Verschwende deine Jugend
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Kritik
Die 80er Jahre - Bob Dylen hatte sein erstes Konzert in der Münchener Olympiahalle und die neue deutsche Welle überschwemmte in hysterisch-euphorischer Art und Weise Deutschland. Mit meist dadaistischen Liedtexten und punk'schem Charakter knüpfte man an die international aufkommende New-Wave-Musik an und formte sich einen neuen jugendlichen Lebensstil. Endlich ging mal etwas ab im konservativen Deutschland und genau an diese Phase lehnt sich "Verschwende deine Jugend" bereits schon mit seinem Titel an: die DAF war damals nämlich prägend für den Fortgang der NDW-Szene und "Verschwende deine Jugend" war nur ein weiterer Titel ihrer innovativen aber völlig von irgendwelchem Sinn ausgegrenzten Liedtexten. Quabeck integriert in diese Zeit, inspiriert bei einer dokumentarisch belegten Romanvorlage, die Figur Harry Pritzels, einem jungen orientierungslosen Arbeiter bei der Sparkasse und Hobby Manager von "Appolo Schwabing". Harry meldet sich dem Zuschauer meist aus dem Off mit programatisch angehaucht-erzählten Monologen zu Wort. Mit der Zeit setzt dies eine objektive Betrachtung der Geschehnisse voraus und lässt den jungen Mann, gespielt von einem ausserordentlich talentierten Tom Schilling, mit völlig irrationalen Frauen- und Gesellschaftsproblemen immer erbärmlicher erscheinen. Bis er zuletzt gar die Sparkasse ausraubt, um sein eher gewagtes Musikprojekt realisieren zu können, bleibt er aber trotz allem für viele Zuschauer eine sympathische Identifikationsmöglichkeit. Ausserdem ist anzumerken, dass er als einziger Charakter den Zeitgeist in seiner representativen Form zu übertragen vermag: die Fixierung des ausserordentlichen, modernen und quasi die Eliminierung von allem konservativen und konventionellem prägt er zusammen mit der Einsicht das nichts zu bereuen wäre in stilvoller Art und Weise zu demonstrieren. Trotz aller Erbärmlichkeit, gelingt ihm schliesslich auch, dass das Konzert stattfindet und in einer zweifachen Wendung, dass selbst DAF das Versprechen für einen Auftritt einhält.
Obligatorisch zu aller 80er Jahre typischen Ideologie kommt die soziale Problematik zu der sich ein junger Schnösel wie Harry entgegenzusetzen hat - ansonsten wäre "Verschwende deine Jugend" auch kein typisch, germanischer Jugendstreifen. Die wechselseitigen Liebesbeziehungen zwischen VIVA-Star Jessica Schwarz, Robert Stadlober und Tom "Harry" Schilling lockern gar das musik-belastete Geschehen ein bisschen auf und so bewährt Quabecks Filmchen auf "Almost Famous"-ähnlicher Art und Weise, vor allem hinsichtlich Detailreichtum, Witz und Charme. Sowie wie wir Stadlober und Schilling auch schon als Kontrahenten aus "Crazy" kennenlernten, zeichnen sie sich auf ähnlicher Höhe in "Verschwende deine Jugend" ab. Zu den Schauspielern sei hier also nicht weiter zu erwähnen, dass sie ihre Rolle mit Bravour meistern. Selbstverständlich gehört hier auch Christian Ulmen ("Herr Lehmann") dazu, der mit seinem schmalzigen Auftreten eines kritischen Profi-Managers mit fieser Brille und Fettflecken ein äusserst verständliches Klischee abzeichnet.
Verwirkliche deine Träume, tue was du willst, bereue nichts und hau den Grossen eins aufs Auge. Subtrahiert man dieses Idealbild und all die alten Kinder-Schokoriegel und Schallplatten aus dem Film, präsentiert sich allerdings die verborgene Naturalität des Filmes. Ein Drama, welches sich kaum von den heutigen zu unterscheiden vermag und bei Zuschauer viele differenzierte Gefühle aufleben lässt. Dennoch ist nicht von der stilistischen Gestalt der 80er-Jahre Konzeption abzusehen und witzige Dialoge, eine temporeiche Handlung, ein äusserst adäquates Handwerk und eine gelungene Machart konzipieren den Film zu einem Szenen-Highlight der besseren Klasse. "Verschwende deine Jugend" ist unterhaltsam und sogar ein bisschen bereichernd. Den Eindruck eines typischen Jugenddramas mag kaum aufkommen und einziges Manko für rezente Jung-Zuschauer ist wohl die gewöhnungsbedürftige Musik von DAF.
Bild Bild und Kontrast sind ausgewogen. Das Master ist Kratzer frei und bietet neben einer eher normativen Schärfe eine schwach gekleidete Grundjustierung. Stilistisch weisst der gesamte Film (wie auch die DVD Hülle selbst) einen grün/dunkelblauen Grundton auf und bedient sich demnach einer eher geringen Farbpalette. Jedenfalls gibt es weder störendes Rauschen noch sonstige visuelle Unklarheiten. |
Sound Wie auf der Hülle selbst angepriesen, gibt es im Film inklusive "jede Menge Musik" zu hören. Da die deutsche Tonspur in DTS wie auch im Dolby Digital daher kommt, darf man auch erwarten, dass die Surroundkanäle bei der Abmischung der Musik genügend berücksichtigt wurden. Ein starker Bass untermahlt das musikalische Schwergewicht, ausserdem ist auch die grundlegende Tongestaltung sauber. |
Extras
- Darsteller und Crew (Interview und Text)
- Blick hinter die Kulissen
- Deleted Scenes
- Outtakes
- Audiokommentar mit Regisseur Benjamin Quabeck
- Audiokommentar mit Kamermann David Schultz
- Musicclip „Die Sterne“
- Postergalerie
- Der besondere Filmtipp
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Verschwende deine Jugend |
Genre | Drama |
Studio | Constantin Film |
Verleih | Highlight |
Laufzeit | ca. 87 Minuten |
FSK | ab 6 Jahren |
Regie | Benjamin Quabeck |
Darsteller | Robert Stadlober, Jessica Schwarz, Tom Schilling, Marlon Kittel, Nadja Bobyleva |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (2.35:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1, DTS 5.1 |
Untertitel | Deutsch für Hörgeschädigte |
Anzahl Discs | 1 |
Verpackung | Amarayhülle |
© rezensiert von Philipp Thalmann am 05.07.04