Die chilenische Tragikomödie 'Gloria' aus dem Jahr 2013 von Regisseur Sebastián Lelio überzeugte damals die Kritiker auf der ganzen Welt - und bescherte dem Film zahlreiche Filmpreise (wie zum Beispiel an den Film Festivals in Berlin, Havanna, Hawaii, Palm Springs und sogar in Bombay). Insbesondere Paulina García überzeugte als titelgebende Hauptdarstellerin und gewann damit stolze fünf Preise. Bei einem solchen Erfolg riecht die Filmschmiede Hollywoods natürlich Lunte - und so ist es kaum überraschend, dass fünf Jahre später ein US-Remake dieses chilenischen Originals in die Kinos kam. Die anspruchsvolle Hauptrolle übernahm keine Geringere als Oscar-Preisträgerin Julianne Moore - und Lelio dreht das Remake seines eigenen Filmes gleich selbst. Eines vorneweg: Trotz Star-Besetzung (in weiteren Rollen sind der zweifach Golden Globe-Nominierte John Turturro, die beiden Emmy-Preisträger Brad Garrett und Holland Taylor sowie 'Superbad'- und 'Juno'-Star Michael Cera zu sehen), handelt es sich um einen ruhigen, stilvollen und ganz typischen Indie-Film. Wer eine Dramakomödie im Blockbuster-Hollywood-Stil erwartet, wird wohl enttäuscht. So mancher Zuschauer, welcher mit dem Indie-Genre weniger vertraut ist, wird daher wohl 'Gloria Bell' als eher langatmig und inhaltlos einstufen. Der Fokus liegt bei diesem Film aber nicht auf der Story, sondern ganz alleine auf der Figur von Gloria. Man begleitet sie durch einen kurzen Abschnitt ihres Lebens, angenehm und elegant inszeniert. Sebastián Lelio verrät in jeder Szene nur das Nötigste und die Vorstellungskraft des Zuschauers erledigt dann den Rest. Man lernt Gloria als tanzende Partydiva kennen, als Büroangestellte ohne Erfolgserlebnisse, mit ihrer Tochter in einem Yoga-Kurs, bei ihrem alleinerziehenden Sohn dessen Frau weggelaufen ist oder bei einem Familientreffen mit ihren Kindern, ihrem Ex-Mann und dessen neuer Frau (eine der intensivsten Szenen des Films). Keine dieser Sequenzen ist wirklich spektakulär und man fragt sich wohl die ganze Zeit, worauf dieser Film eigentlich hinausläuft. Betrachtet man 'Gloria Bell' jedoch nicht aus der Story-Perspektive, sondern als Charakterstudie einer Mittfünfzigerin, hat das Werk ganz klar seine Vorzüge, welche dank Julianne Moore auf ein hohes Niveau gehoben werden. Gemächlich, aber dennoch mitreissend & eine herausragende, einfühlsame Julianne Moore! |