Karriere vor alles andere in ihrem Leben stellt und kein halt davor macht, ihre weiblichen Reize für sich spielen zu lassen. Der Golden Globe-Nominierte Joel Edgerton (der Bruder von Regisseur Nash) ist ein ebenso grauenvoller, karriereorientierter Egozentriker in seiner Rolle des Richard Rusk, dem zweiten Co-Boss von Promethium Pharmaceuticals. David Oyelowo mimt dabei den Spielball des Gutbürgers, welcher von den skrupellosen Firmenbossen und dem erbarmungslosen mexikanischen Kartell hin- und hergeschoben wird. Zu einem späteren Zeitpunkt kommt dann noch Sharlto Copley als Kopfgeldjäher Mitch Rusk hinzu, welcher ebenfalls in seiner Rolle aufblüht und für einige Schmunzler sorgt. Alles so weit, so gut. Doch die Story vermag diesen talentierten und spielfreudigen Akteuren leider nicht das Wasser zu reichen. Der Plot lässt zwar auf eine interessante Geschichte hoffen, doch viel mehr Überraschungen als der Inlay-Text bereits verrät, hat der Film leider nicht zu bieten. Nach dem erstmaligen Erscheinen von Mitch Rusk scheint zwar etwas Spannung ins Geschehen zu kommen, doch Regisseur Nash Edgerton und Autor Matthew Stone hatten da andere Pläne: Gegen Schluss überschlagen sich schlichtweg die Ereignisse und vieles wirkt ungeordnet und planlos. So werden die knapp zwei Stunden Laufzeit im letzten Drittel zu einer kleinen Tortur für den Zuschauer, doch konzentriert man sich lediglich auf die Hauptdarsteller und ihre facettenreichen, meist bitterbösen Rollen, wird man es ganz gut auch bis zum Schluss aushalten. Amanda Seyfried-Fans werden aber wohl etwas enttäuscht sein, denn in 'Gringo' erhalten zweifelsohne nur die "bösen" Charaktere Aufmerksamkeit - und Seyfrieds Sunny ist da das pure Gegenteil und verschwindet daher blitzschnell im Hintergrund. Bitterböse, witzig und grossartig besetzt! Doch die Story bietet leider nur wenig Sehenswertes! |