Titanic
|
|
Kritik
Man nehme ein historisches Ereignis, packt zwei Shootingstars hinzu, mixt das Ganze mit einer kitschigen Liebesgeschichte und fertig ist der erfolgreichste Film aller Zeiten. Zusammen mit 'Rückkehr des Königs' ist 'Titanic' nämlich noch immer der einzige Film, der es je über die 1 Milliarde Dollar Einnahme-Grenze geschafft hat. Wir blicken zurück: Im Jahre 1998 stand alles im Zeichen des Luxusliners und der Kinoversion davon: Merchandise-Unternehmen rieben sich die Hände, die Oscarverleihung wurde von James Camerons Wunderwerk dominiert. Und auch danach riss der Boom nicht ab. Kein Wunder, immerhin hatte es zuvor lediglich ‚Ben Hur’ zu elf Academy Awards geschafft - und im Jahr 2004 dann ebenfalls Peter Jacksons 'Ringe'-Abschluss. Etwas muss also an diesem ganz grossen Film mit dem ganz grossen Schiff dran sein. Doch sowohl Fans als auch Hasser (ja, solche soll es geben; dazu unten mehr) müssen sich ehrlich fragen: Was ist an diesem Film dran?
Im Grunde genommen ist 'Titanic' nämlich ein Film wie jeder andere auch und in gewissen Bereichen sogar schwächer. Da ist etwa die gross angesetzte Liebesgeschichte, die von Klischees wie "Liebe auf den ersten Blick" bis hin zu "Wiedervereinigung im Tod" geht. Gespielt wird diese Romanze von Leonardo DiCaprio sowie Kate Winselt. Für letztere bedeutete der Film den endgültigen Durchbruch: Heute gehört sie zu den gefragtesten Schauspielerinnen und durfte sich nach 'Titanic' noch über drei weitere Oscarnominierungen freuen. Auch für DiCaprio gab es vermehrt erwachsene Rollenangebote. Im Untergangsdrama wird dem jungen Burschen aber die Show von seiner weiblichen Kollegin gestohlen. Denn diese ist weitaus überzeugender als er - obwohl ihre Rolle die einer 17jährigen ist! Wie jeder weiss, ist die Romanze der beiden zeitlich stark begrenzt. So müssen sich die beiden Figuren Jack und Rose also schnellstmöglich verlieben. Auch das hat seinen Hang zum Unrealismus.
Die Romanze, die genau die erste Hälfte des Films dominiert, wird aber in der Mitte des Films durch den für Zuschauer im Vornherein klaren Zwischenfall "gestört": Das Schiff kollidiert mit einem Eisberg. Auch in den weiteren 90 Minuten ist die Geschichte von Rose und Jack das Zentrum, jedoch gibt es immer wieder Abschweife zur Katastrophensituation. Und zum Glück erspart James Cameron dem Zuschauer während dieser Zeit peinliche Romanik-Momente. Sowieso präsentiert erst die zweite Hälfte das eigentliche Können des Films: Action, Spannung und Dramatik. In dieser Zeit wird einem auch einer der bewegendsten Momente der Filmgeschichte geboten: Die (im Film von Schweizer gespielten) Musiker spielen ein letztes Lied, während man in diversen Szenen sieht, wie sich einige Passagiere mit ihrem baldigen Tod abfinden. Gänsehaut pur ist dabei garantiert! Und vielleicht sind diese Momente mitverantwortlich, dass Cameron den Regieoscar sowie jenen für den besten Film einheimsen konnte. Denn an der Liebesgeschichte an sich kann es ja nun wirklich nicht liegen.
Neben Winslet und DiCaprio sind natürlich noch viele weitere Darsteller zu sehen. Und diese können mit grosser Bekanntheit und ebenso grossem Können überzeugen. Allen voran die stets wunderbare Kathy Bates, die derzeit mehr hinter als vor der Kamera steht. Ihre Portraitierung der Molly Brown bringt den nötigen Humor auf den Luxusliner, aber auch Tiefgang gegen Ende des Films. Auch zu sehen sind Billy Zane als schleimiger Verlobter sowie Bernard Hill als Kapitän. Abgerundet wird das Staraufgebot von Bill Paxton, Frances Fisher und Victor Garber. Sämtliche dieser Nebendarsteller liefern Glanzleistungen ab und machen viel von der Qualität des Films auf. Besonders am Film ist, dass er in der Gegenwart beginnt und Gloria Stuart als gealterte Rose präsentiert, wie sie sich (20 Minuten nach Filmstart, nachdem man sie ausfindig gemacht hat etc.) an die damalige Zeit erinnert. Und auch am Ende kommt der Gegenwartsplot nochmals zum Zug, um die Geschichte gehörig kitschig abzuschliessen.
Nun, es gibt bekanntlich einige Leute, die bei DiCaprios Untergang im Wasser ein Tränchen verdrücken mussten. Es gibt aber mindestens ebenso viele, die diesen Film mehr hassen als jeden anderen. Für diese Hasser ist der Film billig: Die Romanze wirkt aufgesetzt, DiCaprio nervt und überhaupt war der Streifen nur auf viele Oscars aus. Dies nur einige von vielen Reaktionen. Sicher, viele sind ungerechtfertigt, aber einige – insbesondere in Anbetracht diverser Logiklöcher – können nachvollzogen werden. Somit bleibt 'Titanic' "nur" ein guter Film anstatt ein genialer. In unseren Erinnerungen wird das Werk von James Cameron aber dennoch lange haften bleiben. Und dies nicht nur wegen den tollen Momenten, sondern ebenso aufgrund dieser Hass-Effekte. Immerhin sieht man nicht alle Tage, wie Leo DiCaprio mit steif gefrorenem Haar im Ozean versinkt und eine alte Frau auf der Reling steht, um einen überteuerten Klunker loszuwerden. Das gibt es eben nur im Film.
Bild Fox hat das Bild mächtig aufpoliert und liefert eine schier einwandfreie Schärfe, so dass man jede Falte von Gloria Stuart einzeln zählen kann. Rauschen wurde entfernt, in gewissen Szenen schimmert es aber dennoch marginal durch. Die Farben hingegen überzeugen mit viel Leuchtkraft und Ausgewogenheit. Schwach: In zwei Szenen treten am rechte Bildrand Verschmutzungen auf, die man entfernen hätte müssen. |
Sound Um es mit nur einem Wort auszudrücken: Perfekt. Ständig hört man irgendwelche Effekte oder Geräusche, die ideal ortbar sind, über die Rears. Dazu kommt die kraftvolle Musik mit tollen Basseinlagen. Und - insbesondere in der zweiten Hälfte - gibt es ein wahres Effektgewitter mit superber Abmischung. Stimmen bleiben dabei stets klar verständlich und (als ob es Ehrensache wäre) sind einer eindeutigen Richtung zuzuordnen. |
Extras
- Alternatives Ende
- Hinter den Kulissen-Modus
- 3 Audiokommentare
- 45 Minuten unveröffentlichter Szenen
- Featurettes
- Breaking New Ground: TV-Special/Making of
- The Heart of the Ocean: HBO’s First Look TV-Special
- Drei 'Titanic' Parodien
- Verschiedene Trailer
- Marketing
Nachdem es von 'Titanic' anfänglich nur eine One Disc Edition mit dem Trailer als Extra gab, hat Fox endlich zwei Special Editions auf den Markt gebracht, welche mit zwei beziehungsweise vier DVDs daherkommen.
Der Film ist auf zwei DVDs verteilt, damit die technischen Aspekte (siehe weiter oben bei Bild und Ton) nicht zu kurz kommen. Das erste Special erstrickt sich dann ebenfalls über beide Discs: Wahlweise kann man den Film in einem Hinter den Kulissen Modus betrachten. Dabei wird er immer wieder unterbrochen und kurze Making of Features werden abgespielt. Diese können aber auch alle am Stück oder einzeln betrachtet werden. Ingesamt haben diese Dokus eine Laufzeit von rund einer Stunde. Auf der zweiten DVD gibt es dann auch noch ein alternatives Filmende, das zum Glück nicht für den Film verwendet wurde: Darin steigt die alte Rose ebenfalls auf die Rehling, doch die anderen denken dann, dass sie sich umbringen will. Dann nimmt sie auch noch den Diamanten hervor und das ganze verkommt zu einer Lachnummer, bis sie den Stein schliesslich über die Schultern doch noch ins Meer wirft. Drei Audiokommentare runden die 2-Disc-Edition ab
Auf Disc Nummer drei gibt es satte 45 Minuten zusätzlicher Szenen, die guten Inhalt, manchmal aber auch Überflüssiges enthalten. Das Highlight dieser DVD sind sowieso die drei Parodien zum Film: Dass Cameron die von MTV und Saturday Nightlife produzierten Filmchen sowie eine 30sekündige Hasen-Comic-Variante des Films auf die Disc gepackt hat, beweist seinen Sinn für Humor. Denn welcher Regisseur sonst sieht seinen Film gerne durch den Kakao gezogen? Auf der vierten DVD gibt es einen HBO-First Look sowie ein halbwegs informatives Making of, das teilweise aber ins Propaganda-Fach abdriftet. Hinzu kommen unzählige Featurettes, die sich mit der Bekanntmachung des Films sowie einzelnen Aspekten (etwa den Effekten) beschäftigen. Abgerundet wird das Paket von einer Postergalerie, dem Trailer sowie dem Musikvideo von Céline Dion. Es ist wirklich viel Bonusmaterial. Aber irgendwie hat man das Gefühl, ein richtiges, von Cameron gemachtes Making fehlt.
Während die 2-Disc Edition in einer Amarayhülle daherkommt, präsentiert sich die Deluxe Version in einem schicken Digipack.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Titanic |
Genre | Katastrophenfilm |
Studio | 20th Century Fox |
Verleih | 20th Century Fox Home Entertainment |
Laufzeit | ca. 188 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren |
Regie | James Cameron |
Darsteller | Kate Winslet, Leonardo DiCaprio, Kathy Bates, Gloria Stuart, Billy Zane, Victor Garber, Bernard Hill |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (2.35:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 EX & dts 6.1 Englisch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch, Englisch |
Anzahl Discs | 4 |
Verpackung | Digipack |
© rezensiert von Adrian Spring am 16.12.05