Transvestitismus wurde in den letzten Jahren zur Genüge in der Gesellschaft etabliert - und auch die nichtbinäre Geschlechtsidentität findet mittlerweile Akzeptanz. Daher sind Filme zu diesem Thema lange nicht mehr so aufregend und "neu" wie beispielsweise noch vor zwanzig Jahren. Wenn es allerdings um Kinder geht, die in einem (meist) traditionellen Familienkonstrukt mit Mutter, Vater, Kind aufwachsen, ist das Tabu oftmals noch gross. Daher ist es kaum verwunderlich, dass Hüseyin Tabaks neuester Film polarisiert - alleine schon des Titels wegen: 'Oskars Kleid'. Klar, die LGBTQIA-Community ist natürlich über den Titel empört - schliesslich nennt sich der titelgebende Oskar eigentlich Lilly (und wird auch von einem Mädchen, Laurì, gespielt). Doch ein Mädchen-typisches Kleidungsstück kombiniert mit einem Jungennamen macht natürlich Werbungs-technisch viel besser auf sich aufmerksam im Filmtitel. 'Oskars Kleid' behandelt letztendlich genau jene Themen, die man von einem Film dieses Formats erwartet: Abneigung der Eltern, die irgendwann in Akzeptanz übergeht, Mobbing an der Schule sowie der Aspekt, wie die Grosseltern damit umgehen, welche aus einer noch konservativeren Generation stammen. Das Drehbuch ist von Florian David Fitz, welcher auch sogleich die Hauptrolle von Vater Ben spielt. Der Film ist nicht so aufgebaut, dass er eine besonders verstrickte oder verblüffende Geschichte erzählen will. Die grossen, überraschenden Wendungen ahnt man als Zuschauer bereits. Aber dennoch reisst der Film mit und begeistert insbesondere durch seine Leichtigkeit, wie er sich diesem doch noch recht neuen, eher komplexen Outing-Thema annimmt. Der erste deutsche Mainstream-Film über ein Transkind ist demnach eine gelungene Überraschung. Ehrlich und mit viel Leichtigkeit erzählt! Es geht hier ganz klar um eine Herzensangelegenheit! |