Japan hat rund einhundertdreissig Millionen Einwohner - davon sind nicht einmal ein Prozent christlichen Glaubens. Was die christliche Missionierung im sechzehnten Jahrhundert in vielen Orten der Welt ändern konnte, war in Japan nicht möglich. Die Vorstellung eines einzigen allmächtigen Gottes ist mit den traditionellen religiösen Vorstellungen Japans schwer in Einklang zu bringen - weswegen zwischen 1612 und 1873 das Christentum in ganz Japan verboten war und mit brutaler Folter und gegebenenfalls dem Tod der gesamten Familie bestraft wurde. Dennoch versuchten damals viele portugiesische Missionare (da durch den Vertrag von Tordesillas Japan Portugal zugesprochen wurde) den christlichen Glauben zu verteilen - im Geheimen, versteht sich. Oscar-Preisträger und Regie-Legende Martin Scorsese, welcher in jungen Jahren tatsächlich Priester werden wollte, dreht nun nach 'Die letzte Versuchung Christi' (1988) und 'Kundun' (1997) ein weiteres Religions-Drama. Es nennt sich 'Silence' und basiert auf dem gleichnamigen Roman von 1966 des (christlichen) japanischen Autors Endō Shūsaku. Scorsese nimmt sich für die Inszenierung Zeit. Stolze zweieinhalb Stunden dauert 'Silence' und schreitet dabei sehr gemächlich voran. Wenig Schnitte, viele Landschaftsbilder, wenig Gespräche, viele Emotionen. Als Zuschauer soll man zur Ruhe kommen und die Bilder wirken lassen. 'Silence' ist allerdings keine leichte Kost. Die Shogune der damaligen Zeit gingen rigoros gegen Christen vor. Sie wurden gefoltert, mussten mit ansehen wie ihre Familienmitglieder gefoltert oder getötet wurden, was nicht selten dazu führte dass sie nach einer Gehirnwäsche ihrem christlichen Glauben abschworen. Dies erging auch Priestern nicht anders, obschon jene die Folter viel länger ertrugen, als dass sie dem Christentum abschworen. Scorsese braucht für die intensiven Szenen aber nicht viel Blutgemetzel oder sonstige physische Qualen zu zeigen. Die Verzweiflung der Opfer sowie auch die Willenskraft einiger, sich den Shogunen nicht zu beugen und beispielsweise ihren Fuss auf ein Bild der Jungfrau Maria zu setzen, lassen 'Silence' überaus intensiv wirken. Dazu verhelfen auch die tollen darstellerischen Leistungen der japanischen Schauspieler, welcher überaus viel Authentizität ausstrahlen. Auch die Tatsache, dass die Shogune in Japanisch miteinander kommunizieren, steigert den Realitätsgrad des Filmes. Letztendlich dauert 'Silence' zwar sehr lange und beinhaltet gegebenenfalls im ersten Teil noch einige Längen, doch mit der Zeit verflachen diese da die Intensität des Werkes den Zuschauer irgendwann einholt. Ein inszenatorisch sehr gelungener Film und nach 'The Wolf of Wall Street' wiederum ein sehr sehenswertes Stück Arbeit von Martin Scorsese. Scorsese's Religions-Drama ist sicherlich keine leichte Kost, jedoch von intensiver Bildgewalt! |