Pirates Of The Caribbean - At World's End
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Kritik
Unter welchem Druck 'Pirates Of The Caribbean - Am Ende der Welt' doch steht: Der Vorgänger spielte über eine Milliarde Dollar ein, enttäuschte aber inhaltlich ein wenig. Noch dazu muss der dritte und (vorerst) letzte Teil der Piraten-Saga alle bisherigen Handlungsstränge zu einem Ganzen zusammenbringen. Und siehe da: Regisseur Gore Verbinski und Produzent Jerry Bruckheimer gelingt das Kunststück. Zur Machart braucht gar nichts mehr gesagt zu werden: Der Oscar für 'Dead Man’s Chest' spricht klare Worte. Viel interessanter ist der Wandel des Stils. So präsentiert sich das Spektakel um einiges düsterer als der zweite Teil; fast durchgehend bewegen sich die Ereignisse in nebelverschleierten Gebieten. Interessant bei der Musik: Das altbekannte Pirates-Theme erklingt nur ein einziges Mal. Doch Hans Zimmers neues Werk besteht die Feuerprobe auch problemlos ohne die familiäre Melodie.
Die Charaktere machen ebenfalls interessante Wandel durch: Will Turner geht mit Sao Feng einen unethischen Pakt ein, damit er seinen Vater befreien kann. Am Ende vollführt er gar sein Schicksal, das die mysteriöse Tia Dalma schon in 'Dead Man’s Chest' angedeutet hat. Jack Sparrow kann es natürlich auch nicht lassen: Sobald er aus Davy Jones’ Spind gerettet ist, versucht er einen Deal mit der East India Trading Company zu deichseln, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Die grössten Veränderungen durchlebt aber Elizabeth Swann: Von einer normalen Matrosin bis hin zur Piratenkönigin (!) nimmt sie die unterschiedlichsten Rollen ein - vom verwöhnten Mauerblümchen des ersten Teils ist nichts mehr zu spüren. Immer noch der alte Haudegen ist der von den Toten wieder erweckte Barbossa. Und es bereitet Geoffrey Rush sichtlich Freude, nochmals das Schwert zu schwingen. Der versprochene Kurzauftritt von Rolling Stone Keith Richards als Jack Sparrows Vater Captain Teague unterhält ebenfalls bestens.
Neben all den (teils überraschend tiefgründigen) Charakterwerten bleibt 'Am Ende der Welt' natürlich in erster Linie grosses Popcorn-Kino. Und "gross" trifft in vielerlei Hinsicht zu. Zum einen ist die Lauflänge mit 162 Minuten extrem lang, doch die wenigsten davon wirken unnötig oder verschenkt. Zum anderen toppt die Action jene des zweiten Teils nochmals gewaltig. Schiffe, die übers Weltende segeln oder sich in einem riesigen Meeresstrudel befeuern, stehen an der Tagesordnung. Noch dazu gibts haufenweise Kämpfe, etwa das lang ersehnte Duell zwischen Jack und Davy Jones - auf den Masten der Flying Dutchman! Schön: Anders als im zweiten Teil wirkt die Action nicht lang gezogen, sondern gut getimt. Der Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz, sowohl in den Dialogen als auch bei der Situationskomik. Wenn zum Beispiel Jack Sparrow in Davy Jones Spind endgültig durchzudrehen scheint und er gleich dutzendfach auf der Leinwand zu sehen ist, bleibt kein Auge trocken. Heimlicher Star ist aber der kleine, untote Affe Jack, der herrliche Szenen bestreiten darf. Und eine extrem ungewöhnliche Hochzeit an Bord der Black Pearl entpuppt sich als äusserst originell. In dieser Angelegenheit also gewohnt konstante Piraten-Qualität. Kleinere Mängel verwehren allerdings, dass der Abschluss der Trilogie dem Auftakt das Wasser reichen kann. Die fortgesponnene Liebesgeschichte von Davy Jones ist zwar ein Highlight des Films, doch die "Befreiung" seiner geliebten Göttin Calypso befindet sich eindeutig zu nahe am Übernatürlichen. Ausserdem fällt der Einbezug vom asiatischen Thema enttäuschend gering aus, Chow Yun-Fats Einsatz ist fast belanglos. Und die ganze Sache um Davy Jones "Nachfolge" (auch dessen Herz muss herausgeschnitten werden) geht logisch gesehen nicht ganz auf.
Aber dafür hat 'Pirates 3' etwas, was bis anhin noch keiner der Filme hatte: Epik. Gegen Ende des Films (relativ gesprochen, nämlich nach etwa zwei Stunden) spürt man regelrecht, dass es um die Existenz der Piraterie geht. Und deshalb überkommt einen auch mehr als einmal Gänsehaut. In einer eindrücklichen Rede bringt Elizabeth Swann ihre Crew etwa dazu, für ihre Freiheit zu kämpfen. Der Schluss überrascht dann gar, mit welchem Mut die Macher an die Sache herangehen. Denn möchten sie mit einem vierten Teil nochmals in See stechen, stünden storytechnisch nicht mehr alle Figuren zur Verfügung. Das steigert die Spannung und das Filmvergnügen aber nur noch mehr. Schlussendlich ist klar: Dieses Piratenabenteuer ist viel kurzweiliger und spannender als der zweite Teil, reicht aber nicht ganz an die Frische von 'Fluch der Karibik' heran. Doch die "Yo, Ho"-Stimmung ist so ansteckend, dass einem das schlichtweg egal ist.
Die DVD
Bild Ein sehr gutes Bild präsentiert sich hier zum Abschluss der Piraten-Saga. Wie schon beim Vorgänger sind Schärfe, Kontrast und Farben auf höchstem Niveau. Rauschen ist in keiner Hinsicht zu entdecken. So muss Heimkino aussehen! |
Sound In jeder möglichen Situation schöpft der Surround aus den Vollen: Prächtige See-Action mit herumfliegenden Kanonenkugeln und Wassergespritze und voluminöse Musik. Dabei gehen die Stimmen nie im Getümmel und Krach unter. Der Schlusskampf im Meeresstrudel ist ein einziges Highlight was den Surround angeht. |
Extras
- Verfluchte Pannen vom Dreh
- Am Set mit Johnny und der Rock-Legende
- Anatomie einer Szene
- Ein Jack kommt selten allein
- Der Hohe Rat der Bruderschaft
- Die Welt des Chow Yun-Fat
- Zusätzliche Szenen
- Die Musik von Hans Zimmer
- Die Piratenhymne: Hoist The Colors
- Die Meister des Designs
Screenshot des DVD-Hauptmenüs |
Auch wenn das Bonusmaterial auf den ersten Blick üppig erscheint: Mit jenem von ‚Dead Man’s Chest‘ kann es nicht mithalten. Die Beiträge sind weitaus kürzer und oberflächlicher. Ein grosses Making of wie beim letzten Film fehlt gänzlich. Das Special zum Gastauftritt von Keith Richards beschreibt kurz die Hintergründe wie es dazu kam und gibt Keiths Meinung ab. Etwas verschenkt ist die Anatomie der Maelstrom-Sequenz, da nur der Aufbau und das Shooting ergründet werden. Von den vielen Effekten kein Wort. Die Deck-Szene mit ganz vielen verschiedenen Jack Sparrows erhält auch sein Hintergrundbericht, wie der Rest ohne tiefgründige Informationen. In ‚Der Hohe Rat der Bruderschaft‘ lassen sich Informationen zu allen Kapitänen des Rats abfragen (ihre Darsteller werden aussen vor gelassen). Ein vier minütiges Tribut bekommt auch noch Neu-Pirat Chow Yun-Fat, ohne sich aber selbst gross zu Wort zu melden. Aufschlussreicher ist da der Beitrag zur Filmmusik von Hans Zimmer. Der Deutsche plaudert über seine Vision und Arbeit zu 'Pirates'. Auch zur Piratenhymne 'Hoist The Colors' meldet sich Zimmer zu Wort und verkündet, wie dieses Lied entstanden ist. In der Kategorie 'Meister des Designs' befinden sich schliesslich doch noch fünf kurze Making-of-Schnipsel zur Seekarte, der Crew von Davy Jones, dem Singapur-Set, Keith Richards Kostüm und dem Piraten-Kodex. Zusätzliche und verpatzte Szenen beschliessen die Boni. Zudem sind fünf interessante Easter Eggs auf der Bonus-DVD versteckt.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | Pirates Of The Caribbean - At World's End |
Produktionsjahr | 2007 |
Genre | Piratenabenteuer |
Studio | Walt Disney Pictures |
Verleih | Walt Disney Studios Home Entertainment |
Laufzeit | ca. 162 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren |
Regie | Gore Verbinski |
Darsteller | Johnny Depp, Keira Knightley, Orlando Bloom, Geoffrey Rush, Bill Nighy, Stellan Skarsgard, Chow Yun-Fat |
Technische Details | |
Bild | 16:9 (2.40:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Digital 5.1 Englisch: Dolby Digital 5.1 |
Untertitel | Deutsch, Englisch, Englisch für Hörgeschädigte, Türkisch |
Anzahl Discs | 2 |
Verpackung | Amarayhülle in Pappschuber |
© rezensiert von Adrian Spring am 24.11.07
© Bilder, DVD-Screenshots, Walt Disney Studios Home Entertainment