Fluch der Karibik 2 - Review
Johnny Depp kehrt in seiner Paraderolle als Captain Jack Sparrow zurück und versucht an den immensen Erfolg des ersten Teils von 'Fluch der Karibik' anzuknüpfen.
Inhaltsangabe
Die Hochzeit der schönen Gouverneurstochter Elizabeth (Keira Knightley) und des strammen Burschen Will Turner (Orlando Bloom) fällt sprichwörtlich ins Wasser: Bei strömendem Regen werden die beiden vom schmierigen Piratenverächter Lord Cutler Beckett (Tom Hollander), einem Vertreter der East India Trading Company, festgenommen. Der Grund: Wegen ihrer Mithilfe bei der Flucht von Pirat Captain Jack Sparrow (Johnny Depp), droht ihnen der Galgen. Aber Beckett schlägt Will einen Deal vor: Wenn er Jacks mysteriösen Kompass beschafft, bekommen er und Elizabeth eine Strafmilderung. Um seiner Liebe den Tod zu ersparen, sucht Will nach Jack. Dieser ist bereit, seinen Kompass abzugeben, jedoch erst, wenn Will etwas für ihn tut. Gemeinsam stechen sie in See und suchen nach der Truhe des Todes, mit deren Inhalt Jack den Herrscher der Meere, Davy Jones (Bill Nighy), bezwingen kann. Denn mit diesem hat der Pirat noch eine unschöne Rechnung offen…
Kritik
Eines muss man Jerry Bruckheimer lassen: Mut hat er. Den Piratenfilm wieder aufleben zu lassen, nachdem dieser schon Jahrzenten als tot gegolten hat, war ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Als er 2003 mit ‚Fluch der Karibik' aber den Kinohit des Sommers ablieferte und Jack Sparrow zur Ikone des Genres machte, verflogen alle Zweifel im Nu. Dass da eine Fortsetzung folgen würde, war klar. Im Endeffekt werden es gleich zwei, die Stück an Stück gedreht worden sind. Bruckheimer wollte gar direkt anschliessend des ersten Teils weitere Filme machen – ein Risiko, das Produktionsstätte Disney nicht eingehen wollte. Von daher kann man der Aussage des Produzenten, dass die Geschichte als Trilogie ausgelegt sei, einigermassen Glauben schenken. Dass dies aber nicht ganz der Wahrheit entspricht, offenbart sich am Ende des zweiten Teils: Bot 'Fluch der Karibik' noch eine in sich geschlossene Geschichte, endet Part zwei nach einer dramatischen Szene und einer überraschenden letzten Einstellung abrupt. Die eigentliche Story um die Truhe des Todes (eine unglückliche deutsche Übersetzung, in der die Doppeldeutigkeit vom Originaltitel 'Dead Man's Chest' verloren geht) wird noch nicht abgeschlossen. Auch was es nun genau mit dieser East India Trading Company auf sich hat, bleibt offen. Zu sehr verlassen sich Bruckheimer und Regisseur Gore Verbinski darauf, dass die Zuschauer auch den dritten Teil ‚At World's End besuchen werden. Die Rechnung der Macher wird jedoch allen Anschein nach aufgehen - die Zuschauer werden sich garantiert den dritten Teil zu Gemüte ziehen, der im Mai 2007 startet.
Warum? Ganz einfach: Weil sich 'Dead Man's Chest' als durch und durch solide Fortsetzung entpuppt. Mitverantwortlich ist zweifelsfrei die Besetzung, deren grosse Stars alle auch im zweiten Teil mitwirken. Allen voran natürlich Johnny Depp als legendärer Jack Sparrow, der sich jetzt endgültig zu einer der interessantesten Filmfiguren aller Zeiten mausert. Egal ob wegen seinen bissigen Sprüchen, seiner eigenwilligen Gangart oder schlicht dem kauzigen Aussen - alle lieben diesen Piraten. Auch Keira Knightley und Orlando Bloom sind für ihre Rollen zurückgekehrt, um ihnen unter anderem mehr Tiefe zu verleihen. Während Elizabeth nämlich an ihrer Positionierung in der Gesellschaft zweifelt, steht Will zum ersten Mal seit Jahren seinem Vater gegenüber, gespielt von Stellan Sakarsgard. Bester Neuzugang beim Sequel ist Bill Nighy, der unter seiner Maske und mit CGI-Effekten verzierten Visage kaum wiederzuerkennen ist. Als durchtriebener Davy Jones regiert er die Weltmeere. Er ist aber keineswegs ein eindimensionaler Schurke, sondern hat ein Geheimnis erster Güte zu wahren. Ein Geheimnis, das leider noch nicht fertig behandelt wird. Teil 3 wird dies hoffentlich richten. Weiterer Neuzugang: Tia Dalma als mystische Voodoofrau, die perfekt in die Piratenwelt passt. Zudem haben allerhand Charaktere von früher ihre Auftritte, wie etwa James Norrington, Elizabeths einstiger Verlobter.
'Fluch der Karibik' überraschte insbesondere durch die gelungene Kombination aus Action, Abenteuer und Humor. Diese Elemente sind auch in 'Dead Man's Chest' tragend. In der humoristischen Sparte ist er genauso prägnant wie Teil 1, natürlich dank Johnny Depp. Schon nur bei seinem ersten Auftritt ist lautes Loslachen vorprogrammiert. Grösster Mangelpunkt der Fortsetzung ist aber die Action. Nicht, dass es davon zu wenig gäbe. Im Gegenteil: Es werden so viele Schwert- und Seekämpfe geboten, dass sich einzelne Szenen extrem gleichen. Richtig mühselig wird das im letzten Drittel, als der Kraken, ein Riesentintenfisch, seinen grossen Auftritt hat. Das Biest wird immer wieder zurückgeschlagen, nur um ein paar Minuten später nochmals anzugreifen - da hätte die lange Laufzeit von 150 Minuten locker vermindert werden können. Dass Jack noch immer ein Pirat und Abenteurer ist, geht dabei fast ein wenig unter.
Dies und die nicht abgeschlossene Geschichte sind aber die einzigen beiden Kritikpunkte des Sequels. Und in Sachen Inszenierung braucht Bruckheimer sowieso kein Nachhilfeunterricht. Rasante Verfolgungsjagden (etwa, als Ur-Einwohner Jack für eine Gottheit halten und ihn opfern wollen), ein packender Soundtrack mit bekannten und neuen Themen sowie erstklassige Spezialeffekte, wie etwa dem Riesenkraken oder Davy Jones' Gesicht, machen das Abenteuer zu einem kurzweiligen Spektakel, das zumindest in Sachen Machart dem Original in nichts nachsteht. Und viele Anspielungen auf den ersten Film, etwa der Hund mit den Schlüsseln oder die Ohrfeigen, versüssen das Vergnügen für Fans. Bleibt zu hoffen, dass in 'At World's End' alle offenen Fragen und Storylines geklärt werden. Ebenso offen ist der Fortgang der Lovestory von Elizabeth und Will, die in den letzten Filmminuten eine interessante, aber gewagte Änderung nimmt. Denn Bruckheimer kann noch so sehr betonen, wie alles als Trilogie geplant war (schon in 'Fluch der Karibik' fällt etwa der Name Davy Jones) - wenn die Befriedigung des Publikums letzten Endes nicht stimmt, kann seine Mission nicht erfolgreich gewesen sein. Obwohl dies Disney nach Teil 3 theoretisch egal sein könnte: Die Fortsetzungen werden genügend Geld einspielen, um dem Konzern die Bilanz zu versüssen. Und Jack Sparrow bleibt sowieso Kult.
Kurzkritik: Captain Jack is back: In der actionbepackten, aber auch mit viel Humor gespickten Fortsetzung des Kassenschlagers 'Fluch der Karibik' schlägt sich Johnny Depp erneut als kultiger Pirat mit bösen Schergen herum. Nur schade, dass die Geschichte des Films nicht zu Ende erzählt wird und zu sehr darauf setzt, dass alle auch den dritten Teil besuchen werden. Dennoch unterhält ‚Dead Man's Chest' prächtig und macht definitiv richtig hungrig auf das nächste Abenteuer des coolsten Piraten der Filmgeschichte. In diesem Sinne: „Yo ho yo ho, a pirate's life for me!“ |
© geschrieben von Adrian Spring