BBC Special
BBC ist in den letzten Jahren zum Inbegriff und absoluten Referenz von Dokumentationen herangewachsen. md-press widmet aus diesem Grund dem englischen Kommunikationsriesen ein Special und begründet, wieso BBC verdient die Sparte "der anderen Art des Filmes" anführt.
BBC ist seit langem nicht mehr "irgendeine englische Rundfunkanstalt". Diese Marke hat das Genre Dokumentation neu erfunden und zu Filmen mit sehr hohem Potential verarbeitet. Die Dokudramen von BBC befreien das Wort Dokumentation vom Klischee der eintönig langweiligen und nur für themeninteressierte Zuschauer ansprechenden Unterhaltung und stellt selbst grosse Hollywood-Blockbuster in den Schatten. Im Jahre 1999 nahm das Ganze mit dem TV-Mehrteiler 'Dinosaurier - Im Reich der Giganten' seinen Lauf. Die Idee bestand darin, eine Dokumentation über Dinosaurier zu drehen, die aussehen sollte, als ob Filmemacher wie in der Savanne Auge in Auge mit dabei wären und das Geschehen in nächster Nähe auf Film bannten. Am 4. Oktober war es dann soweit: Premiere in Grossbritannien. Die Umsetzung ist gelungen und erhielt Lob und Komplimente am laufenden Band. Eine neue Ära des Dokumentationsgenres hat begonnen.
DVD-Reviews der neuesten Werke
Drei Emmy-Awards in sechs Nominierungen waren den Machern nicht genug. "Es macht Spass!" hörte man sie in Interviews plaudern und so erschien kurze Zeit später 'Die Geschichte von Big Al', eine Dokumentation die an 'Dinosaurier - Im Reich der Giganten' anschliesst und quasi ein Special über Big Al, einem Allosaurus, bildet. Die Dokumentation zeigt den Überlebenskampf dieses Riesen mit hervorragenden Computeranimationen, einer sehr hoch stehenden Technik für das Jahr 2000. Die Erfolgsstory geht jedoch weiter. Einige Monate später erscheint die Doku 'Die Erben der Saurier - Im Reich der Urzeit', die von den Urzeitsbestien nach der Ära der Saurier berichtet. Der Erfolg hält an. BBC wird zur Dokumentationenreferenz und niemand ahnt, dass das Märchen noch perfekter werden kann. Doch anno 2001 kommt es zum absoluten Höhepunkt in der Geschichte der BBC-Dokumentationen: 'Der Weltraum - Space', eine dreiteilige Dokumentation über das Universum, moderiert von 'Jurassic Park'-Schauspieler Sam Neill, stellt jede andere Sternendoku in den Schatten und lockt selbst Jugendliche, eher dem Thema gegenüber Uninteressierte für Stunden vor den Fernseher.
Mit 'Die Pyramide' und 'Im Reich der Urmenschen', die etwa zur selben Zeit erscheinen wie die neueste Produktion der "Dino-Macher" und 'Der Weltraum - Space', entfalten sich neue Äste der BBC-Dokumentationenreihe. Aber nun können keine Trümpfe mehr gezogen werden, wie das Herstellen professioneller Computeranimationen. Es muss ein neues Konzept her. Zu diesem Zeitpunkt sind die heutzutage so oft gelobten Dokudramen geboren. Das sind Spielfilme die von einem Interessanten Thema berichten und in das Filmgeschehen wissenswerte Informationen einbindet. Quasi Dokumentationen um die herum eine Geschichte mit Schauspielern und rotem Faden gebastelt wurde. Diese Art des Dokumentationsgenres präzisionierte sich bis zu den heutigen Tagen zu einer unglaublichen Akribie, die jeden Zuschauer nach Ansicht eines dieser Filme über das behandelte Thema studieren liess und ihn sogar dafür faszinieren konnte.
Es fällt auf, dass viele Dokumentationen von BBC Apokalypsenstadien ('Naturgewalten', 'End-Day') und heiklen Themen des zweiten Weltkriegs ('Auschwitz' beispielsweise) handeln. Normalerweise getrauen sich Unternehmen mit grossem Namen nicht, über solche Themen zu berichten, da sie von Kritikern oftmals in der Luft zerrissen werden oder den Ruf als "Nazi-Freund" erhalten. Doch BBC kann sich das erlauben. Ohne Wenn und Aber produzierten sie 'D-Day 6.6.44' und das kürzlich erschienene, sehr umstrittene 'Auschwitz'. Mithilfe des deutschen Fernsehens aber liess sich das Ganze leicht über die Bühne bringen und zu einem sechsteiligen TV-Spektakel werden. Die vier Hauptstränge der unzähligen BBC-Dokumentationen sind 'Natur & Tierwelt', 'Wissenschaft & Medizin', 'Kultur & Gesellschaft' und 'Geschichte'. Alleine dieses Jahr sind dreizehn Dokumentationen auf DVD erschienen - Tendenz steigend. Wir dürfen gespannt sein, wie sich der nahezu unhaltbare Hype um die BBC-Dokus entwickeln wird.
Im Handel erhältliche BBC-Dokumentationen (Stand: November 2005)
Insgesamt wurden zwischen 2000 und 2005 dreissig BBC-Dokumentationen auf DVD und/oder Video veröffentlicht. Der erste Film der Reihe der auf DVD gebannt wurde, ist 'Dinosaurier - Im Reich der Giganten' anno 2000. Von da an vermehrten sich die veröffentlichten Produktionen jährlich und sind nun, im Jahre 2005, bei einer stolzen Summe von dreizehn eingeführten Produkten/Jahr angekommen. Überraschenderweise wurde die 2001 veröffentlichte Dokumentation 'Geisha - Geheimnisvolles Leben' nie auf DVD konvertiert, sondern ist nach wie vor nur auf VHS im Handel erhältlich. Die folgende Liste schafft einen Überblick über alle bisher im freien Handel erschienenden BBC-Dokumentationen:
Releasejahr
Filmtitel
Releasedatum
2000
Dinosaurier - Im Reich der Giganten
14. November 2000
2001
Geisha - Geheimnisvolles Leben
28. Mai 2001 (nur VHS)
Die Geschichte von Big Al
20. August 2001
2002
Naturgewalten
10. April 2002
Die Erben der Saurier - Im Reich der Urzeit
26. April 2002
2003
Der Weltraum - Space
6. Januar 2003
Im Reich der Urmenschen
3. Mai 2003
Die Pyramide
26. Mai 2003
2004
Wildes Amerika - Zeugen der Eiszeit
26. Januar 2004
Abenteuer Dschungel
29. März 2004
Abenteuer Wetter
1. April 2004
Menschen gegen Monster
1. April 2004
Monster der Tiefe - Im Reich der Urzeit
1. April 2004
Unser blauer Planet
2. April 2004
Pompeji - Der letzte Tag
4. April 2004
D-Day 6.6.44
21. Juni 2004
Die Planeten 1-4
13. September 2004
Space Odyssey - Mission zu den Planeten
29. November 2004
2005
Colosseum - Arena des Todes
24. Januar 2005
Reisen durch die Zeit
24. Januar 2005
Zeitreisen - Traum oder Wirklichkeit?
28. Februar 2005
Neutrinos - Projekt Poltergeist
22. März 2005
Der Nil
28. März 2005
Saturn - Herr der Ringe
15. April 2005
Supervulkan
29. April 2005
Das Wunder des Lichts 1+2
16. Juni 2005
Auschwitz
27. Juni 2005
Wildes Afrika
29. August 2005
End-Day - Der letzte Tag
26. September 2005
Hiroshima
26. September 2005
Jäger der Wildnis
21. November 2005
In diesem Kapitel stellen wir euch vier der neuesten Werke von BBC vor. Das wäre zum einen das Zweitweltkriegsdrama 'Auschwitz' und zum anderen die drei Produktionen über Weltkatastrophen 'End-Day - Der letzte Tag', 'Hiroshima' und 'Supervulkan'. Wie diese vier Dokumentarfilme in unserem Test, bei dem Filminhalt sowie auch DVD-Technik und Bonusmaterial beurteilt wurden, abgeschnitten haben, erfahrt ihr in folgender Tabelle:
Film
Inhaltsangabe
Auschwitz steht für ein Verbrechen, das in der Geschichte der Menschheit einmalig ist. Hier fand der grösste Massenmord aller Zeiten statt. Der Frage, warum gerade in Auschwitz die "Todesfabrik" entstehen konnte, geht diese sechsteilige Dokumentation nach. Die Serie folgt den Spuren des Massenmordes. Sie beginnt beim Bau von Auschwitz als Konzentrationslager für polnische politische Gefangene und zeigt die Entwicklung zum grössten Vernichtungslager während des Zweiten Weltkriegs.
Tsunami-Flutwelle, Meteoriteneinschläge, gefährliches Virus, Ausbruch eines Supervulkans und ein missglücktes Atomexperiment. Dies sind alles realistische Katastrophen, von Wissenschaftlern vorausgesagt, welche durchaus apokalyptische Ausmasse besitzen. Kaum ein Thema beschäftigt den Menschen mehr als das mögliche Ende unserer Zivilisation. Doch trotz allen technischen Fortschritts, niemand vermag zu sagen, wann und auf welche Weise dieser Tag eintreten wird.
Kritik
'Auschwitz' ist eine Dokumentation, wie man es sich von BBC gewohnt ist: Ein hohes Mass an Professionalität, hohe Technik, gekonnt Schauspielsequenzen eingesetzt und doch nicht die Informationsflut in den Hintergrund gedrängt. Es gibt wenige Produktionsfirmen die sich an solch gewagte Produktionen versuchen und Hakenkreuze ohne Scham präsentiert, die Träger sogar als menschlich bezeichnet. Doch alles ist realistisch und um das geht es schlussendlich bei Dokumentationen. Die Interviews sind ebenso spannend zusammen geschnitten wie der Rest der sechsteiligen Doku. Nie wird es langweilig, obwohl es auf den ersten Blick so scheint. Einziger Negativpunkt ist wohl, dass die Gesamtlänge von drei Stunden für unmotivierte Zuschauer ein wenig anstrengend sein könnte.
Ein eindrückliches Erlebnis, was uns da von BBC präsentiert wird. Die Machart verdient sicherlich einige Pluspunkte. Die Qualität ist sehr nahe an einem Hollywood-Blockbuster. Die Schauspieler lassen dieses Mal, bis auf wenige Ausnahmen, sehr wenig zu Wünschen übrig. Diese Tatsache ist aber auch der starken Filmtechnik zuzuschreiben. Einzige Kritikpunkte sind die etwas zu kurz geratene Laufzeit, welche nur fünfzig Minuten beträgt. Viele Szenen wirken dadurch abgeschnitten oder unvollendet. Auch von den Effekten her ist man sich von BBC mehr gewohnt. Die Flutwelle fasziniert zwar, die Meteore und Feuereffekte enttäuschen jedoch. Trotz alledem weiss 'End-Day' durch Vielfalt zu gefallen und wirkt durch sehr reelle Szenenbilder sehr eindrücklich auf den Zuschauer.
DVD-Technik
'Auschwitz' bietet in Sachen Technik eine Durchschnittsproduktion, die in wenigen Fällen gar über die Norm herausragt. So wird die Surround-Option bevorzugt (besonders bei den Dialogen) und auch die Bildqualität wurde sichtlich mit einigen Filtern gehoben, was dem gesamten Werk einen professionellen Touch verleiht.
Die hinteren Speaker werden leider nur selten gebraucht - gar bei Effekten. Immerhin werden die Dialoge sehr sauber und deutlich wiedergeben und auch das Bild kann sich sehen lassen. Die Farben sind sehr kräftig und der Kontrast ideal. Einige Schärfeverluste muss man jedoch auch hier einstecken können.
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial besteht lediglich aus einem Interview mit Laurence Rees, das zirka eine Viertelstunde dauert. Die DVD selbst hat an Filmischem sicher genug zu bieten, jedoch hätte bei den Extras noch einiges an wissenswertem Platz gefunden. Sei es Archivaufnahmen oder weitere Interviews.
Als Extras sind lediglich einige Texttafeln zu den einzelnen Katastrophen vorhanden und viele Trailer von weiteren Polyband-Produktionen. Schade, dass keine Making Ofs auf die Disc gepackt wurden, um die mit Bestimmtheit interessante Machart der Effekte dokumentiert zu präsentieren.
Wertung
Film
Inhaltsangabe
Es war ein Ereignis, das die Weltgeschichte auf einen Schlag veränderte: Der verheerende Atombombenangriff auf die japanische Stadt Hiroshima am 6. August 1945 war der Urknall des Atomzeitalters. Der gleissende Blitz und die pilzförmige Wolke wurden zum Symbol menschlicher Zerstörungskraft, deren Zähmung seitdem die Weltpolitik bestimmt. Wie es dazu kam und weiche Folgen der Abwurf der Bombe hatte, zeichnet dieses historische Doku-Drama nach.
Ausgehend von Forschungsergebnissen und Vorhersagen führender Experten zeigt dieser Film die verheerendste Naturkatastrophe der Welt: Den Ausbruch eines Supervulkans. Das Szenario spielt sich im Yellowstone Nationalpark ab. Die im Film vorkommenden Charaktere sind erfunden. Die Vorkommnisse basieren dagegen auf Fakten. Dieses Ereignis könnte sich so jederzeit zutragen. Die erste Explosion eines Supervulkans seit 74.000 Jahren wird das Angesicht der Erde für lange Zeit verändern.
Kritik
Eine klassische Dokumentation mit starken Filmsequenzen. Man merkt, dass hier das deutsche Fernsehen um einiges mehr mitwirkte als bei anderen Dokumentationen von BBC. Viele Archivaufnahmen, gemischt mit Interviews ergeben 'Hiroshima'. Mit gewaltigen Bildern und interessanten Informationen Betroffener weiss dieses Dokudrama selbst desinteressierte Zuschauer zu begeistern und nach dem Film Gedanken über das Geschehene zu machen. Einziger Kritikpunkt ist wohl, dass die ganze Dokumentation, die stolze eineinhalb Stunden Gesamtlauflänger aufweist, ein wenig zu eintönig und (man traut es kaum zu erwähnen bei BBC Dokumentationen) klischeereich aufgebaut ist. Aber ansonsten erfüllt diese Dokumentation seinen Zweck, in dem viele interessante Infos an den Tag gelegt werden.
'Supervulkan' ist mehr Actionfilm als Dokumentation, weshalb diese Produktion auch als schlechteste aller getesteten DVDs in diesem Special abschneidet. BBC ist nicht geschaffen für Actionfilme. Der gross angeschriebene Mitproduzent Pro7 war da wohl anderer Meinung und wollte aus einem gigantisch wirkenden Filmtitel mehr machen als nur eine "langweilige" Dokumentation. Spannung wird zwar erzeugt und auch kann der Film (bis auf einige, wenige Längen) überzeugen. Jedoch kommt von interessanten Infos beinahe nichts ans Tageslicht. Es wird immer und immer wieder erwähnt, dass der Vulkan auszubrechen droht. Als Erklärung gilt ein Wunder. Diese Tatsache ist eindeutig zu wenig, um diese Produktion als Dokumentation durchgehen zu lassen. Die Machart ist jedoch gelungen.
DVD-Technik
Da viele Archivaufnahmen vorhanden sind, die erwartungsgemäss qualitativ nicht überzeugen können, ist es schwer das Bild zu bewerten. Die Interviews sind aber qualitativ okay. Der Ton verlässt die Boxen grösstenteils über die Front. Surround-Effekte wären aber bei diesem Film durchaus erwünscht.
Dank grösstenteils digitaler Filmtechnik weist das Bild nie Unschärfen aus und weiss durch natürliche Farben zu gefallen. Auch der Kontrast hält gute Werte. Bei den zwei vorhandenen Tonspuren überzeugt die Englische bei den Effekten (toller Surround) und die Deutsche durch die klaren Dialoge.
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial besteht aus einem Interview mit dem Produzenten Paul Wilmshurst, einem Interview mit der Crew 'Enola Gay' und dem Featurette 'Die Geschichte zweier Städte'. Für Interessierte auf jeden Fall einen Blick wert, da besonders das Featurette quasi eine Weiterführung der Doku darstellt.
Die Extras bestehen aus zwei je 30-minütigen und inhaltsreichen Zusatzdokumentationen über Supervulkane. Hier kommt nun der wissenschaftliche Aspekt der Produktion zum Zuge. Interessierte finden in diesem Bonusmaterial alle Infos, die während dem Film vermisst wurden.
Wertung
© geschrieben von Philipp Fankhauser