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Inhalt |
Italien im 17. Jahrhundert: Hinter den Mauern des Klosters von Pescia versetzt die Novizin Benedetta Carlini (Virginie Efira) die Oberhäupter der katholischen Kirche in Aufregung, als die Wundmale Christi an ihrem Körper auftreten. Trotz anfänglicher Zweifel an der Echtheit der Stigmata steigt Benedetta als "Auserwählte Gottes" zur Äbtissin auf. Von nun an geniesst sie Privilegien in der Ordensgemeinschaft, die ihr ein geheimes Doppelleben erleichtern: Sie lässt sich von der Nonnenschülerin Bartolomea (Daphna Patakia) in die Geheimnisse körperlicher Lust einführen... |
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Originaltitel |
Benedetta |
Produktionsjahr |
2021 |
Genre |
Drama |
Laufzeit |
ca. 131 Minuten |
Altersfreigabe |
ab 16 Jahren |
Regie |
Paul Verhoeven |
Darsteller |
Virginie Efira, Lambert Wilson, Daphne Patakia, Olivier Rabourdin, Clotilde Courau |
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Kritik |
Benedetta Carlini war eine italienische Nonne, welche 1590 in Vellano, einem Ortsteil von Pescia, geboren wurde. Sie wurde wegen zweierlei Aspekten freiwillig-unfreiwillig berühmt: Zum einen erhielt sie die Stigmata, die Wundmale Christi - zum anderen führte sie eine damals höchst-verbotene und von der römisch-katholischen Kirche schwer verurteilte lesbische Liebesbeziehung mit einer Nonnenschülerin. Die US-amerikanische Historikerin Judith Cora Brown hat 1986 ein Buch über Benedetta Carlini veröffentlicht ('Immodest Acts: The Life of a Lesbian Nun in Renaissance Italy'), da sie die niedergeschriebenen Akten von Benedetta nach 350 Jahren (!) wiederentdeckt hatte. Mit 'Starship Troopers'-Regisseur Paul Verhoeven wurde nun genau der richtige Regisseur gefunden, um diesen Stoff zu verfilmen. Als Atheist, der aber zugleich auch von der Macht der katholischen Kirche fasziniert ist (2009 veröffentlichte er das Buch 'Jesus - Die Geschichte eines Menschen'), kann er das Thema natürlich relativ neutral angehen - würzt es aber natürlich mit seinem Pfiff, für den seine Werke bekannt sind (Stichwort 'Basic Instinct' oder 'Showgirls'). Doch das Wichtigste vorneweg: 'Benedetta' ist kein plumper Lesben-Erotikfilm in einem Kloster. Klar, um gewisse Handlungsstränge zu bestärken, sind natürlich auch explizite Sexszenen mit dabei - doch gesamthaft betrachtet ist 'Benedetta' eine sehr solide und packend inszenierte Biografie-Verfilmung, welche gut strukturiert und dank Judith Cora Brown top recherchiert daherkommt. Zudem ist die vielschichtige Rolle der Benedetta mit Virginie Efira hervorragend besetzt. Dass nun die Stigmata zeitgleich mit Benedettas sexuellem Erwachen auftreten oder eine Marienstatute als Holzdildo missbraucht wird, wäre vielleicht nicht unbedingt nötig gewesen und liegt vielleicht auch an der provozierenden Art Verhoevens, doch sie schaden dem Gesamtwerk nicht gross. Die über zwei Stunden Laufzeit vergehen dabei wie im Flug, obwohl sich die Handlung bis auf wenige, kleine Ausnahmen ausschliesslich im Kloster Pescia abspielt - und das spricht letztendlich für ein filmhandwerklich sehr gelungenes Drama. Provozierend! Aber keine banale Nunsploitation, sondern eine packende Biografie-Verfilmung! |
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© rezensiert von Philipp Fankhauser am 15.03.22
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