Bereits mit 'A Tale of Two Sisters' im Jahr 2003 oder mit 'I Saw the Devil' (2010) sowie natürlich mit 'Train to Busan' (2016) bewies Südkorea bereits zur Genüge, dass sie nicht nur starke Dramen ('Parasite', 'Minari'), sondern auch packende Horrorfilme produzieren können. Aufgrund der Story und des Filmplakats, wirkt auch der neueste Streifen 'The Anchor' der südkoreanischen Regisseurin Ji-Yeon Jung wie ein weiterer Film dieser Sparte. Doch tatsächlich handelt es sich hierbei um einen Mystery-Thriller, der trotz seiner FSK16-Kennzeichnung eher zurückhaltend mit Schockeffekten und Blutvergiessen umgeht. Der deutsche Untertitel 'Stimmen aus der Dunkelheit' verleitet hier tatsächlich zur Annahme, dass es sich um einen gruseligen Horrorschocker handelt - was aber nicht stimmt. 'The Anchor' beginnt aber trotzdem sehr vielversprechend: Das Setting, die Protagonistin, die Atmosphäre - alles wirkt stimmig und der psychologische Druck, der bei Se-Ra's Arbeit auf sie ausgeübt wird, verstärkt natürlich die vermeintliche Tatsache, dass sie tatsächlich Stimmen hört, die nicht existieren. Mit dem wegweisenden, verstörenden Anruf nimmt dann schlagartig auch die Handlung Fahrt auf und Se-Ra, stets motiviert und angetrieben von ihrer ehrgeizigen Mutter, beschliesst auf eigene Faust dem mysteriösen Mordfall nachzugehen. Von hier an übernehmen dann aber leider nach und nach Standard-Krimi-, Mystery- und Thriller-Elemente, welche dem bis anhin harmonischen Ganzen ein paar Seitenhiebe verpassen und dem Spannungsgrad, der Kurzweil und der Intensität ein Bein stellen. So kommen die letzten beiden Filmdrittel leider nur sehr schleppend voran und die Tatsache, dass der Plot-Twist schon sehr früh vorhersehbar wird, macht das Ganze leider nicht besser. Schade - Potential wäre durchaus vorhanden gewesen. Stimmiger, aber sehr spannungsarmer Mystery-Thriller mit einem zu vorhersehbaren Plot-Twist! |