Die beiden 'Heidi'-Bücher ('Heidis Lehr- und Wanderjahre' und 'Heidi kann brauchen, was es gelernt hat') von Johanna Spyri gehören nicht nur zu den bekanntesten Kinderbüchern der Schweiz, sondern auch zu den bekanntesten der ganzen Welt. Über einhundertdreissig Jahre gibt es die beiden Werke bereits, sie wurden in über fünfzig Sprachen übersetzt und abermals verfilmt. Der erste deutschsprachige 'Heidi'-Film stammt aus dem Jahre 1952, ist eine Schweizer Produktion und auch heutzutage noch oft im TV zu sehen. Die Fortsetzung, welche den zweiten 'Heidi'-Band verfilmte, erschien drei Jahre später. Nun, weitere sechzig Jahre später, erscheint nun die zweite Schweizer 'Heidi'-Kinoverfilmung überhaupt. Der Zürcher Regisseur Alain Gsponer ('Lila, Lila', 'Das kleine Gespenst') nahm sich diesem Filmprojekt an, welches gleich beide 'Heidi'-Bücher von Johanna Spyri behandelt. Die Hauptrolle spielt dabei Anuk Steffen, für welche es die erste Filmrolle überhaupt ist. Die elfjährige Churerin strahlt schlichtweg pure Lebensenergie aus und entspricht somit perfekt ihrer Rolle der stets optimistisch denkenden Heidi. Ein Glücksgriff. Aber auch der Alpöhi ist mit Schauspiel-Legende Bruno Ganz ('Der Untergang') topbesetzt. 'Heidi' orientiert sich sehr an den originalen Büchern, wirkt authentisch und schafft es zudem, eine tolle Atmosphäre über die gesamte Laufzeit zu schaffen. Ob in den Alpen mit den saftig grünen Wiesen und den schneebedeckten Berggipfeln, im Dorf unten im Tal durch die „büezenden“ Dorfbewohner und das raue Klima oder im urbanen und geschäftstüchtigen Frankfurt bei einer überaus wohlhabenden Familie in deren feudalen Stadtvilla. Das harmonische und gut aufgelegt Cast und die wunderbare Machart mit den tollen Settings treiben die Story sprichwörtlich voran, wodurch es dem Zuschauer kaum langweilig wird. Was nach fast zwei Stunden Laufzeit dabei herauskommt ist ein unpatriotischer Heimatfilm, welcher auf den ersten Blick zwar kitschig wirken mag, auf den zweiten Blick aber überaus viel Echtheit, Ehrlichkeit und Lebensfreude ausstrahlt und wahrhaftig eine Romanverfilmung und kein leidiger Schweiz Tourimus-Werbefilm ist. Nach dem 'Schellen-Ursli' von Xavier Koller ein weiterer Schweizer Familienfilm aus dem Jahre 2015, welcher schlichtweg in jede Schweizer Filmsammlung gehört und auch in Jahren noch sehenswert sein wird. Toll verfilmtes Kinderbuch ohne Heimatkitsch. Stimmig, fröhlich, einfach pure Lebensfreude! |