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Inhalt |
Wien, 1938: Österreich wird vom Nazi-Regime besetzt. Kurz bevor der Anwalt Dr. Josef Bartok (Oliver Masucci) mit seiner Frau Anna (Birgit Minichmayr) in die USA fliehen kann, wird er verhaftet und in das Hotel Metropol, Hauptquartier der Gestapo, gebracht. Als Vermögensverwalter des Adels soll er dem dortigen Gestapo-Leiter Franz-Josef Böhm (Albrecht Schuch) Zugang zu Konten ermöglichen. Da Bartok sich weigert, kommt er in Isolationshaft. Über Monate bleibt Bartok standhaft, verzweifelt jedoch zusehends - bis er durch Zufall an ein Schachbuch gerät. |
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Originaltitel |
Schachnovelle |
Produktionsjahr |
2021 |
Genre |
Drama |
Laufzeit |
ca. 112 Minuten |
Altersfreigabe |
ab 12 Jahren |
Regie |
Philipp Stölzl |
Darsteller |
Oliver Masucci, Birgit Minichmayr, Albrecht Schuch, Moritz von Treuenfels, Carl Achleitner |
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Kritik |
Die berühmte Schachnovelle, welche der britisch-österreichische Schriftsteller Stefan Zweig zwischen 1941 und 1942 im brasilianischen Exil schrieb, ist nicht nur Zweigs bekanntestes Werk - sondern auch sein letztes vor seinem Selbstmord. Bereits 1960 wurde die Novelle erstmals für die grosse Leinwand adaptiert (von Regisseur Gerd Oswald und Drehbuchautor Harold Medford), doch die Kritiken waren nur durchzogen und es reichte lediglich für eine einzige Nomination am Film Festival in Venedig. Trotzdem (oder gerade deshalb?) nimmt sich nun Regisseur Philipp Stölzl ('Nordwand') dem Vorhaben an, eine zweite Verfilmung von Zweigs Dauerbestseller zu drehen. Als Drehbuchautor ist Eldar Grigorian im Einsatz, für welchen es sich um sein persönliches Langspielfilm-Debüt handelt. Eine Novelle ist gemäss Definition eine Erzählung von kürzerer bis mittlerer Länge. Stölzl und Grigorian strecken die lediglich achtzig Seiten des Originalwerks jedoch auf fast zwei Stunden, nutzen diese Zeit aber äusserst sinnvoll, um die psychische Belastung der monatelangen Isolation Bartoks in seinem Hotelzimmer zu verdeutlichen. Im fehlt es dort in diesem Luxushotel eigentlich an nichts: Doch die überaus schwer zu ertragende Langeweile lässt ihn psychisch verfallen und an den Rand des Wahnsinns treiben. Diese Inszenierung gelingt Stölzl aber überaus gut, was auch Hauptdarsteller Oliver Masucci ('Er ist wieder da') zu verdanken ist, welcher mit seiner Figur eine Wandlung durchmacht, die zweifelsohne seinesgleichen sucht. Durch viele Szenenwechsel, welche Bartok nach seiner Isolation auf einem Passagierschiff Richtung Amerika zeigen, wirkt das Geschehen zudem dichter und damit auch packender für den Zuschauer. Einzig das letzte Drittel gerät da etwas aus dem Gleichgewicht und zeigt Bartok auf besagtem Passagierschiff so extrem am Rande des Nervenzusammenbruchs, dass er nicht mehr Mitleid, sondern fast schon Fremdscham beim Zuschauer auslöst. Diese Gefühle passen daher nicht wirklich ins Gesamtbild, auch wenn sie erzählerisch natürlich vollends Sinn machen. Nach 1960 die 2. Verfilmung von Stefan Zweigs berühmter Schachnovelle - und sie ist gelungen! |
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© rezensiert von Philipp Fankhauser am 25.03.22
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