Perfume - The Story Of A Murderer
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Kritik
Jeder, der 'Das Parfum' von Patrick Süskind gelesen hat, wird sich fragen: "Wie wollen die das auf die Leinwand bringen?" In der Tat war es eine Herausforderung für Produzent Bernd Eichinger und Regisseur Tom Tykwer: Ein Buch, das die ganze Zeit von Gerüchen, Parfums und Düften von Mädchen erzählt, filmisch umzusetzen, war eine Gratwanderung. Doch das Experiment ist geglückt und die Umsetzung des Millionen-Bestellers kann sich sehen lassen. Der Prunk beginnt schon bei der Besetzung: Hat man die zwiespältige und moralisch fragwürdige Figur des Jean-Baptiste mit dem Newcomer Ben Whishaw besetzt, fielen die Entscheide bei den Nebenrollen zugunsten von gestandenen Grössen. Dustin Hoffman als kauziger Parfümeur und Alan Rickman als besessen führsorglicher Vater heben die mit deutschen Geldern finanzierte Produktion auf internationales Niveau. Neben vielen deutschen Gesichtern (Corinna Harfouch, Jessica Schwarz oder etwa Karoline Herfurth) hat die englische Rachel Hurd-Wood (Wendy in der jüngsten 'Peter Pan'-Verfilmung) die vielleicht wichtigste Rolle überhaupt gekriegt: Laura, der berauschendste Duft von allen.
Zuerst das Mirabellen-Mädchen und später sie, Laura, sind Antrieb für Jean-Baptistes Besessenheit für das perfekte Parfum. Ein Parfum, in das sich die Menschen verlieben sollen. Ein Parfum, das sie begehren sollen. Um diese und alle anderen Düfte im Film visuell zu vermitteln, arbeitet Tykwer abwechselnd mit ruhigen und schnellen Kameraschnitten, und vorwiegend Nahaufnahmen der geruchvollen Objekte. Zu 100 Prozent kann die bildliche Umsetzung der Gerüche zwar nicht überzeugen, doch diese Lösung scheint die idealste zu sein. Noch besser zur Geltung kommen die Gerüche durch die mitreissende Musik, die auch Stunden nach dem Hören noch im Kopf des Zuschauers herumgeistert. Die grösste Hürde, also jener der Audiovisualisierung von Gerüchen, hat Tykwer damit bravourös gemeistert.
Eine weitere war es, den vielschichtigen Stoff und den noch vielschichtigeren Hauptcharakter zum Leben zu erwecken. Zum Glück haben die Macher an den richtigen Stellen gekürzt beziehungsweise abgeändert. Grenouilles Höhlenaufenthalt nimmt jetzt zum Beispiel nur wenige Filmminuten in Anspruch und die dadurch gesparte Zeit wird wertvolleren Szenen zugesprochen, etwa dem Sammeln des letzten Dufts für das Parfüm. Dennoch ist 'Das Parfum' mit 142 Minuten aber ein wenig zu lang geraten und ermüdet den Zuschauer zwischenzeitlich. Auch geht leider der Sarkasmus der Buchvorlage fast gänzlich verloren und so bleiben nur ein paar wenige Situationen, in denen es etwas zum schmunzeln gibt. Grenouilles Besessenheit und Begierde werden solide rübergebracht, auch wenn man sich (glücklicherweise) zu keiner Zeit zur Hauptfigur hingezogen fühlt. Wie in der Buchvorlage gibt es übrigens auch im Film einen Erzähler, der zwischenzeitlich Zeitsprünge oder Situationen, die nicht durch Dialoge der Figuren wiedergegeben werden, erläutert. Zum Beispiel das Ableben von Grenouilles Gefährten in seiner Laufbahn - auch im Buch eines der Highlights.
Eichinger und Tykwer zaubern ein bildlich imposantes und inhaltlich spannendes Abenteuer auf die Leinwand. Egal ob Jean-Baptistes Mord am Mirabellen-Mädchen, dem ersten Erstellen eines Parfums oder der wohl grössten Orgie der Filmgeschichte: Das Gesehene beeindruckt. Und das Beste: Der Charme der Vorlage wird beibehalten, wenn auch noch etwas düsterer wiedergegeben als beschrieben. Für Liebhaber des Romans ist die filmische Umsetzung ein Muss. Alle anderen werden ihre Freude haben, wenn sie die Überlänge verschmerzen können. Aber dieses Risiko sollte man eingehen, wenn man den duftreichsten Film der Geschichte erleben möchte.
Die DVD
Bild Beim Bild gibt es fast nichts auszusetzen: Die manchmal kräftigen (in der Landschaft), teils düsteren Farben (bei Grenouilles Teufeleien) unterstützen den Plot. Rauschen ist keines erkennbar, genauso wenig wie Verschmutzungen. Der Kontrast gefällt ebenso. Nur die Schärfe dürfte knackiger sein, da Details oft verloren gehen. |
Sound Zu jeder Zeit reisst der Ton des Films mit, auf sämtlichen Tonspuren. Denn dank dem pompösen Soundtrack entsteht eine dichte Atmosphäre, aus der man sich gar nicht mehr herausgetraut. Aber nicht nur die Musik, sondern auch viele Umgebungsgeräusche lassen die Welt des Parfums zum Leben erwachen. Keine Referenz, aber sicherlich eine gute Umsetzung. Alternativ gibt es eine deutsche DTS Spur, für Sehbehinderte eine Hörfilmfassung. |
Extras
- 3 Audiokommentare
- Making of
- Interviews
- Motivsuche
- Visualisierung der Gerüche
- Kameraarbeit
- Deutsche Synchro
- Mischung Originalversion
- Die Düfte zum Film
- Darstellerinfos
- Trailershow
Screenshot des DVD-Hauptmenüs |
Das Bonusmaterial von ‚Das Parfum‘ hat es in sich. Schon die drei Audiokommentare auf der ersten DVD beleuchten die Entstehung hervorragend. Noch detaillierter wirds auf der Zusatzdisc. Das fast einstündige Making of zeigt hauptsächlich Szenen vom Dreh, aber nebenbei auch die Ganze Ausstattung. Auch wie Produzent Bernd Eichinger endlich Patrick Süskind überzeugte, ihm die Filmrechte zu verkaufen, ist enthalten. Spannend sind aber auch die kürzeren Beiträge, die sich explizit mit der Drehortsuch, Soundabmischung, Kameraumsetzung und der Verbildlichung der Düfte auseinandersetzen. Lobenswert für einen eigentlich deutschen Film, der in Englisch gedreht wurde: Sämtliche Specials sind Deutsch gesprochen. Zusätzlich verrät ein Hintergrundbeitrag, wie die deutsche Synchronisation entstanden ist.
Die Premium Edition mit zwei DVDs haust im wunderschönen Digipack, dessen Pappschuber mit Glanzeffekten und Prägedruck aufwartet. Ein Booklet liegt ebenfalls bei.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Perfume - The Story Of A Murderer |
Genre | Thriller |
Studio | Constantin Film |
Verleih | Highlight Video |
Laufzeit | ca. 142 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren |
Regie | Tom Tykwer |
Darsteller | Ben Whishaw, Alan Rickman, Rachel Hurd-Wood, Dustin Hoffman, Karoline Herfurth, Corinna Harfouch, Jessica Schwarz |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (2.35:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Deutsch: DTS 5.1 Deutsch: Hörfilmfassung für Blinde Englisch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch für Hörgeschädigte |
Anzahl Discs | 2 |
Verpackung | Digipack |
© rezensiert von Adrian Spring am 25.03.07
© Bilder, DVD-Screenshots, Highlight Video