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Season 1 im Review

BEST. SHOW. EVER. - Joss Whedon, Erfinder von 'Buffy' und 'Angel'

Das Leben in Neptune ist nicht immer fair, was die 18jährige Schülerin Veronica Mars (Kristen Bell) am eigenen Leib erfahren muss: Nachdem ihre beste Freundin Lilly Kane (Amanda Seyfried) ermordet worden ist, ist Veronicas Beliebtheit an der Schule rabiat gesunken und die Trennung von ihrem Freund, Lillys Bruder Duncan (Teddy Dunn), hat da auch nicht drüber hinweg geholfen. Seither ist ein Jahr vergangen und Veronica hat ihren Lebensstil gehörig umgekrempelt: Anstatt sich püppchenhaft zu präsentieren, ist sie zur Outsiderin mutiert und hilft ihrem Vater Keith (Enrico Colantoni), dem einstigen Sheriff von Neptune, bei gewissen Fällen in seiner Privatdetektei. Ganz nebenbei schnüffelt sie für Leute an der Schule in den geheimen Datenbanken herum, um so einen Nebenverdienst zu erhalten. Schliesslich findet sie im neuen Schüler Wallace (Percy Daggs III) einen guten Freund. Doch von etwas ist sie nach wie vor besessen: Sie will herausfinden, wer ihre beste Freundin wirklich umgebracht hat, denn die Beweislage deutet gegen den Verhafteten. Und auf ihrer Suche kommen Schüler wie Logan Echolls (Jason Dohring) oder Weevil (Francis Capra) nicht immer gelegen...

Nicht nur das Leben in Neptune ist selten fair, sondern auch in der amerikanischen TV-Landschaft: Vor lauter verzweifelter Hausfrauen und auf einer Insel gestrandeten Individuen bekam eine neue Serie im Herbst 2004 nicht die Aufmerksamkeit, die ihr eigentlich von der Qualität her zugestanden hätte. Die Rede ist von 'Veronica Mars', welches eine Mischung aus Teenage-, Krimi und Mysteryserie ist. Was nach einem leicht ungewöhnlichen Mix klingt, entpuppt sich als wahrer Suchtgarant. Denn wer die erste der insgesamt 22 Folgen à je 40 Minuten schaut, kommt nicht mehr davon los. Dies liegt unter anderem daran, dass jede Folge mit einem grösseren oder kleineren Cliffhanger endet beziehungsweise Handlungen aus der aktuellen Episode noch nicht abgeschlossen sind und der Zuschauer unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Durch die ganze Season zieht sich nämlich ein dicker roter Faden, auf den man immer wieder zurückkommt und der inständig neue Wendungen nimmt.

Dieser rote Faden wird ganz klar in der ersten Episode ausgelegt: Die Ermordung von Lilly Kane. Fast in jeder Folge kommt die Geschichte darauf zurück bis sie im furiosen Finale definitiv aufgelöst wird. Dass während Veronicas Ermittlungen der Schein oftmals trügt, versteht sich von selbst. Gegen Ende der Season verdichten sich Indizien und dadurch wird die Serie spannender und spannender. Man kann die Story der ersten Season gar als eine der besten der letzten TV-Jahre bezeichnen! Nebenbei bietet jede Folge aber eine eigene kleine Geschichte, die sich meistens mit einem bestimmten Fall beschäftigt, den Veronica und/oder Keith zu lösen versuchen. So will eine Schülerin etwa wissen, wer ihre leiblichen Eltern sind und die Detektiv-Tochter findet mehr darüber heraus. Dass sie bei ihren Nachforschungen oftmals intelligenter und geschickter vorzugehen scheint als das örtliche Sheriff-Department, ist zwar etwas unrealistisch, kratzt aber nur marginal an der stimmigen und vor allem dichten Atmosphäre der Serie. Zusätzlich zu den Fällen hat Veronica natürlich auch mit persönlichen Problemen zu kämpfen, etwa dem Verschwinden ihrer Mutter, Duncans aus dem Weg gehen ihr gegenüber oder dass ihr Vater plötzlich neue Frauen kennen lernt. So ist in der Welt von Neptune immer etwas los und es wird nie langweilig.

Erschaffen wurde 'Veronica Mars' von Rob Thomas, der die Ausgangslage der Serie ursprünglich als Buch geplant hat. Der US-Fernsehsender UPN suchte dann aber nach einem Konzept für eine neue Serie und schwups – eine neue TV-Heldin war geboren. Und eben diese Dame wird von Kristen Bell verkörpert, die die Idealbesetzung für Veronica zu sein scheint. Ihr bissiger, sarkastischer Humor macht extrem Spass, ihre sympathische Art wird viele Anhänger finden und ihr starkes Auftreten vermittelt der Heldin eine unglaubliche Persönlichkeit. Deshalb kann man getrost sagen, dass ein Grossteil von der hochstehenden Qualität der Serie der Hauptdarstellerin zu verdanken ist. Aus diesem Grund ist es umso unverständlicher, dass Bell bei den vergangenen Emmy-Awards übergangen und nicht einmal nominiert wurde. Aber auch der Rest des Cast ist äusserst gut getroffen: Die Vaterfigur von Keith Mars wird von Enrico Colantoni perfekt wiedergegeben und die Gespräche zwischen ihm und Bell gehören zu den Highlights der Serie. In weiteren Teenagerrollen sind Percy Daggs III, Francis Capra, Jason Dohring und Teddy Dunn zu sehen. Die erstgenannten passen toll in die Welt von Neptune, doch Dunn wirkt manchmal etwas steif und verkrampft. Warum dies so ist, klärt sich aber im Lauf der Staffel. Neben dem Maincast gibt es auch wiederkehrende Gaststars. Eine davon ist Alyson Hannigan als Logans Schwester Trina. Witziger Hintergrund: Hannigan gehörte zur Truppe bei ‚Buffy' und ‚Veronica Mars' ist laut ‚Buffy'-Creator Joss Whedon die beste Serie aller Zeiten.

Diese Meinung vertritt allerdings nicht nur er, sondern auch eine Menge Presseleute: Trotz der 'Lost'- und 'Housewives'-Präsenz lobten Kritiker die Serie in den Himmel und priesen Kristen Bell als die herrlichste neue TV-Heroine. Da 'Veronica Mars' einen einzigartigen Stil besitzt, kann man diese Kommentare gut verstehen. Die Serie ist nämlich alles andere als ein Heile-Welt-Szenario, trotz der Ansiedlung in einer (fiktiven) kalifornischen Stadt. Der Druck von Problemen, Intrigen und Korruption ist allgegenwärtig und erinnert nicht umsonst immer mal wieder an den Film noir. Für Serienschöpfer Rob Thomas ist sein „Baby“ nämlich eine Teen-Noir-Serie. Auch gibt es fast in jeder Folge von Season 1 verschiedene Rückblenden auf vorher Geschehenes. Diese Szenen sind jeweils mit einem Filter bearbeitet, so dass sie sich optisch klar vom Rest abheben. Ausserdem kommentiert Veronica das Geschehen oftmals aus dem Off, sprich: Wir können hören, was sie denkt. Der herrlich bissige Humor ist ein weiterer grosser Pluspunkt der Serie. Wenn uns Veronicas Gedanken etwa fragen „You want to know how I lost my virginity?“ und gleich darauf mit „So do I.“ einen draufsetzt, hüpft das innere Sarkasmusherz des Zuschauers. Und alle, die darüber genauso denken, sind bei 'Veronica Mars' eindeutig an der richtigen Stelle. Denn nirgends sonst findet man derzeit eine sympathischere, coolere Heldin und eine bessere Story im TV-Genre. Dass die Schnüfflerin dabei schlauer ist als die Polizei erlaubt, kann man verschmerzen. Kurzum: Veronica Mars rockt!

© geschrieben von Adrian Spring

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