Desperate Housewives - Season 1
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Kritik
Vier Frauen auf der Suche nach ihrem eigenen Glück? Natürlich, 'Sex and the City'! Keine Frage, diese Parallele ist vorhanden. Aber der Rest unterscheidet sich komplett von 'Desperate Housewives'. Und deshalb verzichten wir auf sämtliche weiteren Verknüpfungen mit der Serie um Carry & Co. ‚Desperate Housewives’ ist nämlich alles andere als eine billige Kopie, sondern eine intelligente Mischung aus Comedy und Drama. Trotzdem ist die Serie extrem schwer in ein einziges Fach einzuordnen. Die Leichtigkeit und somit der Humor stehen zwar klar im Vordergrund, doch insbesondere in den letzten paar Folgen nimmt der Drama-Faktor zu und man bekommt weltklasse Darbietungen in Sachen Schauspiel spendiert - doch dazu im nächsten Absatz mehr. Manchmal erinnern die scheinbar perfekten Hausfrauen der Wisteria Lane sehr an die Frauen von Stepford. Denn auch hinter deren Fassaden ist nichts so ideal wie es von Aussen durch die geblümten Vorhänge scheint.
Dass die Darstellerinnen ideal zu ihren Rollen passen, zeigt alleine die Nominationsliste der letzten Golden Globe- und Emm- Verleihung: Teri Hatcher, Felicity Huffman und Marcia Cross waren allesamt in der Kategorie beste Hauptdarstellerin in einer Comedyserie nominiert - nur Eva Longoria wurde aussen vor gelassen, zu Unrecht. Den Preis nach Hause nehmen durfte bei den Globes Hatcher, deren teils fast neurotische Art zum Niederknien ist. Aber auch Huffman, die überraschende Gewinnerin bei den Emmys, ist als überforderte Mutter vierer Rabauken herrlich amüsant. Ungeschlagen bleibt aber Marcia Cross als Bree Van De Kamp. Sie lebt ihre Rolle mit sichtlicher Freude und Bosheit. Doch selbst in den ruhigen, melancholischen Tönen ist sie eine Klasse für sich. Dies zeigt sich am deutlichsten im Season-Finale, wo sie eine der besten Schauspielleistungen der letzten Jahre darbietet - ohne dabei zu sprechen. Eva Longoria, kürzlich von Maxim zur schönsten Frau der Welt gewählt worden, ist mit ihrer überdrehten, sexy Art ebenfalls ein Hingucker erster Klasse – in jeder Hinsicht. Nebendarstellerin Nicollette Sheridan als Edie wurde übrigens für den Golden Globe als beste Nebendarstellerin nominiert, ging aber leider leer aus.
Die Faszination von 'Desperate Housewives' geht aber nicht ausschliesslich von den Darstellerinnen aus, sondern auch von der Mischung aus Realität und Übertriebenem: Viele Szenen könnten 1:1 in jedem beliebigem Haushalt dieser Welt stattfinden. Doch meistens geht die Serie einen Schritt weiter und tut das, was sich die meisten wünschten zu tun, es aber nicht getrauen. Oder eine Szene wird einfach so überspitzt gezeichnet, dass sie schon fast wieder wahr erscheint. Diese Mischung ist einmalig im TV-Bereich! Und auch wenn es viele wohl nicht zugeben wollen: Mit einer der vier Frauen können sich die meisten Frauen dieser Welt identifizieren. Ebenso faszinierend sind die vielen kleinen Details. In der ersten Folge etwa geschieht Susan Myers ein folgenschweres Missgeschick und lässt etwas Verräterisches am Tatort liegen. Folgen später wird wieder darauf eingegangen. Es gäbe noch viele weitere solcher Details, diese zu verraten würde allerdings einiges der Handlung vornweg nehmen. Und das wäre zu schade!
Womit wir bereits beim nächsten Punkt wären: Der Story. Durch die gesamte Staffel zieht sich die Storyline der verstorbenen Mary Alice Young, genauer gesagt ihrem Geheimnis, das sie bis in den Tod getrieben hat. Erst in der 23. und letzten Folge der Staffel wird aufgelöst, was es ist, obwohl man schon ein paar Episoden vorher solches erahnen kann. Dass sich die Hauptgeschichte um Mary Alice dreht, widerspiegelt sich auch in der Erzählweise: Brenda Strong, die die Verstorbene im Pilotfilm sowie einigen Rückblenden spielt, fungiert als Erzählerin über alle Folgen hinweg. Ihre beruhigende Stimme lässt immer wieder einige Fragen aufwerfen, die im Verlauf der Staffel schliesslich beantwortet werden. Am Anfang einer jeden Folge beginnt sie ausserdem mit einem Thema, das oftmals scheinbar nichts mit der Wisteria Lane oder den Hauptdarstellerinnen zu tun hat. Doch am Ende der Episode geht sie nochmals darauf ein und plötzlich geht dem Zuschauer ein Licht auf, dass alle vier wichtigen Hausfrauen in dieser Folge mit diesem Problem auf die eine oder andere Weise zu tun hatten. Dies mag einigen jetzt vertraut vorkommen, doch keine Angst: 'Desperate Housewives' löst diese Aufgabe nicht auf solch familien-kitschige Art wie 'Eine himmlische Familie', sondern mit viel Biss und Humor. In sich ist jede Episode somit abgeschlossen, doch neben der Geschichte um Mary Alice gibt es immer wieder folgenübergreifende Handlungen, wie etwa das Anbändeln von Susan mit Mike oder Gabrielles Manns Misstrauen gegenüber ihr in Sachen Treue.
Kritikpunkte gibt es für 'Desperate Housewives' wirklich nicht viele: In den ersten paar Folgen könnte man über eine gewisse Vorhersehbarkeit klagen, manchmal ist das Ganze nicht so witzig wie es sein könnte. Doch damit hat es sich auch schon. Denn hinter dieser Serie steckt mehr, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Hinter all der Comedy und spannenden Story steckt eine gnadenlose Kritik an der US- und restlichen Weltbevölkerung. Viele Handlungen, die für Bürger aller Welt typisch sind, werden völlig überzeichnet gezeigt und bringen so manches genüssliches Lächeln auf die Münder der Zuschauer. In den USA ist bereits die zweite Staffel der Serie angelaufen und im September konnte sie satte sechs Emmys abräumen. Der Erfolgskurs steigt also auch weiterhin und dies könnte dank vielen weiteren schmutzigen Geheimnissen noch lange so weitergehen…
Bild TV-Serien auf DVD haben den schlechten Ruf, dass sie kein anständiges Bild inbekommen. 'Desperate Housewives' belehrt sämtliche Kritiker eines Besseren: Noch nie (nicht einmal bei 'Lost') war ein Bild einer Serie so scharf und rauschfrei wie jenes bei der Hausfrauen-Show. Dazu kommen passende Farben, oftmals extra bunt, um der Atmosphäre zu dienen. Und am Kontrast gibt es auch keinen Grund zur Kritik. |
Sound Während man mit der englischen Tonspur dank 5.1-Sound einige gute Effekte und vor allem angenehme Atmosphäre geliefert bekommt, müssen die deutschen Zuschauer mit Stereo auskommen. Dies verhindert das Verteilen der tollen, instrumentalen Musik über die hinteren Lautsprecher - schade. Dafür ist Verständlichkeit stets gewährleistet. |
Extras
- 5 Audiokommentare
- Zusätzliche und erweiterte Szenen
- Lieblingsszenen der Hausfrauen
- Making of
- Zu Besuch in der Wisteria Lane
- Geheimnisse der Wisteria Lane
- Die Mode der Wisteria Lane
- Neue Nachbarin: Oprah Winfrey
- Pannen vom Dreh
- 'Desperate Housewives' rund um die Welt
- Brees Dinnerparty: Multi-Language Sequenz
Kleine Warnung: Die Extras (abgesehen von den gelöschten Szenen) sollten alle erst angeschaut werden, wenn man mit der ganzen Season durch ist. Denn der Setbesuch auf der ersten DVD enthält etwa schon massive Spoiler zur finalen Episode. Aber das Warten lohnt sich, denn die DVDs enthalten viele interessante Hintergründe zur Show. Im bereits angesprochenen Setbesuch gibt es von Serienschöpfer Marc Cherry viel Wissen, etwa dass seine eigene Familie jener der Van De Kamps gar nicht so unähnlich ist. Dann gibt es auch noch ein ausführliches Making of sowie ein Extra, bei dem man den Autoren beim Diskutieren zusehen kann. Internationales Feeling verbreiten die beiden Specials über das Phänomen Housewives rund um den Globus sowie Brees Dinnerparty in diversen Sprachen. Ausserdem gibt es zu satten fünf Folgen einen Audiokommentar der Macher, wobei insbesondere jene zur ersten und letzten Folge toll sind. So erfährt man etwa, was improvisiert wurde und wie knapp der Drehplan war. Auch die fünf wichtigsten Darstellerinnen der Serie dürfen in einem Extra ihre persönlichen Lieblingsmomente der ersten Staffel kommentieren. Und wie so oft bei Serien ist auch ein Feature mit den Pannen vom Dreh enthalten. Komödiantisches Highlight ist aber Oprah Winfreys Einzug in die Wisteria Lane: In einem Zusammenschnitt aus alten, aber auch neuen Szenen zieht die amerikanische Talkmasterin als neue Nachbarin ein und daraus entsteht eine äusserst unterhaltsame Mini-Episode. Abgerundet wird das dicke Paket mit zusätzlichen und erweiterten Szenen, die auf die sechs DVDs verteilt sind und teilweise einen optionalen Kommentar von Marc Cherry enthalten. Wünsche bleiben da kaum offen.
Die sechs Discs sind alle einzeln in Slim-Amarays gepackt und in einem Pappschuber gebündelt. Ein separates Booklet enthält einen ausführlichen Episodenguide.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Desperate Housewives - Season 1 |
Genre | Comedydramaserie |
Studio | Touchstone Television |
Verleih | Walt Disney Studios Home Entertainment |
Laufzeit | ca. 997 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren |
Created By | Marc Cherry |
Darsteller | Teri Hatcher, Felicity Huffman, Marcia Cross, Eva Longoria, Nicollette Sheridan, James Denton, Brenda Strong, Jesse Metcalfe, Steven Culp, Cody Kasch, Ricardo Chavira, Doug Savant |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (1.78:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 2.0 Stereo Englisch: Dolby Digital 5.1 Französisch: Dolby Digital 2.0 Stereo |
Untertitel | Deutsch, Englisch, Holländisch, Italienisch, Spanisch, Französisch, Englisch für Hörgeschädigte |
Anzahl Discs | 6 |
Verpackung | Slimcase-Amarayhüllen in Pappschuber |
© rezensiert von Adrian Spring am 25.11.05