The O.C. - Season 1
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Kritik
Die Ausgangslage von 'The O.C.', so der amerikanische Titel der Serie, könnte für eine Jugendserie nicht typischer sein. Denn in Orange County gibt es genügend Platz für Intrigen, Liebeleien und Schlägereien. Doch hinter der Fassade des Newport-Viertels steckt weitaus mehr. Josh Schwartz, der Creator des Hits, ist eine unterhaltsame Serie gelungen, die es in sich hat. Dies liegt grösstenteils an der fantastischen Charakterzeichnung der Figuren und ihren Darstellern. Angefangen mit Ryan, die jugendliche Leaderfigur in der ersten Staffel: Benjamin McKenzie spielt ihn mit grosser Überzeugung und viel Dynamik. Man sieht ihm die innere Zerrissenheit förmlich an. Sein Co-Star Adam Brody ist als Seth einfach nur genial. Seine sarkastischen Sprüche und die lockere Art sind zum Schreien komisch. Dennoch hat auch er viel mehr Tiefe als es anfänglich scheinen könnte: Bevor Ryan nach Newport kam, war er der grosse Aussenseiter und Loser, keiner hatte ihm Beachtung geschenkt. Ryans heimliche Liebe Marissa wird von Mischa Barton verkörpert. Ihre natürliche Erscheinung macht sie auf Anhieb sympathisch. Und wie könnte es anders sein: Auch hinter ihrer Figur steckt viel mehr, als man zunächst denkt. Die junge Garde wird von Rachel Bilson komplettiert, die Seths grosse Liebe Summer spielt. Doch sie interessiert sich überhaupt nicht für ihn: Sie ist die typische Highschool Diva-Zicke und ist in ihrer Rolle köstlich! Wie viele der Charaktere macht aber auch sie während der Season eine Wandlung durch. Kein Maincharakter, aber dennoch in vielen Folgen zu sehen ist Samaire Armstrong als Anna Stern. Auch sie ist eine tolle Schauspielerin und bringt viel Schwung in die Highschool von Newport.
Eine der Besonderheiten an 'The O.C.' ist aber, dass man nicht nur mit "Teenie-Geschichten" konfrontiert wird. Fast genauso stark werden nämlich die Elternteile von Seth und Marissa ins Geschehen miteinbezogen. Star dieser Garde ist ganz klar Peter Gallagher, den man auch aus dem Kino kennt. Doch mit Sandy Cohen scheint er nun die perfekte Rolle gefunden zu haben. Er kommt extrem natürlich rüber und hat immer einen lockeren Spruch auf Lager. Seine Serienfrau Kirsten wird mit viel Liebe von Kelly Rowan gespielt. Man nimmt ihr die besorgte Mutter, gleichzeitig aber auch knallharte Geschäftsfrau problemlos ab. Das Nachbarspaar, Julie und Jimmy Cooper, bekommen ihr Leben von Melinda Clarke und Tate Donovan eingehaucht. Die Geschichten der älteren Generationen unterscheiden sich wesentlich von jenen der Jungen: Während diese mit Rivalitäten, Liebesproblemen und dem alltäglichen Highschool-Horror zu kämpfen haben, müssen sich die "Alten" mit Schwiegereltern, Scheidungen und Meinungsverschiedenheiten herumschlagen. Dabei scheint nichts an den Haaren herbeigezogen, alles könnte auch im realen Leben passieren. Um noch mehr Abwechslung rein zubringen werden auch Ryans Vergangenheit einbezogen und Alkoholproblemen diskutiert. Dabei ist das Bonzenviertel Newport wie geschaffen für diese Serie: Denn hinter der scheinbar perfekten Fassade von den Reichen und Schönen herrschen dieselben Probleme, mit denen auch Ryans Leute in Chino zu kämpfen haben.
Etwas, was bei 'The O.C.' besonders überzeugt, ist der Tiefgang. Selten zuvor hat es eine Serie geschafft, eine solche emotionale Verbindung oder ein grösserer Identifikationsfaktor zu den Figuren aufzubauen. Da ist zum Beispiel der Abschied von Seth und Anna am Flughafen. Diese Szene ist dank passender Musik (das 'If you leave'-Cover von Nada Surf) an Tiefgang kaum zu überbieten. Doch im Seasonfinale wird man eines besseren belehrt. Ohne viel vornweg zunehmen: Die Abschlussequenz ist etwas vom mitfühlendsten, was die TV-Geschichte bisher miterlebt hat. Zu verdanken ist dies auch dem passenden Song 'Hallelujah' von Jeff Buckley, der einfach zum Heulen schön ist. Bei dieser Szene wird so mancher ein paar Tränen verdrücken. Sowieso bietet die Serie tolle Musik am laufenden Band. Neben dem coolen Titelsong 'California' von Phantom Planet gibt es immer wieder zur Szene passende Songs, etwa bei der Silvesterfeier das damals noch nicht einmal erhältliche Stück 'Dice' von Finley Quaye und William Orbit. Auch zuhören gibt es ein gelungenes Cover von Oasis’ 'Wonderwall', das jedoch einen ganz anderen, faszinierenden Stil rüberbringt. Hatten schon Serien wie 'Smallville' ein glückliches Händchen was die Liederwahl betrifft, gibt es mit 'The O.C.' nun eine neue Referenz.
Eigentlich ist 'The O.C.' eine Dramaserie. Doch das heisst nicht, dass der Humor zu kurz kommt. Im Gegenteil: Seth und Sandy tragen massgebend dazu bei, dass es ein paar zum Schreien komische Szenen gibt. Und auch viel subtiler Humor, etwa durch Dummchen Summer, verbreitet eine legere Atmosphäre. Und genau das ist es, was 'The O.C.' zu einem solchen Erfolg macht: Sie ist schlichtweg sympathisch. Die Serie wird als "Phänomen der Pop-Kultur" gehandelt. Und es stimmt: Die Mischung zwischen Drama und Humor ist gelungen, der Übergang von der jungen zur alten Generation überzeugend. Natürlich kennt man einige der typischen Highschool-Szenen schon zu Genüge, wie etwa die vielen Prügeleien, doch die Serie schafft es, neuen Schwung hineinzubringen. Und durch viele Überraschungen und Wendungen wird die Serie gleich nochmals abwechslungsreicher. Doch man sollte gefasst sein: Wer einmal mit 'The O.C.' anfängt, kommt nicht mehr davon los. Man muss alle 27 Folgen an je 42 Minuten sehen, um jedes noch so kleine Detail mitzubekommen. Dies ist nicht negativ gemeint, ganz im Gegenteil: Die Serie macht unglaublich süchtig, nicht zuletzt wegen den gelungenen, folgenübergreifenden Handlungen! Und wenn man dann in den späteren Folgen mit Anspielungen auf die ersten Folgen beglückt wird, freut sich das Herz. Denn so hat 'The O.C.' schon viele Fans gewonnen - und wird es auch in Zukunft tun.
Bild Das Bild ist oftmals von Rauschen und Unschärfen geplagt, so dass stets ein etwas negativer Eindruck bleibt. Der Kontrast und die Farben wissen aber zu gefallen. Präsentiert wird das Bild erstaunlicherweise in 4:3, obwohl die erste Staffel 2003/2004 entstanden ist. Viele andere Serien waren da schon auf den 16:9-Zug aufgesprungen. |
Sound Auch hier Ernüchterung: Die erste Staffel bietet lediglich Stereo. Dies ist aber zu verschmerzen, da die Serie sowieso nicht auf Surround aus wäre. Doch bei den vielen Musikszenen hätte man sicht ein wenig Räumlichkeit gewünscht. |
Extras
- Das Casting
- Die Musik
- Hinter den Kulissen des echten O.C.
- Nicht verwendete Szenen
- Ausblick auf Season 2
- Musikguide
Das Special über die Charaktere ist interessant und bietet gute Hintergründe zum Casting. Noch besser gefällt die interessante Doku über die verwendeten Songs in der Serie und wie es teils dazugekommen ist. Bei den nicht verwendeten Szenen wird man stets von Serienschöpfer Josh Schwartz eingeführt. Dabei ist er so ehrlich und sagt gleich vornweg, ob die Szene gut oder schlecht ist. Der Ausblick auf die zweite Staffel ist interessant: Verraten wird nicht viel, dafür spekulieren die Darsteller darüber, was mit ihren Figuren so alles geschehen könnte - eine gelungene Idee. Ein interessantes Special ist auch jenes, in dem Bewohner von Orange County über die Parallelen zur Serie sprechen. Mehr gibt’s leider nicht, auch keine Audiokommentare.
DVD Übersicht | |
Filminformationen | |
Originaltitel | The O.C. - Season 1 |
Genre | Jugendserie |
Studio | Fox Television |
Verleih | Warner Home Video |
Laufzeit | ca. 1134 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren |
Created By | Josh Schwartz |
Darsteller | Peter Gallagher, Kelly Rowan, Benjamin McKenzie, Adam Brody, Mischa Barton, Chris Carmack, Melinda Clarke, Rachel Bilson, Tate Donovan |
Technische Details | |
Bild | 4:3 (1.33:1) |
Ton | Deutsch: Dolby Surround 2.0 Englisch: Dolby Surround 2.0 Französisch: Dolby Surround 2.0 |
Untertitel | Deutsch, Englisch, Französisch, Griechisch, Portugiesisch, Holländisch, Polnisch, Norwegisch, Dänisch, Finnisch, Hebräisch |
Anzahl Discs | 7 |
Verpackung | Digipack |
© rezensiert von Adrian Spring am 03.07.05