Sweet Sixteen
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Kritik
Selten hat ein Film gleichzeitig einen so angemessenen als auch unpassenden Filmtitel wie der neue Streifen von Ken Loach. 'Sweet Sixteen' schliesst auf eine typisch amerikanisches Teenie-Pupertäts-Drama, ist allerdings in echt ein studiertes, schottisches Bild über ein jugendlicher Kleinstadt-Dealer. Der britische Regisseur Ken Loach führt den Zuschauer in eine – von seiner erfahren-virtuosen Machart geprägte – präzise beobachtete Geschichte, die den nicht mal „süsse 16 Jahre“ alten Liam in seiner gesellschaftlichen Hoch- und Tiefkonjunktur zeigt. Climax und Anticlimax überschneiden sich ständigen und die ausgewogene Dramenform entwickelt sich zu einer distanzlosen Darstellung des jungen Schnösels und seiner Eingliederung in die örtliche Mafia. Wie schon in ' Kids ' oder gar Loach’s 'The Navigators' ist hier der Humor zwiespältig und auf dem Niveau der Greenrock Kiddies beschränkt. Düstere Mienen gibt es mehr als lächelnde und ein Lachen ist wenn schon eher satirisch.
Somit darf man 'Sweet Sixteen' anhand seines Titels keinesfalls als stumpfe Teenie-Satire diskreditieren. Eher wie ein 'Dreizehn' zeigt sich die pupertäre Phase von Liam und seinem Freund als kleines unwesendliches, aber dennoch kausales Geplänkel hinsichtlich seines Streben nach Zielen, die er unmöglich legal erreichen kann. In den Fängen schliesslich, der einflussreichsten Männer der Stadt, bleibt ihm nichts anderes übrig als selber unberechenbar zu werden und jegliche anfängliche Ziele durch aufkommende Triebe zu vernichten und in weite Ferne rücken zu lassen. Die verkorkste, drogen- und autoritätsabhängige Mutter tut ihr übriges, um die Figur des fünfzehnjährigen Jungen noch weiter zu deprivieren. Martin Compston bietet sich dabei als äusserst bodenfeste Besetzung mit viel Können und „Drugs-Appeal“ an. Man merkt, dieser Junge weiss wie er sich zu geben hat, inwiefern man sein Alter verstehen darf und wie die Realität aussieht.
Ein Sinn für feine Ästhetik tut ihr übriges: Veteran Ken Loach bietet ein graues, sehr monotones Bildprinzip, das wie das statische Wetter in Schottland zwei Stunden lang auch im Film überdauert. ' Sweet Sixteen ' hat auch kleinere stilistische Mängel, die ihn technisch nicht an Referenzen heranreichen lassen kann und sich deshalb auch ein bisschen selbst schädigt. Hätte man auf ein „mittleres Budget“ verzichtet und vielleicht eine Low-Budget Struktur zur Realisierung gefunden, wäre einem abgehobenen Werk nichts im Weg gestanden. Alles in allem aber auch so, gehört die kleine Drogen-Odyssee, die es nie wirklich nötig hat, konkrete Absturz-Situationen vorzuweisen, zu den besseren ausländischen „Teenie-Filmen“.
Bild Die Bildästhetik hängt hauptsächlich mit der gesamten Präsentation des Films zusammen, die vor allem in grau und dunkelblaue, fast schon neblige Töne gehalten ist. Einfaches Rauschen ist durchwährend zu erkennen, für den Betrachter aber nicht störend. Fragmente, Ritzer oder sonstige Unschönheiten gibt es keine. |
Sound 'Sweet Sixteen' bietet keine sonderlich aufregende, tontechnische Gegebenheiten. Zwag liegt eine deutsche Spur in 5.1 vor, doch hebt sie sich nicht sonderlich von den Dolby 2.0 Lines ab, da die Klangkulisse vor allem auf die Front-Kanäle justiert ist. Der DVD liegt im übrigen noch die schottische Originalspur bei, deren Englisch ohne Linguistik-Studium beinahe unmöglich zu verstehen ist. Da die Untertitel eher spärlich gesetzt sind, darf hier das erste mal ohne weiteres die deutsche Synchronisation der Originalspur vorgezogen werden. |
Extras
- Hinter den Kulissen
- Kino-Trailer
- Über die Produktion
- Crewbiographien
- EPIX-Trailer-Show
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Sweet Sixteen |
Genre | Jugend-Drama |
Studio | Universal Pictures |
Verleih | epiX |
Laufzeit | ca. 99 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren |
Regie | Ken Loach |
Darsteller | Martin Compston, William Ruane |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (1.85:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Englisch: Dolby Digital 2.0 |
Untertitel | Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Philipp Thalmann am 05.07.04