Globi und de Schatteräuber
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Kritik
Für die schweizer Jugend ist Globi wohl das Status Symbol Nr. 1. Kein Wunder: Der kleine blaue Vogel, mit seinen rot-schwarz karierten Hosen muss sich ja auch völlig penetrant in jeglichen Kinderbüchen, auf Ovo-Tassen und in unzähligen Migro-Produkten bemerkbar machen. Wer als kleiner Schnösel selbst noch nie ein Globi-Heftchen mit Bundstiften vergewaltigt hat, ist entweder nicht von schweizerischer Nationalität oder pflegt eine averse Beziehung zu Malbüchern. Globi ist lustig und lehrreich und um diesen Eigenschaften nachzugehen, etablierte er sich bisher in unzähligen Höhrspielkasetten. Nach dem grossen helvetischen Aufschwung des letzten Jahres im Bereich der visuellen Medien (vgl. 'Achtung, Fertig, Charlie!') wagte man sich ebenso an ein, eher zuversichtliches Projekt, um Globi cartoon-animatisch zum Leben zu erwecken. In seinem eigenen Kinofilm, soll er eine moderne Jugendgeneration ansprechen, die auf Technik und Musik heutzutage kaum mehr verzichten kann.
Die Tatsache, dass Walter Andreas Müller (der schon seit Urzeiten die Figur des Globi synchronisiert) ebenso sein Stimmchen auf die Grossleinwand mitbringt, führt zu der Annahme einen authentischen Globi geniessen zu können, wie wir ihn seit jeher kennen und lieben (?). 'Globi und de Schattenräuber' vermittelt aber ein ziemlich komisches Bild von dem blauen Vogel. Zum einen genoss er einen durchaus weitreichende Renovierung in Stil und Expression: Durch die Händchen von Mangaka Takashi Masunaga bekam das Konzept des Films den Stil japanischer Anime. Durchaus macht sich dieser Umschwung in teilweise äusserst markanten Abstrahierungen bemerkbar, die sich die europäische Gemüter wohl kaum gewohnt sind. Der Film wirkt dadurch für lokale Konsumenten auf gewisse Art und Weise entfremdend und die anfänglichen Erwartungen einen "alten" Globi anzutreffen, werden alsbald enttäuscht. Dass Regisseur Robi Engler den künstlerischen Aspekt in asiatische Richtung wandte, muss sich nicht unbedingt negativ auf den Gesamteindruck auswirken: Die Tatsache allerdings, das der eher belanglose Plot ebenso einer kaum nachvollziehbaren Entfremdung unterzogen worden ist, lässt Globi qualitativ total absaufen: So kommt es zum Beispiel ohne jeglicher logischen Evidenz dazu, dass ein ausgestossener Trommel-Musiker zu einem grössenwahnsinnigen Bösewichten mutiert, der allen guten Musiker deren Schatten stiehlt, um eine eigene unübertrefflichi Musikband aufstellen zu können. Ok, aber was soll das? Musik-Weltherrschaft? Grössenwahnsinn? Eine riesige Oper die einfach in vom Erdboden verschluckt wird und eine Ratte die Schatten mit einem Staubsauger sammelt?
Von einer Schweiz fehlt jeglicher Sinn. Nicht einmal in Globi-ähnlicher Location ist das ganze angesiedelt. Ebenso wie Disney mit 'Der Schatzplanet' oder dem noch kurioseren 'Atlantis' wollte man nicht nur die jüngeren Windelträger in die Kinos locken, sondern auch ältere, medial-abgestumpfte Jugendliche. Leider wirkt dies lächerlich und ohne Lunik als Scoreband wäre dies auch mehr oder weniger total gefloppt. Lunik rettet das ganze mit einigen atmosphärisch dichten und künstlerisch total hochstehenden Tracks, kompensiert dadurch aber weder den miesen Plot noch die unpassenden Synchronssprecher.
Bild Ausser ein leichtes Grundrauschen ist die Bildqualität sauber. Die Farbpalette ist für einen Cartoon passend grell und bunt. Artefakte gibt es ausser wenigen Ritzern gegen Ende des Film absolut keine. Die Animationen von 'Globi und de Schatteräuber' wirken teilweise ein bisschen steif, was allerdings auf eine geringe Framerate der Mangaka-Künstler zurückzuführen ist. Eine Stilform dürfte man hier also nicht kritisieren, womit das ganze auch nicht zwingend billig wirken muss. |
Sound Die Synchronsprechen wären tendenziell gut, leider aber allgemein für solche Produktionen total unpassend. Wie wir schon in Stuart Little bemerkt haben, passt das schweizerdeutsche Lippensynchron kaum zu animierten Figuren, mag man auch noch so penetrant eine Abstimmung versuchen. Die Lokalisation ist dementsprechend eher mager, allerdings gibt es auch keine bessere Allternative zum Vergleich. Die Musik ist sprichwörtlich 'most beautiful', zwar kaum passend für einen solchen Film aber absolut stimmungsgebend. Die DVD ist ausserdem soundtechnisch gut abgemischt, zwar werden selbst beim Digital kaum alle Kanäle genutzt. Trotzallem klingt die Scheibe räumlich schön aus den heimischen Soundsystemen. |
Extras
- Musikvideo: Lunik - 'The most beautiful song'
- Making Of
- Pilotfilm
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Globi und de Schatteräuber |
Genre | Kinderfilm |
Studio | Fama Film AG |
Verleih | Impuls Home Entertainment |
Laufzeit | ca. 72 Minuten |
FSK | ab 6 Jahren |
Regie | Robi Engler |
Stimmen (dt.) | Walter Andreas Müller, Jaël, Philippe Roussel |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (178:1) |
Ton | Schweizer Dialekt: Dolby Digital 5.1, Dolby Digital 2.0 |
Untertitel | Deutsch für Hörgeschädigte |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Philipp Thalmann am 05.07.04