The Phantom of the Opera
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Kritik
Lange hat es gedauert, nun ist es geschehen: Andrew Lloyd Webbers Erfolgsmusical 'Phantom der Oper' wurde auf Zelluloid gebannt. Dazu hat Joel Schumacher, der Regie geführt und eng mit Webber zusammen gearbeitet hat, einen riesigen Aufwand betrieben. Immerhin sollte seine Version dem vielfach gefeierten Werk gerecht werden. Doch genau dies ist nun nicht eingetroffen. Schumachers Vision ist eine Enttäuschung auf hohem Niveau. Woran das liegt, erklären wir weiter unten. Zuerst gehen wir einmal auf die positiven Punkte ein. Denn an der Ausstattung gibt es wirklich nichts zu bemängeln: Die Kulissen sind prunkvoll und mit viel Liebe zum Detail errichtet worden. Die Oper von Paris der damaligen Zeit wird förmlich wiederbelebt. Nicht minder beeindruckend sind die Kostüme, die denen der Bühnenversion sehr nahe kommen.
Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt überraschenderweise die Musik. An Webbers musikalischem Werk gibt es nichts zu zweifeln – auf der Bühne wurde das mehrfach bewiesen. Aber im Film wirkt das Ganze irgendwie zu viel: Man hat schlichtweg zu viele Titel des Musicals reingepackt, so dass es fast schon wie eine Overkill wirkt. Insbesondere die Implementierung einiger Stücke ist schlecht gelöst: Manchmal singen die Darsteller ihre Stücke in Gedanken, so dass sie die Lippen nicht bewegen, dann wieder mit bewegenden Mündern - obwohl es gar nicht passt. Beim Song ‚Phantom der Oper’ wird gar abgewechselt, was für unfreiwilligen Humor sorgt. Auf der Bühne mag die Musik gut gelingen, da dort alles gesungen wird und man weiss, dass man ein Musical sieht. Doch ‚Phantom der Oper’ ist schlichtweg nicht für die Leinwand geeignet. Das Ganze wirkt zu aufgesetzt, was nicht wenig an der übertriebenen Gestikulierung der Darsteller liegt. Dass man aus einem Musical durchaus einen tollen Film machen kann, haben schon viele Beispiele gezeigt, wie etwa 'Chicago'. Auch 'Moulin Rouge', der wohl opulenteste und beste Musicalfilm überhaupt, schafft es, die Musik passend ins Geschehen einzubinden. Doch bei 'Phantom der Oper' hätte wohl nichts genützt: Die Geschichte an sich passt auf die Leinwand, nicht aber mit der Musik. In der jetzigen filmischen Version harmonieren Musik und Geschichte alles andere als gut.
Bei den Schauspielern hat man eine gute Wahl getroffen. Gerard Butler als mysteriöses Phantom weiss zu gefallen. Zwar ist sein Gesangsorgan kein Vergleich zu seinem Bühnenpendant, negativ auffallen tut die Stimme allerdings nicht. Newcomerin Emmy Rossum hat da schon eher Talent, die mit ihrer zuckersüssen Stimme und ihrem guten Spiel die Zuschauer in den Bann zu reissen weiss. In weiteren Rollen sind Miranda Richardson und Patrick Wilson zu sehen. Highlight ist aber Minnie Driver als Diva Carlotta. Zwar ist ihre Operetten-Stimme nicht ihre eigene, dafür ist ihre Darstellung der von sich sehr überzogenen Dame köstlich. Paradoxerweise liefert gerade Driver den Titelsong zum Film, der aber nicht im Werk selbst vorkommt. Denn ihre Stimme ist wirklich gut, aber einfach nicht für Operetten, weshalb man sie ausgetauscht hat.
'Phantom der Oper' ist kein schlechter Film. Doch bei einem Musical dieses Kalibers hat man einfach mehr erwartet. Dabei scheint man ein wahres Meisterwerk präsentiert zu bekommen, wenn man auf den Anfang achtet. Denn der Einstieg in den Film ist phänomenal. Sobald es aber auf die eigentliche Geschichte zugeht beziehungsweise sobald das erste Konzert vorbei ist, verliert sich das Werk in Musik- und Storyfetzen. Schade eigentlich, denn die passende Ausstattung hätte der Film ja mit sich gebracht. Aber nun ist das bewiesen worden, was man bei 'Herr der Ringe' mit der imposanten Filmtrilogie widerlegt hat: Das Werk ist einfach unverfilmbar.
Bild Am Anfang ist das Bild wirklich schwach: Grobkörnig und unscharf. Dies hat aber einen stilistischen Hintergrund und sobald es in die eigentliche Geschichte geht, wird das Bild sehr gut: Weitgehende Rauschfreiheit, hohe Schärfe und satte, kräftige Farben. Manchmal wirkt das ganze aber ein wenig zu überzeichnet, wodurch Details verloren gehen. |
Sound Effekte oder Hintergrundgeräusche werden nur sehr spärlich über die Rears verteilt. Dafür ist die Musik eine Wucht. Beim ersten Anspielen des Titelthemas zuckt garantiert jeder aus Ehrfurcht zusammen. Auch im weiteren Verlauf werden die Surroundspeaker für die Musik eingesetzt, was eine stimmige Atmosphäre gibt. |
Extras
- Filmdokumentation
- Deleted Scenes
- Making the Soundtrack
- Making of
- Interviews
- 7 Featurettes
- Sing-Along-Tonspur
- Trailer & Teaser
Herzstück der Boni ist das 50minütige Making of, das viele Aspekte der Produktion und Entstehung abdeckt. Was dort nicht angesprochen wird, kommt bei den zahlreichen Featurettes zum Zug, die jeweils rund 5-10 Minuten dauern. In einem weiteren Making of gibt es ähnliche Infos, jedoch von anderen Seiten belichtet. Witzig: Der Titelsong, wie er vom gesamten Produktionsteam gesungen wird. Dazu gibt es Interviews mit Cast und Crew. Einen grossen Nachteil hat aber das Ganze: Nur das zweite, kürzere Making of ist in deutscher Sprache - alles andere in Englisch ohne Untertitel. Dies gibt Punkteabzug. Ansonsten sind die Extras aber wirklich top, nur einen Audiokommentar von Schumacher und Webber vermisst man. Übrigens: Eine Tonspur der DVD enthält nur die Musik. Passende Untertitel sorgen dafür, dass man selber Singen kann.
Gleichzeitig erscheint eine 4-Disc-Edition (siehe Preview, die neben den zwei Discs der getesteten Version auch noch eine weitere Doku-DVD sowie den Original Filmsoundtrack enthält. Diese beiden Versionen gibt es aber exklusiv in der Schweiz. In Deutschland erscheint die DVD über Concorde und zwar nur als Einzel-DVD.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | The Phantom of the Opera |
Genre | Musicalverfilmung |
Studio | Warner Bros. |
Verleih | Ascot Elite |
Laufzeit | ca. 135 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren |
Regie | Joel Schumacher |
Darsteller | Gerard Butler, Emmy Rossum, Patrick Wilson, Miranda Richardson, Minnie Driver |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (2.5:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 & 2.0 Englisch: Dolby Digital 5.1 & 2.0 |
Untertitel | Deutsch, Französisch |
Anzahl Discs | 2 |
Verpackung | Digipack |
© rezensiert von Adrian Spring am 07.09.05