Exakt zwanzig Jahre ist es her, seit Gil Jungers Komödie 'Ritter Jamal - Eine schwarze Komödie' in die Kinos kam - und nach wie vor (wohl auch aufgrund fehlender Konkurrenz) gilt der Streifen als Genre-Referenz, was Filme betrifft, in denen Personen mittels Zeitreise aus der Neuzeit ins brutale Mittelalter geschickt werden. Die russische Komödie 'Холоп', hierzulande als 'Der Knecht' vermarktet, ist nun - zumindest auf den ersten Blick - eine weitere Komödie, die in diese Kerbe schlägt. Im Gegensatz zu Jamal Walker aus 'Ritter Jamal', der tatsächlich nach England ins Jahr 1328 zurückreist, ist bei 'Der Knecht' das Mittelalter nur simuliert und Protagonist Grischa, ein verwöhnter Snobsohn, soll dadurch etwas vernünftiger werden und das Leben zu schätzen lernen. Regie führt dabei Klim Shipenko, welcher an den renommierten russischen APKit Awards zwei Mal in Folge den Preis für den Besten Film entgegennehmen durfte (auch für 'Der Knecht'). Das schaffen wohl nur sehr wenige Filmemacher in ihrem Heimatland. Da sind die Erwartungen an seine neueste Komödie natürlich hoch - werden aber von routinierten Komödien-Zuschauer nur halb erfüllt. Erstes Problem ist die zu gemächliche Einführung des Protagonisten. Wo sich Jamal Walker in 'Ritter Jamal' bereits nach sechs (!) Filmminuten im Mittelalter befindet, dauert es bei 'Der Knecht' doch wesentlich länger. Shipenko ist es offenbar wichtig, den jungen Grischa in all seiner Unsympathie und Ignoranz vorzustellen. Dies gelingt ihm zwar ganz gut, hätte aber auch in weniger Spielzeit dem Zuschauer klar gemacht werden können. Die grossen Stärken hat dann 'Der Knecht' in seinen Mittelalter-Szenen - jedoch nicht vor der Kulisse, sondern dahinter. Wie sich das äusserst professionelle und streng hierarchisch-organisierte Team hinter der Kamera verhält, ist einfach herrlich. Drohnen, die als Vögel getarnt sind, moderne, rote Unterwäsche die hervorblitzt oder die Tatsache, dass ein Schauspieler indirekt zu erkennen gibt, dass er weiss was Filme sind. Was aber weniger funktioniert, ist die zentrale Prämisse des Filmes: Die Böse-zu-Lieb-Konversion von Grischa. Angestrebt ist wohl die extremste Wandlung überhaupt: Vom Voll-Asi zum Frauenversteher. Dass dies ein äusserst anspruchsvolles Unterfangen ist, war wohl auch den Machern klar - denn sie versuchen mit sehr viel Komik diese Wandlung glaubhaft rüberzubringen, was aber leider misslingt. So bleibt lediglich eine Unterhaltsame Komödie aus Russland, bei der man einfach nicht allzu viel hinterfragen sollte. |