Babel
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Kritik
Der Flügelschlag eines Schmetterlings kann am anderen Ende der Welt einen Orkan auslösen. So heisst es, und so geschieht es in 'Babel'. Der Schmetterling ist hier zwar ein Gewehr und der Flügelschlag ein verheerender Schuss, dennoch löst dieses Ereignis eine regelrechte Kettenreaktion aus. Auf den ersten Blick scheinen die vier Geschichten im Film nämlich keinen Zusammenhang zu haben. Doch die Blume entfaltet sich immer mehr, bis sich offenbart, weshalb auch die Japanerin Chieko in Verbindung zum Schuss in der Pampa steht. Inszeniert wurde dieser bewegende Trip um den Globus von Alejandro González Iñárritu, der schon für seine ersten beiden Filme 'Amores Perros' und '21 Gramm' gefeiert wurde. Wieder geht es um Menschenschicksale. Doch sie prallen diesmal nicht direkt aufeinander, sondern sind verbunden durch den entscheidenden Schuss.
Neben der verschachtelten Erzählung, die immer wieder Einblicke in die Schicksale der marokkanischen Kinder, der Amerikaner, des mexikanischen Kindermädchens und der Japanerin gibt, sind es eben jene Figuren, die faszinieren. Allen voran Chieko. Kein einziges Wort spricht sich im Film, doch ihre Gestik ist allsagend. Eine Meisterleistung von der jungen Rinko Kikuchi. Aber auch Amelia, das Kindermädchen, berührt und bindet das Publikum an ihre Geschichte. Da können die beiden Jungs, die ungewollten Übeltäter des Films, nicht ganz mithalten. In einigen Rollen spielen auch Weltstars: Brad Pitt (mit Bart und mausgrauem Haar) brilliert ebenso wie Cate Blanchett. Gael García Bernal in einer kleinen Nebenrolle überzeugt ebenfalls. Das Schöne daran: Keiner stiehlt dem anderen die Schau, sie erwecken diese eigenständigen Persönlichkeiten zum Leben und geben dem Film dadurch eine eigenständige Seele.
'Babel' zeigt Bilder, die gleichwohl wunderschön und schrecklich sind. Wenn Amelia in ihrem roten Kleid durch die gleissenden Wüste stolpert, ist das eine Traumaufnahme. Doch im selben Moment packt die Kamera den Gedanken ins Bild, dass sie hier auf der Suche nach den Kindern ihrer Obhut ist. Ähnliches gilt für die eigenwillige, aber immer passende Musik, die ihren Höhepunkt in der Schlusssequenz findet. Ein Schluss, der im ersten Moment wieder schockt und danach eine wohlige Wärme ums Herz schafft. Iñárritu ist ein eindrücklicher Film gelungen. Der einzige Klagepunkt bei all dem ist die Länge von 138 Minuten. Zwei Stunden hätten gereicht, um die Geschichte der vier unterschiedlichen Schicksale zu erzählen. Doch die Dinge nehmen eben einfach ihren Lauf, genau wie man den Flügelschlag eines Schmetterlings nicht aufhalten kann.
Die DVD
Bild Der häufige Einsatz von Handkameras hat eine mangelhafte Schärfe zur Folge. Richtig scharfe Bilder sieht man im Film nie. Rauschen taucht im Tumult auch immer mal wieder auf. Hingegen wurden die Farben der vier Schicksale mit ihrem jeweils eigenen Stil versehen, was viel zur dichten Atmosphäre beiträgt. |
Sound Nicht einmal bei den Schiessübungen zu Beginn des Films bieten die hinteren Lautsprecher grosse Abwechslung. Einmal beeindruckt der Sound aber gerade durch sein Nichtstun: Wenn man zusammen mit Chieko eine Diskothek (mit gutem Surroundsound) betritt und plötzlich alles dumpf klingt, wie sie es hört, fühlt man sicht mit der Japanerin verbunden. |
Extras
- Making of
- Interview Alejandro Gonzáles Iñárritu
- B-Roll
- Featurettes
- Kinotrailer und TV-Spots
Screenshot des DVD-Hauptmenüs |
Die Deluxe-Ausgabe von 'Babel' kommt in einem Steelbook und mit einer Bonus-DVD daher. Während eineinhalb Stunden und 18 Teilen illustriert ein ausführliches Making of den aufwändigen Entstehungsprozess des Films. Immer wieder wird zwischen den Dreharbeiten der verschiedenen Schauplätze gewechselt, um einen möglichst tiefen Einblick zu erhalten. Wer Werbezitate befürchtet, kann mehr als beruhigt sein: Selten war ein Making of so persönlich, authentisch und aufschlussreich wie dieses. Wenn zum Beispiel eine der japanischen Nebendarstellerinnen während dem Dreh plötzlich zu weinen beginnt, ist selbst der Regisseur ein Moment hilflos - näher dabei kann man vom Wohnzimmer aus kaum sein. Am Anfang erklärt Iñárritu ausserdem, was es mit dem Filmtitel auf sich hat. Ein achtminütiges Interview mit dem Regisseur ist der nächste Teil beim Bonusmaterial. In einem B-Roll wird dem Zuschauer ein weiterer Blick in die Dreharbeiten gewährt, zackig geschnitten und lebendig inszeniert. Drei Featurettes zu den Drehorten Marokko, Japan und Mexiko vertiefen das Wissen. Der Trailer auf Deutsch und Englisch sowie drei TV-Spots runden die Extras ab.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Babel |
Produktionsjahr | 2006 |
Genre | Drama |
Studio | Tobis Home Entertainment |
Verleih | Universum Film |
Laufzeit | ca. 138 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren |
Regie | |
Darsteller | Brad Pitt, Cate Blanchett, Rinko Kikuchi, Adriana Barraza, Gael García Bernal, Kôji Yakusho |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (185:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Englisch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch, ENglisch |
Anzahl Discs | 2 |
Verpackung | Steelbook |
© rezensiert von Adrian Spring am 19.08.07
© Bilder, DVD-Screenshots, Universum Film