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Stranger Than Fiction - Review

Schweizer Regisseur Marc Forster meldet sich mit einem seiner besten Filme zurück.

Inhaltsangabe

Für Harold Crick (Will Ferrell) ist das Leben eine einzige Monotonie: Jeden Morgen steht er zur exakt selben Zeit auf, putzt sich die Zähne immer gleich lange und macht täglich genau 45.7 Minuten Mittagspause, um seinen tristen Alltag als Angestellter der örtlichen Steuerbehörde zu unterbrechen. An einem Mittwoch ändert sich jedoch alles: In seinem Kopf erklingt eine Stimme, die seine aktuelle Tätigkeit wie in einem Buch beschreibt. Als die Stimme schliesslich erzählt, dass er nichts von seinem baldigen Tod ahnt, dreht Harold fast durch. Was er anfangs nicht weiss: Die Stimme gehört der Autorin Karen Eiffel (Emma Thompson), die ihr neustes Buch zu Ende schreibt und nicht ahnt, dass es ihre Hauptfigur tatsächlich gibt. Mit der Hilfe des Professoren Jules Hilbert (Dustin Hoffman) versucht Harold schliesslich das Ende des Buches und somit sein eigenes Schicksal zu ändern…


Kritik

Komödie oder Tragödie? Diese Frage muss sich nicht nur Harold Crick stellen, sondern auch der Zuschauer: 'Stranger Than Fiction’ ist nämlich eine Mischung aus beidem, mit den jeweiligen Stärken der beiden Genre. Herrlicher Dialogwitz, der insbesondere von den wunderbar agierenden Emma Thompson und Dustin Hoffman angewandt wird, paart sich mit sentimentalen Szenen, die jedoch nie kitschig oder fehl am Platz wirken. Dafür sorgt Will Ferrell: Seine Performance gehört ganz klar zu den besten, die er bisher in seiner Laufbahn verbuchen konnte. Egal ob in seiner täglichen Monotonie, den Gesprächen zur Autorin (die ihn logischerweise nicht hören kann) oder den entspannten Sequenzen mit der erstklassigen Maggie Gyllenhaal - Ferrell präsentiert seine ganze Palette, die prompt mit einer Golden Globe Nominierung honoriert wurde.

Marc Forsters neuste Regiearbeit bietet aber noch mehr. Die verzwickte Ausgangslage, dass Harold eine über sein Leben schreibende Autorin in seinem Kopf hören kann, liefert so manche hintersinnig komische Szene. So zum Beispiel wenn der Angestellte der Steuerbehörde bei einer Psychiaterin beschwört, dass er nicht unter Schizophrenie leidet, aber immer und immer wieder genau diese Symptome aufzählt. Oder wenn Schriftstellerin Eiffel nach immer originelleren Tötungsmassnahmen ihrer Hauptfigur sucht. Diesen lustigen Momenten steht das Tragische gegenüber. Harold sieht langsam ein, dass sein Leben bisher an ihm vorbeigezogen ist, ohne dass er daran teilgenommen hat. Die Bäckerin Ana, gespielt von Gyllenhaal, der ein Verfahren wegen der Steuerzahlung droht, macht ihm aber wieder bewusst, wozu das Leben eigentlich da ist: Um genossen zu werden! Mit ihr erlebt Harold auch eine der besten Szenen des Films, als er ihr auf einer Gitarre eine schrecklich falsche Version von 'Whole Wide World' von Wreckless Eric vorspielt. Die Balance zwischen den so unterschiedlichen Genres meistert Forster deshalb mit Bravour. Nebenbei sieht sich Harold mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, seinen eigenen Tod zu verhindern - selbst wenn er nicht weiss, wie dieser aussehen wird.

Nichtsdestotrotz hat 'Stranger Than Fiction' einige kleine Mängel, die die Unterhaltung etwas trüben. Da wären etwa ein paar kleine Längen in der zweiten Filmhälfte, die zu vermeiden gewesen wären. Zudem macht Queen Latifahs Rolle als Schreibblockadenlöserin nur in den Szenen mit Thompson Sinn - und zwar lediglich, damit Thompson ihr einige tolle Sätze entgegnen kann. Und schlussendlich, wobei man darüber grosszügig hinwegsehen kann, die Logik der Geschichte. Wenn doch Harold tatsächlich hören kann, was Eiffel schreibt, warum dann nicht von Beginn des Buches weg? Nur weil es ein "aussergewöhnlicher Mittwoch" ist? Doch diese und andere winzige Unschlüssigkeiten verschmerzt man nur zu gerne, denn dieses Werk ist Balsam für die Seele. Er zeigt, dass es sich lohnt, alles aus seinem Leben rauszuholen. Natürlich weiss man das auch sonst, aber auf solch originelle Weise wird es einem nur selten vorgelegt. Er zeigt auch, dass manchmal Kompromisse im Leben, aber auch der Kunst eingegangen werden müssen. Es ist also egal, ob ‚Schräger als Fiktion' Komödie oder Tragödie ist - in jedem Fall handelt es sich um einen prächtig unterhaltenden Film, der noch eine weitere Weisheit enthält: Armbanduhren sind wichtiger, als wir es uns vorstellen können.


Kurzkritik:
In seiner neusten Regiearbeit versammelt Marc Forster einen namhaften Cast zu einem Film zwischen Komödie und Tragödie. Der grandiose Will Ferrell besticht als Buchhalter, der plötzlich die Kontrolle über sein Leben verliert – weil ihm eine Autorin jede Zeile in den Mund legt und jede Handlung vorgibt. 'Stranger Than Fiction' sollte man auf keinen Fall verpassen, trotz kleiner Mängel. Ganz klar einer von Forsters besten Filmen!

Ab 25. Januar 2007 im Kino

Im Verleih von ASCOT ELITE

© geschrieben von Adrian Spring

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