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Engel und Joe



Release:
23. Mai 2002

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Kurzkritik:
Wertkonservativismus, Sozialkitsch und das punk'sche Milieu: eine ausserordentlich moderne Mischung die, zusammen mit jungen hochglanz Schauspielern, für ein ebenso ausserordentlich anstrengendes Filmerlebenis sorgt.







Inhaltsangabe

Als Joe (Jana Pallaske) von zu Hause flüchtet, lernt sie auf der Kölner Domplatte Punk und Ex-Junkie Engel (Robert Stadlober) kennen. Die beiden verlieben sich ineinander und stürzen kopfüber in eine turbulente und heftige Beziehung mit vielen Hindernissen. Mit der Anti-Gesellschafts-Moral eines Punks und der Naivität einer verlorenen Seele, beginnt das Abenteuer zweier sich leidenschaftlich und zugleich verwirrt liebenden Teenagern. Als Joe dazu noch schwanger wird, wollen die beiden entgültig von ihren Problemen entfliehen...



Kritik

Nach 'Honolulu' war Vanessa Jopp bekannt als die Regisseurin, welche die deutschen Jungstars aus ihrem neukommerziellen Ruhm herausholt und die "Kleinen" weiterhin an potentiell geistreiche Produktionen teilnehmen liess. Nach Daniel Brühl tat sie dies nun auch mit Robert Stadlober, dem Star aus dem Jungendrama 'Crazy'. Stadlober spielt einen von der Gesellschaft geächteten Punk, ein Flüchtling des Alltagslebens und Mitglied einer "neuen" kollektiven Familie. Dass die Moral der Strassenkinder aber kaum zu der finalen Amibvalenz des Films dazugehört, merkt man bereits nach der ersten amüsant-tragischen Begegnung von Engel und Joe. So ist auch Joe eine Flüchtige von der Gesellschaft; auch ihr wurde eine angenehm fundamentalistische Norm versprochen, die dann doch nicht eingehalten wurde und folglich schliesst sie sich den Heim- und Strassenkinder der Kölner Szene an, um zusammen mit ihren neuen Freunden das Leben zu "überleben". Doch das Milieu Leben kann und darf nicht das einzig Wahre sein und die beiden Obdachlosen machen sich auch bald Gedanken über ihre Zukunft: Liebe, Vertrauen, Hoffnung und vor allem eine gemeinsame Familie sind Charakteristiken für den starken Zusammenhalt ihrer Beziehung.

'Engel & Joe' ist eine untypisch-gesellschaftskritische Liebesgeschichte. Wie auch 'Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhofs-Zoo' soll sich Vanessa Jopp's Film auf eine wahre Begebenheit stützen ("Stern"-Reportage von Kai Hermann). Man merkt der äusserst übertriebenen Darstellung des Filmes aber leider an, dass eine solche 'Liebe' im realen Leben nicht existieren kann: Joe fixiert Engel beinahe in egozentrischer Art und Weise in ihre Beziehung ("Schöne Frauen stehen nicht auf so Typen wie mich." - "Ich bin nicht schön..."). Für Engel ist Joe die erste grosse Liebe (in jeder Hinsicht), für Joe allerdings ist Engel die Fahrkarte aus der betrübten Welt der 'nicht-erfüllbarer-Versprechen'. Zusätzlich zu den Abnormen und Problemen des 'freien Lebens' im Milieu, führt Jopp die Geschichte in einer völlig vorhersehbare Weise in die Drogenszene ein. Beide verfallen dem Tripp und zu allem Übel wird Joe (unter Heroin-Einfluss) noch schwanger. Die emotionalen Geschütze des Films überschneiden sich und könnten dem trivial geneigtem Zuschauer schnell bis über den Kopf hinauswachsen. Dass letztendlich auch das Schicksal der beiden nicht weiterhin angegeben wird und der Film in einem "Open-End" endet, schafft hier auch nicht weiter Abhilfe.

Hätte 'Engel + Joe' nicht Stadlober und eine absolut grandiose Pallaske im starring, wäre der Gesamteindruck des Films wohl ziemlich kaschiert. Beide können absolut überzeugen und tragen den Hauptteil zu der nervenzerreisenden Intension des Streifens bei. Vanessa Jopp brachte beide Jungstars an ihre Grenzen und leider merkt man hier auch, dass vielleicht sogar ein bisschen weniger Emotionen besser gewesen wäre. Dass eine solch pathetische Dramaturgie dem Film schlussendlich in stilistischer Hinsicht ein bisschen schadet hat allerdings kaum Auswirkungen auf das Gesamtbild: 'Engel + Joe' ist ein ausserordentliches, modernes Sozialdrama, welches schauspielerisch absolut überzeugen kann und tief unter die Haut geht.

Die DVD
Bild
Was beim Trailer-Extra als Kontrast-Missgeschickt auffällt, kann beim Hauptfilm manchmal ein bisschen nerven: An sich ist das Bild scharf, leider aber versickern teils Szenen in einem zu düsteren Kontrast. Leider ist dies auf die Machart des Films zurückzuführen. Dies könnte man auch subjektiv als 'stilistische Eigenart' betrachten...
Sound
Wie für eine deutsche Produktion üblich gibt es auch auf der DVD nur eine solche Tonspur und Untertitel für Hörgeschädigte. Der Ton im Hauptfilm ist solide, aber nicht perfekt. Teilweise kratzt es aus den Boxen wenn wieder einmal laut geweint und geschrien wird und leider wirkt es manchmal auch so, als ob die Musik die Szenerie 'überfluten' würde. Absolut verächtlich sind die soundtechnischen Ritzer der Interviewaufnahmen in den Extras. Schade, dass hier immer geschlampt wird...

Extras
- Interaktive Kapitelstruktur
- Making of
- Audiokommentare
- Trailer
- Musiktrailer
- Interview mit den Hauptdarstellern
- Fotogalerie
- Programmvorschau
- Deleted scenes


DVD Übersicht
Filminformationen
Originaltitel Engel und Joe
Genre Drama
Studio ProKino
Verleih Universal
Laufzeit ca. 95 Minuten
FSK ab 12 Jahren
Regie Vanessa Jopp
Darsteller Robert Stadlober, Jana Pallaske, Oliver Wolter, Mirko Lang
 
Technische Details
Bild 16:9 (1.85:1)
Ton Deutsch: Dolby Digital 5.1
Untertitel Deutsch für Hörgeschädigte
Anzahl Discs 1
Verpackung Amarayhülle

© rezensiert von Philipp Thalmann am 05.07.04

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