Nach sieben Kurzfilmen in den letzten sieben Jahren, versucht sich Regisseur und Autor Ari Aster nun das erste Mal an einem Langspielfilm. Obwohl seine Kurzfilme allesamt eher dem Komödiantischen zuzuordnen sind, ist sein Kinodebüt überraschenderweise ein Mystery-Horror-Drama. Es nennt sich 'Hereditary' und ist in den Hauptrollen mit der Oscar-Nominierten Toni Collette ('The Sixth Sense') und dem Golden Globe-Preisträger Gabriel Byrne ('Die üblichen Verdächtigen') top besetzt. Die Story wirkt jedoch sehr unscheinbar: Ein abgelegenes Haus am Waldrand, die Grossmutter stirbt und auf einmal beginnt es zu Spuken und die Familienmitglieder beginnen sich eigenartig zu verhalten. 'Hereditary' ist aber keineswegs ein gängiges B-Horror-Movie, sondern weitaus mehr: Ari Aster hat sein Handwerk trotz Langspielfilmdebüt im Griff. Die Kamerafahrten, das Tempo, die Gruselatmosphäre und mittendrin eine Toni Collette, welche zweifelsohne eine Oscar-reife Leistung abliefert. 'Hereditary' begnügt sich nicht damit, in möglichst brillanter Weise den Zuschauer auf die Fährte von Poltergeistern und Dämonen zu locken und die Gruselatmosphäre aufrecht zu erhalten, sondern er baut auch prekäre und überaus tragische Schicksalsschläge mit ein, welche die sonst schon beklemmend inszenierte Story um ein Vielfaches aufwerten. Spätestens ab dem ersten Schicksalsschlag, in welchen Tochter Charlie involviert ist, bleibt der Zuschauer bis zur letzten Minute des Films am Bildschirm kleben. Die über zweistündige Laufzeit (was für einen Film dieses Genres und dieses Plots eigentlich viel zu lang ist) vergehen förmlich wie im Flug. Hinzu kommt, dass 'Hereditary' nicht nur im Horror-inszenatorischen überzeugt, sondern auch in Sachen Emotionalität und Dialoge. Als Zuschauer merkt man nicht nur, wie sich die neuen Umstände auf die gesamte Familie auswirken, sondern man spürt auch, dass jeder der Familienmitglieder anders darauf reagiert. Einige bewusst, andere weniger, wieder andere fast gar nicht. Gegen den Schluss könnte zwar für den einen oder anderen Zuschauer der "Denkapparat" etwas überlastet werden (insbesondere die Schlussszene wird wohl bei einigen Zuschauer ein paar Fragezeichen hinterlassen), doch abgesehen davon, kommen Horror- und Mystery-Fans sowie Fans von Familiendramen zweifelsohne auf ihre Kosten. Unscheinbares Horror-Mystery-Drama, das sich als wahrhaftige Genre-Perle entpuppt! |